Die Blut-Loge
würde, davon war sie überzeugt. Auch wenn Stark seine Produkte komplett vom Markt zurückgezogen hatte, so hatte die jetzige Führerin der Loge doch einen kleinen Vorrat seiner Droge angelegt.
Sie selbst genoss es nur noch selten – die Substanz war zu kostbar. Aber sie würde ihr dienlich sein, den Jungen von ihr abhängig zu machen und vor allen Dingen – willig. Aus einer Karaffe auf dem Tisch goss sie sich und ihrem Zukünftigen einen Becher mit Blut ein. Dabei stellte sie sich so hin, dass der am Fenster stehende Bela ihr Tun nicht bemerkte. Dann reichte sie ihm den Kelch aus Zinn. „Trink etwas. Das beruhigt die Nerven“, lächelte sie.
Bela nahm den Kelch und einen großen Schluck.
Rilana lächelte immer noch.
Die Wirkung von Red Honey auf den jungen Körper ließ nicht lange auf sich warten. Der Blick aus diesen dunkelbraunen Augen war plötzlich ein anderer. Der Gedanke an seinen Vater verblasste. Rilana nahm seine Hand und ließ sie über den seidenglatten Stoff ihres Kleides gleiten.
Er konnte fühlen, dass sie nichts darunter trug.
„Lass mich nicht länger warten“, hauchte sie in sein Ohr, „die Zeremonie ist doch nur noch eine Formalität.“ Mit diesen verführerischen Worten öffnete Rilana seinen Gürtel.
Bela ließ sich das nicht zweimal sagen und vollendete, was sie begonnen hatte. Seine Hose fiel zu Boden. Mit einem Ruck schob er ihren Rock hoch und hob sie leicht wie eine Feder auf den Lesetisch. Die temperamentvolle Zigeunerin schlang ihre Schenkel um ihn und zog ihn an sich heran. Dabei fiel die Karaffe klirrend zu Boden, und ihr rotglänzender, klebriger Inhalt verteilte sich über das dunkle Holz der Dielen. Seine ungestüme Jugend gefiel ihr ganz offensichtlich. Es schien, als könne sie gar nicht genug von ihm bekommen. Als er ihr Verlangen endlich gestillt hatte und sie mit aufgerissenem Kleid und aufgelösten Haaren vor ihm lag, ließ auch die Wirkung der Droge langsam nach.
„Wir werden viel Spaß mit einander haben!“, lachte sie erschöpft und richtete sich auf.
„Ich muss mich nur noch rasch umziehen und diesen desolaten Zustand ändern. Dann können wir mit der Zeremonie beginnen“. Ungeduldig wie ein junges Mädchen lief sie aus der Bibliothek, während Bela sich wieder anzog.
Wenige Minuten später wurde die Türe erneut geöffnet. Bela erwartete natürlich seine Braut zurück, aber stattdessen trat seine Mutter in den großzügigen Raum mit den hohen Bücherregalen, in dem sie früher so viel Zeit verbracht hatte. Ein kurzer Blick auf den Fußboden sagte ihr genug. „Offensichtlich hast du dich schon gut amüsiert“, sagte Estelle zur Begrüßung und deutete auf die Glasscherben und die Blutlache. Ihre Stimme verriet keinerlei Emotionen.
„Mutter!“, rief Bela mit verwundertem Gesichtsausdruck aus. „Ausgerechnet du kommst zu meiner Hochzeit? Wo ist Vater?“
Estelle schnaubte abwertend. „Für immer erlöst!“, gab sie zur Antwort, „und wenn du nicht das gleiche Schicksal erleiden willst, dann solltest du jetzt sofort verschwinden!“
„Willst du mir etwa drohen? Die gesamte Loge ist hier. Die werden dich in Stück reißen“, gab er zornig zur Antwort. Estelle winkte ab.
„Oh, ja, das haben sie bereits einmal versucht. Ich kann mich gut daran erinnern“ Dabei öffnete sie demonstrativ ihr Hemd und zeigte ihm die Narben an Hals und Schultern, die zwar verblasst, aber immer noch gut sichtbar waren. Bela wandte sich angeekelt ab. Estelle knöpfte das Hemd wieder zu. „Das waren deine Freunde“, bestätigte sie noch einmal, „es spielt keine Rolle, was sie mit mir machen. Ich habe dich damals retten wollen und, ich versuche es heute noch einmal – ein letztes Mal!“ Ihre Stimme war eindringlich und bittend zu gleich.
War da doch noch eine Spur von mütterlicher Besorgnis?
Aber der junge Sturkopf da vor ihr gab nicht nach. Sie ging auf ihn zu, wollte ihn noch ein Mal umarmen, ihn vielleicht so umstimmen, doch er stieß sie weg.
„Geh, Mutter“, das letzte Wort betonte er voller Verachtung. „Du wirst meine Pläne nicht durchkreuzen. Mit Rilana an meiner Seite werde ich der mächtigste Vampir der Loge sein.“
„Du bist viel zu jung für eine solche Stellung! Du weißt überhaupt nicht, was Verantwortung heißt, und diese Frau wird es dir auch nicht beibringen. Sie ist genauso skrupellos wie dein Vater. Letzten Endes wird sie dich genauso benutzen wie er!“
„Ich bin der Sohn meines Vaters. Ich habe ein Recht darauf“,
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