Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
glücklich
und zufrieden und will die Ritterspiele einfach nur genießen, Monsieur Brinon.«
Marguerites Entscheidung schien auch dem König zu gefallen. Wahrscheinlich wäre er aber nicht weniger einverstanden gewesen, hätte die junge Braut die Farben der Normandie, des Burgund oder vielleicht sogar die der Bretagne verteidigt.
»Ausgezeichnet!«, rief er bester Laune und sehr angetan von der Vorstellung, dass er in Kürze seinen Lieblingssport bewundern durfte.
»Bis zum Ende der Festlichkeiten ist die Grafschaft d’Angoulême noch die Eure, mein liebes Kind«, meinte er zu Marguerite und, an die Königin gewandt, mit einer ausladenden Geste: »Es wäre schön, wenn unsere Tochter Claude das Wappen der Valois hochhalten würde, mein Herz.«
Anne fuhr empört zusammen. Obwohl sie seit Stunden ein Lächeln auf den Lippen trug und sich geschworen hatte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, schien diese mit einem Mal wie weggewischt.
»Mir wäre es allerdings viel lieber, sie würde die Farben der Bretagne verteidigen, mein Herz«, zischte sie.
Louis XII. schmollte und gab seiner Gattin einen zärtlichen Handkuss. Schon lange war er dazu übergegangen, ihre Pläne mit besänftigenden Gesten und Worten zu vereiteln.
»Ihr verteidigt Eure Farben so gut, mein Herz, dass die Bretagne keinen anderen Fürsprecher braucht.«
»Euch geht es ja wohl vor allem darum, die Interessen Eures Schützlings zu verteidigen«, meinte die Königin gereizt und entzog ihm ihre Hand.
»Warum macht Ihr es nicht wie Louise, richtet die Frage an Eure Tochter und lasst sie entscheiden?«, schlug Ludwig vor.
Die junge Claude hatte gehört, was ihr Vater sagte, und wandte sich strahlend an François. Endlich hatte sie die Wahl. Da gab es nichts zu überlegen. Ganz bestimmt wollte sie diese günstige Gelegenheit, auf die sie schon so lange gewartet hatte, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Endlich konnte sie sich vor dem hervortun, für den ihr Herz schlug und der ihr Mann werden sollte, ihr König! Bestimmt würde sie ihm noch in der Hochzeitsnacht einen Dauphin schenken.
Ja doch, Claude wollte François heiraten. Wie ein kleines Mädchen hatte sie bei der Vorstellung, sie müsste das Château de Blois, ihr geliebtes Zuhause, verlassen, vor Angst gezittert. Hier hatte sie ihre Freundinnen, ihren Lieblingszeitvertreib, ihre kleinen Vergnügungen. In Blois wollte sie bleiben, und François d’Angoulême wollte sie heiraten.
Die kleinen Dummheiten ihres stürmischen Verlobten konnte sie gewiss gut ertragen – sie, die weder schön noch anmutig war!
Durch den bewundernden Blick, den sie dem jungen Herzog von Valois schenkte, war man in keiner Weise auf die Äußerung vorbereitet, die sie nun in aller Öffentlichkeit machte.
»Wen soll ich Eurer Meinung nach verteidigen, François?«, fragte sie, und ihre Augen funkelten mit einem Mal glücklich.
François beugte sich zu ihr und sah das junge Mädchen verschmitzt an.
»Bin ich Euch denn nicht der nächste Vertreter der Familie Valois? Ich bitte Euch, Claude, verteidigt das Wappen der Valois.«
»Dann seid Ihr also der gleichen Meinung wie mein Vater, François.«
Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich die kleine Claude in ein selbstbewusstes, verliebtes junges Mädchen verwandelt.
Diese Verwandlung war ihrem Vater nicht entgangen, und sie gefiel ihm dermaßen, dass er zufrieden in die Hände klatschte.
»Man bringe ihr ein Fähnchen der Valois!«, verlangte er lautstark.
Claude bebte vor Freude. Noch nie im Leben war sie so glücklich gewesen! Ein neues Universum tat sich für sie auf, und vor Freude wurde ihr ganz warm ums Herz. Auf einmal schien ihre Jugend hoffnungsvoll.
Sie platzte fast vor Glück und fand François schön, zärtlich und lustig. Wie hätte sie da den hasserfüllten Blick bemerken sollen, den ihre Mutter auf den Thronfolger warf, an dem sie alles verabscheute – sein Aussehen, sein Benehmen und seine Äußerungen?
Mit einer Hand, die ausnahmsweise einmal nicht zitterte, nahm Claude den Wimpel der Valois und schwenkte ihn zu ihrer eigenen Verwunderung äußerst geschickt.
»Im Übrigen ist Seigneur d’Apremont ein sehr stolzer Kämpfer«, wagte sie zu sagen.
François sah sie überrascht an, weil sie sonst nie eine eigene Meinung äußerte. Dann lächelte er siegesgewiss und rief: »Auf unseren großen Meister, den Seigneur d’Apremont, der für die Farben der Valois reitet! Auf unseren König! Auf die Reiterspiele zu Ehren meiner geliebten
Weitere Kostenlose Bücher