Die Blut-Prinzessin
nie auf eine derartige Art und Weise. Das war selbst mir neu. Aber ich hatte eine Spur. Sie hieß Nuba. Sie war eine Frau, die man auch als Blut-Prinzessin bezeichnete.
Wer war sie? Wer versteckte sich hinter diesem Namen? Ich wusste es nicht und auch nicht, wo ich sie finden sollte.
Die erste Tote stammte aus einem Milieu, über das gewisse Kommunalpolitiker gern schweigen, denn man bekommt diese Subkultur nicht in den Griff. Immer wieder sickern Menschen aus allen Teilen der Welt nach London ein, und sie sind natürlich die perfekten Opfer, denn es gibt niemanden unter den Verantwortlichen, der sich um sie kümmert oder kümmern kann, denn offiziell gibt es sie nicht.
So werden sie zu einer leichten Beute. Aber stammte auch die Tänzerin aus diesem Milieu?
Hinter mir hörte ich ein Räuspern. Als ich mich umdrehte, stand Amos Durban vor mir. Er schaute mich mit einem traurigen Ausdruck im Gesicht an, und als er die Schultern hob, da sah er aus wie jemand, dem die Suppe versalzen worden war.
»Ich wollte nicht, dass es so kommt, John. Ich habe auch nicht damit gerechnet.«
»Klar, das glaube ich Ihnen. Aber trotzdem, Sie kannten Nuba, die Blut-Prinzessin, die für das verantwortlich ist, was in der Bar geschah. Zumindest war Ihnen der Name nicht unbekannt.«
»Das ist wohl wahr. Mehr auch nicht.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ganz einfach. Ich habe nur von ihr gehört. Nuba kennen viele Menschen. Es ist eine alte afrikanische Sage, die sich damit beschäftigt. Sie stammt aus Nubien und Äthiopien. Dort kennt man ihre Geschichte.«
»Und was ist das für eine Sage?«
»Weiß ich nicht genau.«
»Hat sie mit Blut zu tun? Wenn ich an den Namen denke, kann es nicht anders sein.«
»Das trifft wohl zu. Nur kann ich Ihnen keine Einzelheiten sagen. Das müssen Sie verstehen. Ich bin nicht involviert. Ich bin praktisch ein Außenseiter.«
»Ich möchte Sie trotzdem um eines bitten, Amos«, sagte ich.
»Gern. Um was?«
»Sie haben Beziehungen. Sie kennen sich aus, sage ich mal. Wäre es Ihnen möglich, zu erfahren, wie man an diese Blut-Prinzessin herankommt? Gibt es vielleicht einen Weg?«
»Den könnte es geben«, murmelte er und schaute dabei zu Boden. »Aber es ist verdammt schwer für mich.«
»Warum?«
»Erstens weiß ich zu wenig. Und zweitens haben die Menschen große Angst. Alle, die etwas wissen könnten, halten den Mund. Sie schweigen lieber, um sich nicht in irgendeine Gefahr zu bringen. Sicherlich haben diese Leute in ihrer Heimat von Nuba gehört. Dass sie jetzt plötzlich herkommt, das ist nur schwer für sie zu akzeptieren. Ich denke auch, dass Sie es nicht glauben wollen. Aber die Wahrheit hat sie überrollt. Nuba ist da. Sie ist ihren Leuten gefolgt.«
»Ihren Leuten...«
Durban hob die Schultern. »Ja, wie soll ich mich sonst ausdrücken?«
»Wenn es ihre Leute sind, müssten sie auch mehr über Nuba wissen.«
Der Kollege lächelte. »Ja, ja«, sagte er. »Wobei wir wieder beim Anfang sind.«
»Okay, Amos. Ich möchte Sie bitten, Augen und Ohren offen zu halten. Vielleicht bringt es etwas, wenn Sie sich bei den Menschen umhören, die völlig rechtlos hier in London leben. Zu Ihnen können sie Vertrauen haben.«
» Könnten wäre der bessere Ausdruck. Hoffentlich haben sie es auch.«
»Tun Sie Ihr Bestes, Amos. Zwei Tote sind zwei zu viel. Wer weiß, wie viele dieser Blut-Zombies noch hier in London herumlaufen.«
Vor dem Haus standen die Wagen der Kollegen. Jetzt glitt ein neues Fahrzeug heran und erfasste uns mit dem Licht seiner Scheinwerfer. Wir erkannten, dass es ein Leichenwagen war. Zwei Männer stiegen aus und holten eine Plastikwanne hervor, in der man die ausgeblutete Tote wegschaffen würde.
Amos Durban schaute zu und schüttelte den Kopf. »Ich kann noch immer nicht fassen, dass so etwas überhaupt möglich ist. Das stellt alles auf den Kopf, woran ich bisher glaubte.«
»Tja, die Magie und die normalen Gesetze passen irgendwie nicht richtig zusammen. Oft genug ist das stärker, was wir uns leider nicht erklären können.«
»Wenn Sie das sagen, John, dann glaube ich’s.«
In dieser Nacht würde nichts mehr passieren, davon ging ich aus. Deshalb konnte ich auch nach Hause fahren. Ob ich allerdings Schlaf finden würde, war die große Frage.
Eine andere beschäftigte mich ebenfalls. Ich wusste leider nicht, wie viele Blut-Zombies unterwegs waren. Das wusste nur Nuba, und deshalb war es wichtig, sie so schnell wie möglich zu finden...
***
Ein Raum!
Er lag irgendwo
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