Die Blut-Prinzessin
kein weiches Fleisch; die Muskeln waren hart wie Stein vor Anspannung. Die Stränge lagen wie Drähte unter der Haut, und meine Hände rutschten zudem ab, weil auf der Haut noch der Schweiß lag.
Der Musiker hatte keine Chance. Zwar versuchte er, sich von einer Seite zur anderen zu werfen, er strampelte auch mit den Beinen, wobei er wild um sich trat, aber seine Last bekam er nicht weg.
Gewaltsam zerrte ich die Frau in die Höhe. Ich hörte ihr Kreischen, und sie wollte das Opfer auch nicht loslassen, doch dagegen stand meine Kraft. Ich änderte meinen Griff und umklammerte jetzt ihren Hals. Hier konnte ich fester zupacken. Ich rutschte zudem nicht so schnell ab, und es gelang mir tatsächlich, sie von dem Mann wegzuziehen und in die Höhe zu reißen.
Die Tänzerin war keine Person, die sich schnell in ihr Schicksal ergab. Trotz meines Würgegriffs wehrte sie sich vehement. Sie schlug um sich, sie war wie von Sinnen, und ich konnte nicht vermeiden, dass ich ein paar der Schläge abbekam.
Ich konnte sie nicht halten und schleuderte sie weg. Links von mir standen die Instrumente. Dort hinein wuchtete ich den Körper. Er riss die Trommeln um, die Hocker auch, und die Tänzerin würde einige Zeit benötigen, um sich zu befreien.
Diesen Umstand nutzte ich aus. Schon oft hatte mir das Kreuz wertvolle Dienste geleistet, und das sollte auch jetzt so sein.
Ich trug es nicht an der Kette, sondern hatte es griffbereit in die Tasche gesteckt. Den Talisman hervorzuholen war eine Sache von weniger als zwei Sekunden. Ich sah noch den Schreck in den Augen der Tänzerin, denn in diesem Augenblick wusste sie genau, was ihr blühte.
Sie lag halb auf dem Rücken, halb auf der Seite. Sie streckte mir einen Arm zur Abwehr entgegen, aber das half ihr nichts, denn ich war schneller.
Ich drückte ihr das Kreuz in die Hand!
Die Reaktion folgte auf dem Fuß. Es begann mit einem wilden irren Schrei. Sie konnte das Kreuz einfach nicht halten, und gleichzeitig schnellte sie in die Höhe.
Auf die Beine kam sie nicht mehr, denn noch im Sprung brach sie wieder zusammen. Im grellen Schein der Lampe erlebte ich besonders stark ihre Reaktion, da ich zum Greifen nahe bei ihr stand.
Plötzlich strömte das Blut aus ihrem Körper. Jede Pore schien sich geöffnet zu haben, und das schreckliche Bild, das ich schon kannte, wiederholte sich.
Ich sah die schreckliche Person, deren Blut nicht mehr im Körper bleiben wollte. Ich dachte an die Blutmagie oder den Blutzauber, und das Licht ließ dabei jede Einzelheit erkennen. Es war ein Bild, das mich abstieß. Trotzdem nahm ich es hin, und ich merkte, dass mein Herz schneller schlug.
Die Tänzerin riss ein letztes Mal den Mund auf, als wollte sie Luft holen, was sie allerdings nicht mehr schaffte. Ihr Körper erschlaffte, und einen Augenblick später brach sie zusammen und blieb reglos liegen.
Ich atmete tief durch. Erst jetzt stellte ich fest, dass es in der Bar sehr still geworden war. Es hatte zahlreiche Zeugen gegeben, doch sie standen unter Schock. Sie konnten einfach nichts mehr sagen, als hätte man ihnen die Kehlen zugeschnürt.
Ich wollte Weggehen und mich umdrehen, als ich dicht hinter mir eine Stimme hörte.
Amos Durban sagte: »Es war sie...«
Ich drehte mich um. »Wer war es?«
»Nuba, die Blut-Prinzessin...«
***
Mit der Antwort sollte ich mich offenbar zufrieden geben, denn mehr konnte oder wollte Durban nicht sagen. Der Afroeuropäer mit der dunklen Hautfarbe stand vor mir wie ein Häufchen Elend. Er hatte Mühe, seine Tränen zurückzuhalten, und ich sah, dass er schluckte. Dabei schüttelte er immer wieder den Kopf. Er hob zudem seine Schultern an, aber sprechen konnte er nicht. Er wusste auch nicht mehr, wohin er schauen sollte, ob auf mich oder auf die tote Tänzerin. Der Blick war nach innen gerichtet oder auch ins Leere. Genau konnte das niemand sagen.
Aber ich hatte etwas Neues erfahren. Einen Begriff oder einen Namen. So genau konnte ich das nicht sagen, aber ich ging davon aus, dass mich die Antwort einen Schritt weiterbrachte.
Im Hintergrund hörte ich eine Stimme. Jemand alarmierte die Polizei. Es war schon okay, und ich kümmerte mich nicht darum. Für mich war der Name wichtiger.
Nur machte mir Amos nicht den Eindruck eines Menschen, der voll in der Realität stand. Er wirkte irgendwie geistesabwesend und stierte vor sich hin. Der Mund war nicht geschlossen. Durch den Lippenspalt drängte sich der Atem. Er sprach mich nicht an, und nur seine Augendeckel bewegten
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