Die Blut-Loge
hatte – hoch über der Stadt.
„Eine Lösung gibt es nicht, Thilo, sie haben zuviel Macht!“, betonte sie noch einmal. „Du kannst nicht jeden von ihnen aufspießen oder köpfen. Es gibt Tausende von ihnen, überall auf der Welt. Aber da gibt es noch etwa anderes, dass du wissen solltest.“ Estelle erzählte ihm von der Droge, die die Logen-Vampire entwickelt hatten und die ihre Sinne und Sinnlichkeit ins Unermessliche steigerte, ihre eigenen „Kinder“ aber auch gleichzeitig abhängig machte, damit sie sie kontrollieren konnten..
„Sie benutzen uns!“, empörte sich Thilo
„Ja, und ihr lasst euch benutzen!“ Der gleiche Satz wie bei Ruben kam über ihre Lippen. „Diesen Krieg könnt ihr nicht gewinnen.“
Thilos anfängliche Wut mündete in Resignation. „Wozu dann das alles noch? Wozu jage ich jeden Tag kleine Gauner, wenn solche Monster da draußen auf uns warten und uns ganz legal vernichten – mit Hautcreme und Rasierwasser!“ Der Kommissar schüttelte den Kopf, stürmte ins Badezimmer und begann, sämtliche Produkte von STARK auszusortieren. „Das ist ein Alptraum! Ein gigantischer Albtraum“, stöhnte er. „Und man ist so furchtbar hilflos!“
Estelle nickte. Sie konnte nicht mal für sich selbst eine Lösung finden, geschweige denn für die gesamte Menschheit. „Als ausgestoßener Vampir ist man noch weniger wert als ein Mensch“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Ihr habt wenigstens noch einen Marktwert.“
Thilo sah seine frühere Kollegin an. Eigentlich war Zynismus sein Ding. Aber diesmal hatte sie Recht. „Und wenn wir es öffentlich machen? Ich meine, wenn wir sie enttarnen?“, fragte er voller Hoffnung.
„Sie würden wieder im Untergrund verschwinden. Vergiss bitte nicht, dass wir unsterblich sind. Wir haben Zeit. Die schlagen dann halt bei der nächsten Generation Mensch wieder zu.“ Thilo seufzte. Niemals war ihm eine Situation so ausweglos erschienen.
„Ich werde dir so gut es geht helfen, und wenn ich dich solange versorgen muss. Aber versprich mir, dass du niemanden anfällst. Sonst kann ich dich nicht mehr beschützen“, versprach er ihr.
Die junge Frau nickte. „Danke. Das ist mehr als ich erhoffen durfte.“
Die ganze Nacht verbrachte Thilo Weinbach mit Grübeln. An Schlaf war überhaupt nicht mehr zu denken. Am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert, dennoch ging er ganz früh zum Bäcker und besorgte auch beim Metzger einen Liter Schweineblut in einem weißen Plastikeimerchen. Er ekelte sich zwar vor dem Zeug in seinem Kühlschrank, aber daran musste er sich wohl gewöhnen, wenn er Evi, oder Estelle, helfen wollte. Mit dem neuen Namen musste er sich auch erst noch anfreunden.
Sein Gast schlief auf dem Sofa, erwachte jedoch bei seinem Eintreten. Die Jalousien waren noch heruntergelassen, so dass Tageslicht nur durch die Ritzen eintreten konnte. Das war ungefährlich für sie.
„Frühstück!“, Thilo wies auf den Kühlschrank und biss selbst in ein Brötchen, während er Kaffee eingoss.
„Danke, aber ich schlafe sonst um diese Zeit“, meinte sein hübscher Besuch lächelnd.
„Daran muss ich mich auch noch gewöhnen“, murmelte Thilo.
Dann setzte er sich zu Estelle. „Erinnerst du dich an die Ermittlungen, die wir damals geführt haben? Hat die Droge, von der du mir gestern erzählt hast, damit was zu tun?“, forschte er nach.
„Ja, aber das waren nur Versuchskaninchen für die, mit denen sie die Qualität der Substanz getestet haben“, gab die Vampirin zur Antwort.
„Und heute?“
„Heute werden die Quellen, wie sie Menschen nennen, die über längeren Zeitraum die STARK-Produkte konsumieren, von unseren Scouts aufgespürt und anschließend geleert und entsorgt. Ich weiß nicht wie, aber STARK Enterprises betreiben inzwischen sogar schon Müllverbrennungsanlagen überall auf der Welt. Das System ist so ausgereift, dass die Menschen nichts davon mitbekommen.“
„Deshalb also die steigende Zahl von Vermisstenmeldungen“, stellte der Kommissar fest. Ein anderer Grund wäre ihm lieber gewesen.
„Könnte man die nicht mit einer Überdosis dieses Zeugs außer Gefecht setzen, wenn die so heiß darauf sind?“, schlug er dann vor. Estelle horchte auf.
„Gute Idee, aber du müsstest soviel davon in deinem Blut haben… wer würde sich da schon freiwillig opfern?“, gab sie zu bedenken.
Dem Kommissar kam für eine Sekunde der wahnwitzige Gedanke, das selbst zu erledigen. Estelle hatte diesen Gedanken aufgefangen und
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