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Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Die Blumenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Blumenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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Béraude herausgefunden. Sie wohnte in der Rue du Fossé, nicht weit von Saint-Germain-l’Auxerrois.
    Während er sich noch fragte, wie er das Gespräch beginnen sollte, klopfte er an die Tür, die man ihm gezeigt hatte. Das Haus machte einen düsteren, ziemlich verfallenen Eindruck. Durch die Mitte der kleinen Straße ging eine Gosse, in die die Leute Schmutzwasser und Abfälle direkt aus den Fenstern kippten. Dementsprechend übel stank es hier auch, und nur ein erlösender Regenguss konnte hier Abhilfe schaffen.
    Als Mathias mit dem großen rostigen Eisenring an die Tür klopfte, wurde sie einen Spaltbreit geöffnet, und eine alte Frau mit einem Besen steckte den Kopf heraus.
    »Was wollt Ihr?«
    »Ich will zu Madame Béraude.«
    »Zu Dame Béraude! So, so! Und was wollt Ihr von Dame Béraude? Kann sie jetzt nich’ stören.«
    Immerhin hatte er jemand angetroffen, und das Gerede der Alten war Gold wert. Endlich wusste Mathias, wo diese Frau
wohnte. Er seufzte erleichtert, was dem alten Klatschweib nicht entging. Auf ihren Besen gestützt, musterte sie ihn misstrauisch.
    Schon bei seinen letzten beiden Reisen nach Paris hatte Mathias geduldig und planmäßig einen Großteil der Straßen im Saint-Germain-l’Auxerrois-Viertel abgeklappert, aber niemand wollte Madame Béraude kennen – er kam ihr einfach nicht auf die Schliche. Und da er meist nur eine Woche in Paris blieb, hatte er auch nicht genug Zeit, an jede Tür zu klopfen.
    Und während die alte Frau immer noch misstrauischer und finsterer dreinschaute, überlegte Mathias verzweifelt, wie er sie am besten gewinnen könnte. Augenscheinlich hatte sie beschlossen, ein unüberwindliches Bollwerk zwischen der Béraude und ihm zu bilden.
    »Ein Freund von Madame hat mich geschickt.«
    »Aha, welcher Freund denn?«, fragte die Alte argwöhnisch.
    Jetzt war es an Mathias, listig zu sein. Er durfte keinen Fehler machen, sonst wäre alles verloren. Deshalb überlegte er kurz, ehe er sagte: »Ein gewisser Pierre de Ruelles.«
    »Kenn’ ich nich’.«
    Er trat einen Schritt vor, aber die Frau scheuchte ihn mit ihrem Besen zwei Schritte zurück.
    »Der Freund heißt Seigneur de Ruelles«, wiederholte er.
    »Sag’ doch, den kenn’ ich nich’.«
    Mathias’ Augen funkelten angriffslustig, als er sich vorsichtig vorwärtswagte.
    »Woher solltet Ihr ihn auch kennen?«
    »Immerhin bin ich ihre Vermieterin, guter Mann, und ich kenn’ all ihre Liebhaber. Ein Herr aus ’nem feinen Viertel also! Denkt Ihr vielleicht, da würd’ ich mich nich’ dran erinnern?«
    Mit einem heiseren Kichern deutete sie an, dass sie ihn vielleicht
hereinlassen würde, falls sich die Dinge in ihrem Sinne entwickelten. Aber Mathias entschied sich für einen anderen Weg, um ans Ziel zu gelangen, und meinte betont vergnügt: »Wer sagt Euch denn, dass ich ein Liebhaber bin? Nein, Mütterchen! Ich bin hier, weil ich ihr ein Geschäft vorschlagen will, das sie sicher nicht ablehnt.«
    »Was für ‘n Geschäft denn?«
    »Das werde ich bestimmt nicht hier vor der Tür verhandeln. Könnte aber sein, dass eine kleine Provision für Euch drin ist.«
    »Ah, das ist was anderes! Wartet hier, ich geh sie fragen.«
    Mathias jubelte innerlich. War er endlich am Ziel seiner langen, mühsamen Suche? Verdammt! Er ertappte sich dabei, wie er leise fluchte. Sollte das nun seine letzte Fahrt nach Paris gewesen sein? Irgendwann musste es ein Ende damit haben. Höchste Zeit, dass alles wieder seinen gewohnten Gang nahm. Teufel noch eins, wie gern hätte er Alix jetzt alles erzählt!
    Wie er den Tag verfluchte, an dem Alix Charles d’Amboise begegnet war, der sie ihm, wie vorher schon Van de Veere, genommen hatte. Seine Alix! Seine in jeder Hinsicht viel zu begeisterungsfähige Alix. Was würde für ihn übrig bleiben, wenn sie eines Tages genug von den Liebesgeschichten mit anderen Männern hatte? Das Leben war verflucht schwer!
    Nach ein paar Minuten erschien die alte Frau wieder an der Tür.
    »Also, Ihr könnt rein, guter Mann. Aber wenn Ihr raufwollt, müsst Ihr mir erst Eure Börse zeigen.«
    Wie jeder Reisende hatte Mathias immer zwei Geldbeutel dabei: Einen mit Kleingeld am Gürtel und einen anderen, gut gefüllten irgendwo unter dem Mantel, in einer Tasche oder im Stiefel versteckt.
    Er nahm den Geldbeutel, der an seinem Gürtel befestigt war, wog ihn in der Hand und ließ die Münzen klingeln. Die Alte sah ihn sich genau an. Die Lederbörse war zwar nicht groß, schien aber gut gefüllt.
    »Lasst mal

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