Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
irgendwie auch sonderbar wie ihre sonderbar grünen Augen. Nackt kam sie auf ihn zu, wollüstig ihre Brüste streichelnd, die sie ihm wie Früchte präsentierte, von denen er kosten sollte. Sie ging vor ihm in die Knie, nahm seine Hände und legte sie auf ihre Brüste. Er streichelte sie erst zärtlich, dann leidenschaftlich, aber als sie schon glaubte, er würde sich endlich gehen lassen, fand er seine Beherrschung wieder und stieß sie weg. Ihre Augen verschossen Blitze, wütend verzog sie ihren Mund.
Mathias musste einsehen, dass er sie nicht nur mit seinem Geld locken konnte. Béraude war klug und gerissen und offenbar
wild entschlossen, sich nicht nur für Luxus zu verkaufen. Sie wollte ihn nicht wegen seines Geldes, sondern weil sie ihn begehrte. Ja, sie wollte ihn stöhnen hören, er sollte sie anflehen, ihn nach allen Regeln der Kunst zu verführen.
»Wenn du mir antwortest, gehöre ich dir.«
»Wer schickt dich also, wenn nicht dieser erfundene Seigneur de Ruelles?«, wollte sie schließlich wissen.
»Ein Sklave aus Byzanz, den eine Französin in Genua gekauft hat. Er hieß Théodore. Er ist bei einem bösen Streit ums Leben gekommen, ehe er mir sagen konnte, wo das Kind ist, nach dem ich suche.«
»Das ist falsch. Alles ist falsch«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Dieser Théodore hat dich angelogen, warum auch immer.«
»Was ist falsch? Ich habe doch noch gar nichts erzählt.«
Er sprang auf, nahm sie in die Arme und warf sie aufs Bett. Die unerwartete Reaktion schien ihr jedoch zu gefallen, weil sich ihre Augen lustvoll verengten. Er zog Jacke und Hemd aus und griff nach ihren Brüsten.
»Ich will das Mädchen zurückhaben«, stieß er hastig hervor, während er Béraudes bebende Brust berührte.
Erst antwortete sie nicht, ließ sich seine Berührungen gefallen, als er aber nichts mehr sagte, keuchte sie: »Was willst du mit dem Kind?«
Mathias zuckte zusammen. Verdammtes Luder! Warum war ihr das Geld nicht genug? Jetzt musste er sich neue Lügen ausdenken, seinem anständigen und grundehrlichen Charakter zum Trotz. Ja, er musste sich wie ein Gauner, ein Bandit, ein Spion oder irgendeine andere hinterhältige und böse Person aufführen.
»Was willst du mit dem Kind?«, fragte sie noch einmal, während sie ihre langen Beine genüsslich mit seinen verschlang.
»Ich will es gegen ein anderes austauschen.«
»Und wozu das Ganze?«
Wieder hatte sie Mathias überrumpelt. Würde sie ihm seine Geschichte abnehmen? Ihm blieb nichts anderes übrig, als irgendetwas zu erfinden, egal was. Dabei kam es ihm so vor, als würde er sich immer mehr in Widersprüche verwickeln.
Auf der vergeblichen Suche nach einer Antwort küsste er die beiden rosigen Brustspitzen, die sich ihm entgegenreckten, und begriff plötzlich, dass ihm dieses Mädchen verfallen war. Diese unverhoffte Wendung musste er sich zunutze machen und die Dinge nehmen, wie sie kamen.
Er drehte sie um und legte sich auf sie, spürte ihre Hitze und ihre Erregung. Sie begann lustvoll zu stöhnen, bebte unter den Liebkosungen, mit denen er sie überhäufte. Und nachdem er sie lange, berechnend, leidenschaftlich umarmt hatte, flüsterte er, seine Lippen auf ihrem Hals: »Wo ist das Mädchen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Dann gehe ich jetzt«, meinte er kühl und löste sich von ihr. Er stand auf und nahm die Börse von seinem Gürtel.
»Nimm!«, sagte er und warf sie auf den Tisch neben dem Bett. »Ich will dich nicht wiedersehen. Das Geld ist für die Zeit, die du wegen mir verloren hast.«
»Warte doch! Geh nicht!«, rief sie. »Das Kind ist in der Normandie.«
»Wo genau?«
»Das sage ich dir erst, wenn du mir verrätst, warum du es gegen ein anderes eintauschen willst.«
Wieder zögerte Mathias. Sollte er die Wahrheit verschleiern und behaupten, er wolle ein krankes gegen ein gesundes Mädchen austauschen, ohne dass die Mutter etwas davon merkte,
oder lieber behaupten, Théodore hätte ihm von einem in Italien gestohlenen Zwillingsmädchen erzählt, mit dem er selbst aus persönlichen Gründen ein Geschäft machen wollte? Am Ende entschied er sich für die erste Lösung.
Die Geschichte klang plausibel, und Béraude glaubte sie. Aber ehe Mathias mehr von ihr erfahren konnte, musste er sich erst ihren wollüstigen Launen unterwerfen und ihr jeden Wunsch erfüllen.
12.
Mathias’ lange Abwesenheit beunruhigte Alix sehr. Sie befürchtete bereits, Léo könnte allein zurückkommen und Mathias seinen unerklärlichen Aufenthalt in Paris
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