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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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verlassen könnte und mein Sohn seine Schwester nie im Stich lassen würde, wenn sie Sorgen oder Schwierigkeiten hätte.
    Ihr hättet sie in der Kirche sehen sollen! Mein Gott, was für ein Schauspiel! Wie sehr habe ich mir gewünscht, Ihr könntet mit uns feiern und Marguerite bewundern. An den Orgeln wurden alle Register gezogen, sie donnerten mit unbeschreiblicher Macht, jedoch nicht ohne hin und wieder den Flöten zu gestatten, die Melodien leicht und fließend zu wiederholen. Die Gamben erhielten von den Chören vielstimmige Antwort im Wechselgesang, und die ganze Kirche war erfüllt von der wunderbaren Musik, die sich bis hoch in die Gewölbe emporschwang.
    Marguerites Hand ruhte auf dem Arm des Königs, und sie schritt sehr würdevoll auf den Altar zu. Der Duc d’Alençon und seine betagte Mutter folgten ihnen gemächlichen Schrittes, während François an meiner Seite nur Augen hatte für seine Schwester, die in wenigen Minuten das alles entscheidende Ja aussprechen würde. Anschließend schritten die Königin und ihre beiden Töchter über den Blumenteppich, gefolgt von der ganzen königlichen Familie, den Valois, den Bourbons und den
Vertretern der übrigen großen Adelsgeschlechter Frankreichs. Nach der kirchlichen Zeremonie regnete es Blumen, und Münzen wurden aus den Schlossfenstern geworfen, die das Volk unter großem Hallo einsammelte. Aus den Brunnen floss der Wein in Strömen, und in den Gassen und Straßen wurde bald getanzt.
    Noch immer gibt es jeden Tag Konzerte und Bälle, bald folgen die großen Banketts und dann das Lanzenstechen. Kommt so schnell Ihr könnt, und leistet mir Gesellschaft, Alix. Das wäre eine große Freude für mich. Nie dürft Ihr den Tag vergessen, an dem Ihr mir meinen Gatten in seinem traurigen Zustand auf Eurem Muli Amandine nach Hause gebracht habt. Ohne Euch hätte er wie ein Landstreicher auf der Straße sterben müssen. An dem Tag wurde unsere Freundschaft besiegelt. Wisst Ihr noch, wie ich Euch anvertraut habe, dass ich nicht wirklich in den Comte d’Angoulême verliebt war und dass seine Konkubine Antoinette seine große Liebe war, Alix? Das hat Euch damals sehr verwundert. Wie groß war dann erst meine Überraschung, als Ihr mir verraten habt, dass Charles das ganze Gold aus dem Verkauf seines Familienschmucks im Knauf seines Schwerts versteckt hatte, das beinahe im Wasser versunken wäre, als er Euch im tiefsten Winter über eine Furt half. Derartige Erinnerungen prägen sich unvergesslich ein.
     
    Herzliche Grüße von Eurer Freundin Louise,
die Euch sehnsüchtig erwartet.
    »Willst du die Einladung annehmen?«, fragte Mathias, dem der Gedanke, dass Alix wieder verreisen wollte, gar nicht gefiel.
    »Ich denke schon.«
    »Und wie lange wirst du bleiben?«
    Mathias bemühte sich, unbeteiligt zu wirken, aber Alix spürte trotzdem das beginnende Unbehagen zwischen ihnen.
    »An den Banketts oder den anderen Feierlichkeiten möchte ich nicht teilnehmen. Ich will einfach nur Louise und Marguerite sehen – und vielleicht den König. Sollte es länger dauern, komme ich jeden Abend nach Tours zurück.«
    Noch hatte Mathias nicht seine feindselige Haltung eingenommen. Aber es war immer das Gleiche. Später würde er sie herablassend mustern und spöttische Bemerkungen machen, ehe das Ganze in traurigem Schweigen endete. Aber wie hätte Alix Mathias damals helfen sollen, als Alessandro sie in seinem Haus am Hauptplatz erwartete?
    »Lilis!«, hörte sie hinter sich Nicolas’ zartes Stimmchen. Als sie sich nach ihm umwandte, lief er mit ausgestreckten Ärmchen auf sie zu.
    »Komm her, mein Schatz. Was hast du auf dem Herzen?«
    »Valentine ist eingeschlafen.«
    »Das ist gut. Hast du ihr eine Geschichte erzählt?«
    »Ja, aber sie versteht nicht alles. Ich muss immer alles noch mal sagen.«
    Alix musste lachen und nahm das Kind auf den Arm.
    »Donnerwetter!«, rief sie, »du bist aber ein großer Junge geworden! Bald kann ich dich nicht mehr tragen. Heb du ihn einmal hoch, Mathias, und schau mal, wie viel das Kindchen in den letzten Wochen zugenommen hat.«
    Mathias hob Nicolas auf seine Schultern, und der klatschte begeistert in die Hände.
    »Wenn ich groß bin, nehm ich Valentine auch auf die Schultern«, krähte er vergnügt.
    »Ach, Mathias, Gott sei dank liebt Nicolas meine Tochter!«, seufzte Alix erleichtert. »Ich hatte solche Angst, er könnte eifersüchtig sein.«
    Mathias stellte seinen Sohn wieder auf den Boden.
    »Das wäre undenkbar. Nicolas ist gut zu

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