Die Blumenweberin: Roman (German Edition)
dir nichts zu sagen und darf auch nicht die Früchte deiner Arbeit für sich beanspruchen.«
Alix fühlte sich noch sehr schwach, versuchte sich ein wenig aufzurichten und sah ihn traurig an.
»Darum geht es nicht.«
»Worum denn dann, verdammt?«, fluchte er.
Er schob ihren Mantel und ihr Kleid hoch und streichelte ihre warmen Schenkel. Als seine Hand zu ihrem Bauch und dann zu dem seidigen Dreieck wanderte, das sich trotz ihrer Proteste willig darbot, flüsterte sie bebend:
»Ach, Charles, du bist nicht frei, und du bist nicht treu. Unsere Liebe hat keine Zukunft, und ich weiß, dass du bald der nächsten Frau den Hof machen wirst. Versuch also gar nicht erst, mich vom Gegenteil zu überzeugen.«
Charles war bass erstaunt. Hatte sie etwa von Marie erfahren? Er zögerte, ehe er sich ihr wieder näherte und sich zwischen ihre nackten Beine drängte.
»Aber du weißt doch, dass ich dich liebe, Alix.«
»Ich liebe dich auch, Charles, doch unsere Wege trennen sich jetzt. Du hast dein eigenes Leben, und ich weiß, dass ich dich vergessen werde.«
Endlich hatte er sie ganz ausgezogen und machte sich über sie her, wie benommen von ihren Worten, deren Sinn er noch nicht recht begriffen hatte. Seine Bewegungen wirkten zwar planlos, hatten aber nur das eine Ziel, sie jetzt und hier auf dem kalten, steinigen Boden zu nehmen. Und diesmal drang er ungewohnt
grob in sie ein. Sie spürte eine Gewalttätigkeit, die sie nicht an ihm kannte, die sie aber als letzte Hommage an ihren gequälten Körper duldete.
Nach dem Liebesakt löste er sich von ihr und betrachtete sie lange.
»Ich will einen Neuanfang machen, Charles.«
»Das ist dein gutes Recht. Ich weiß, dass ich nicht dein Auftraggeber sein muss, du hast genug andere. An Aufträgen mangelt es dir gewiss nicht.«
Sein Ton kam ihr etwas kühl vor, aber sie blieb standhaft. Ihre Entscheidung war unwiderruflich.
»Ich will ein neues Leben anfangen, mit einem freien Mann«, sagte sie ganz ruhig. »Das wollte ich dir heute mitteilen, zusammen mit der Nachricht, dass alle Teppiche bis auf die Galanterien fertig sind.«
»Du ... Du hast einen anderen Mann kennengelernt?«
»Ich kenne ihn schon immer.«
Fassungslos über diese unerwartete Eröffnung stand er auf.
»Wer ist es?«
»Das spielt keine Rolle.«
Er wirkte erschöpft von seinem groben, zornigen Liebesakt und seufzte hilflos. Es wäre zu schön gewesen, hätte er Frau und Geliebte behalten können und dazu noch die vielen anderen kleinen Abenteuer, die seinem Leben die Würze gaben.
»Wer ist es?«, fragte er noch einmal, während ihm plötzlich bewusst wurde, dass er keine Ahnung von Alix’ Leben oder ihrer Arbeit hatte, weil er sie dort nie aufgesucht hatte.
Doch anders als Sire Van de Veere war der Herzog von Amboise nicht eifersüchtig, weshalb es ihn nicht weiter kümmerte, ob Alix nun einen anderen Mann hatte oder nicht. Er wusste nur
von Valentines Existenz, deren Geburt er im Kanonenhagel vor Bologna miterlebt hatte.
Dennoch klang Bedauern in seiner Stimme mit, als er sagte:
»Ich wünsche dir natürlich alles Gute und viel Glück, Alix.«
Sehnsüchtig blickte er in ihre kastanienbraunen Augen und wusste nicht, ob er in abgrundtiefen Liebeskummer versinken sollte oder einfach nur für einen Moment der unglücklichste aller Männer war.
»Willst du nicht doch eine letzte Nacht mit mir verbringen?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, das würde unseren Abschied verderben, und wir würden uns nur wehtun. Ich will dich als treuen, aufrichtigen Freund in Erinnerung behalten. Kann ich auf deine Hilfe zählen, falls es das Schicksal will, dass wir uns eines Tages wieder begegnen?«
»Ich werde immer für dich da sein.«
Er warf ihr einen sehnsüchtigen, traurigen Blick zu und spürte Bitterkeit in sich aufsteigen. Eine Leere entstand, die er nie wieder würde füllen können.
13.
Die Trennung hatte sie wohl mehr mitgenommen als ihr Sturz, und wie benebelt war Alix auf dem schnellsten Weg nach Tours zurückgekehrt.
Immer noch kein Mathias! Jetzt machte sie sich noch mehr Sorgen als vor ihrem Ritt nach Chaumont. Ihr Kopf dröhnte, und ohne ein Wort mit Bertille zu wechseln, die sie mit Fragen verschonte, ging sie auf ihr Zimmer und schloss sich ein.
Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Wieder und wieder stellte sie sich diese Frage. Gewiss hätte sie ein besseres Gefühl gehabt, wäre sie von Mathias mit einem breiten Lächeln empfangen worden, das sie
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