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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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konnte wissen, was aus dieser Eskapade werden würde.
    An der Stadtmauer wurden sie von der Menschenmenge mitgerissen, die außer Rand und Band war. Charles musste Alix mehrmals am Arm festhalten, damit sie nicht in der Menge verloren ging. Immer wenn eine Gruppe sich an den Händen haltender und ohrenbetäubend laut kreischender junger Leute vorbeikam, wurden sie beinahe getrennt. Schließlich fasste Charles Alix um die Taille und ließ sie nicht mehr los.
    Die Leute rannten und sangen und tanzten und bejubelten die »Margerite unter den Prinzessinnen«, wie Marguerite von den Valois genannt wurde. Man sprach von der »schönen« Normandie, die sie zusammen mit dem »schönen« Normannen heiratete. Jeder hatte Gelegenheit genug gehabt, sich davon zu überzeugen, dass der Duc d’Alençon ein verführerischer Soldat und ein stolzer Ritter war, der sein Schwert genauso gut zu führen wusste, wie er die Zügel hielt.
    Dichter kamen zusammen und deklamierten, Komödianten mit Tamburins und Flöten sangen lustige Lieder, und Akrobaten zeigten ihre Kunststücke. Bunte Bälle und Banderolen flogen über den Köpfen der Zuschauer, und das Volk spielte begeistert mit.
    Alix zeigte auf einen Brunnen, aus dem Wein floss. Daneben hatte man auf einem Podest aus Brettern Tische gebaut, auf denen sich Würste, Pasteten, Schinken und verschiedene Brote türmten, die regen Absatz fanden. Kaum wurde ein neuer Berg der köstlichen Lebensmittel angehäuft, war er auch schon wieder verschwunden.
    »Wir müssen gar nicht in ein Gasthaus gehen«, meinte Alix, »seht nur, der Wein fließt in Strömen.«
    »Überlassen wir dies kostenlose Vergnügen Ärmeren als uns und gönnen uns für ein paar Sous ein schönes schäumendes Bier in einem gemütlichen Wirtshaus. Bestimmt finden wir eins, das weit genug entfernt ist von dem Trubel und wo wir uns etwas erholen können.«
    Sie wanderten durch das Gassengewirr, bis sie in ein ruhigeres Viertel kamen und schließlich vor dem »Gekrönten Hirschen« stehen blieben, einem Gasthaus zwischen zwei schönen Fachwerkhäusern mit Erkern. Das Tier auf dem Aushängeschild war blau und rot gemalt und trug eine goldene Krone auf seinem Geweih.
    Gleich an der Tür schlug ihnen stickige Hitze entgegen. Das Herdfeuer flackerte, und die Glut knisterte in Erwartung der vielen Fleischstücke, die an dem Abend darüber gegart werden sollten. Nach dem Turnier und dem Lanzenstechen würden nämlich alle Gasthäuser brechend voll sein, und die Wirte mussten vermutlich einige Leute wegschicken, die vergeblich um Einlass baten.
    Der Wirt vom »Gekrönten Hirschen« musste jedenfalls nicht bis zum Abend warten, weil bei ihm bereits alle Tische besetzt waren. Charles sah sich suchend in dem großen Gastraum um. Die Leute schrien und grölten und setzten auf alles, was sich
rührte: die ausgeschiedenen Lanzenstecher, die hochgehobenen Röcke der Bedienungen und sogar auf die Schweine, die geschlachtet wurden, um den Hunger der Bevölkerung in den kommenden Tagen zu stillen.
    Charles und Alix setzten sich an einen der Tische an der Wand, an dem noch ein paar Plätze frei waren.
    »Was darf ich Euch bringen, mon Seigneur?«
    Der Wirt redete alle mit »mon Seigneur« an; das kostete nichts, sorgte aber für gute Laune.
    »Bringt mir ein schönes Bier, guter Mann.«
    Der Mann lächelte Alix mit seinem Mund voller Zahnlücken an.
    »Und was darf ’s für Eure Dame sein?«
    »Meine Dame nimmt auch ein Bier.«
    »In Ordnung, bringe gleich zwei große Krüge.«
    Charles lachte gut gelaunt und wollte sich den schönen Moment durch nichts verderben lassen. Er strahlte übers ganze Gesicht, wobei seine Augen das gleiche Grau hatten wie die Loire, wenn sich die Sonne in ihr spiegelt. Mit seiner hohen Stirn, den braunen Locken und der Florentiner Mütze wirkte er sehr jugendlich, obwohl er bald vierzig wurde.
    Noch immer hatte er den Arm um Alix’ Taille gelegt, doch jetzt hatte sich seine Hand unter ihren pelzgefütterten Mantel gestohlen, und sie spürte seine geschickten Finger auf ihrem Kleid. Einerseits hätte sie ihn gern zurechtgewiesen, gleichzeitig wünschte sie sich jedoch, er möge sein kühnes Abenteuer fortsetzen.
    Charles lachte aus vollem Hals. In dieser lärmenden Gesellschaft musste man schon schallend lachen, damit man gehört wurde.
    »Für einen kurzen Augenblick bin ich der Vater Eurer Tochter gewesen, und nun seid Ihr hier, Madame. Die Dinge entwickeln sich sehr gut, wie ich finde.«
    Bei dieser Bemerkung

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