Die Blut-Prinzessin
sich.
»Was sagten Sie, Arnos?«
Er schüttelte den Kopf, als hätte er nicht gehört.
Ich wiederholte meine Frage ein wenig lauter, und jetzt erhielt ich eine Antwort.
»Nuba...«
»Und?«
»Nichts.« Er schüttelte den Kopf. Ich sah, dass er leicht schwankte, und er stützte sich mit der Hand auf der Lehne eines Stuhls ab.
Mich brachte das auf eine Idee. Ich führte ihn näher an den Tisch heran und sorgte dafür, dass er sich setzen konnte. Er tat es und schaute ins Leere.
Ich setzte mich dicht an ihn heran. Ich wollte Informationen, bevor die Kollegen kamen und hier herumwirbelten. Es gab einige Gäste, die das »African Queen« verlassen hatten, andere waren geblieben und sprachen flüsternd miteinander. Trotz des schrecklichen Vorgangs war es nicht zu einer Panik gekommen. Das wäre nicht überall der Fall gewesen.
Amos nickte jetzt vor sich hin.
»Können wir reden?«, fragte ich ihn.
Er wischte mit einer müden Bewegung über seine Stirn, »ja, John, können wir.«
»Okay, dann hätte ich einige Fragen, die Sie bestimmt beantworten können.«
»Vielleicht.«
»Wer ist Nuba? Sie haben den Namen erwähnt, Amos. Ich kenne ihn nicht, aber er muss etwas mit dem zu tun haben, was hier vorgefallen ist. Oder sehen Sie das anders?«
»Nuba... Nuba... ist die Blut-Prinzessin.«
»Okay, die Blut-Prinzessin also. Jetzt müssten Sie mir nur sagen, wer sich dahinter verbirgt.«
In der Nähe stand noch ein halb volles Glas. Durban nahm es sich und trank einen Schluck. Beim Abstellen schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es nicht, John. Ich kann es Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Tut mir Leid.«
»Aber Sie kennen den Begriff!«
»Ja.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Ich gehöre nicht zu den Eingeweihten. Es ist eine alte Legende aus Afrika – aus Nubien oder Äthiopien. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.«
»Wissen Sie nichts Näheres über die Blut-Prinzessin?«
»Doch«, sagte er und schaute mich an. »Wenn Sie so fragen, schon. Die Menschen fürchten sich vor ihr. Sie ist schrecklich, einfach grauenhaft. Sie hat viel mit Blut zu tun, aber nicht mit ihrem eigenen, sondern mit dem Blut anderer Menschen. Das heißt... nein, so richtig ist das auch nicht. Ich weiß nur, dass es für Menschen gefährlich werden kann, wenn sie mit ihrem Blut Zusammenkommen, oder so ähnlich. Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
»Aber Sie haben mich in den Fall hineingezogen, Durban!«
»Das schon. Ich ahnte ja etwas. Das Verschwinden der Rechtlosen aus den Slums, das ließ darauf schließen, dass etwas im Gange ist. Andere Mächte haben die Regie übernommen und schlagen zu. Ich wollte schon den Anfängen entgegentreten. Sie haben ja gesehen, was dabei herausgekommen ist. Beide haben wir den Schrecken nicht verhindern können. Nuba kann Menschen zu lebenden Toten machen.«
Leider hatte er Recht. Zumindest bei der Frau im Leichenhaus war es so gewesen. Aber wie verhielt es sich mit der Tänzerin? Das war die große Frage. Ich ging mal davon aus, dass sie ein Zombie gewesen war. Aber wer hatte sie hergebracht? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sich von allein hierher begeben hatte.
Ich nickte Amos Durban zu. »Es wäre gut, wenn ich mit dem Geschäftsführer der Bar einige Worte reden könnte. Kennen Sie ihn?«
»Ja.«
»Haben Sie ihn hier gesehen?«
Er nickte. Dann stand er auf und drehte sich um. Er deutete zur Bar hin. Dort sah ich einen Mann im weißen Jackett, der ein Handy gegen sein Ohr gedrückt hielt.
»Das ist Mamet Song. Er leitet den Laden hier.«
»Okay, dann rede ich mal mit ihm.«
Ich stand schnell auf, da ich noch vor dem Eintreffen meiner Kollegen mit Mamet Song sprechen wollte. Als ich mich an ihn heranschob, schaute er hoch und beendete mit ein paar Worten das Gespräch.
Mamet Song war ein hochgewachsener Mann mit einer glatten pechschwarzen Gelfrisur. Er schaute mich aus seinen dunklen Augen an und wollte lächeln, was ihm nicht gelang.
»Sie brauchen sich nicht vorzustellen«, begrüßte er mich. »Amos Durban hat mich über Sie informiert. Ich weiß, dass Sie Fragen haben.«
»Gut. Dann kommen wir sofort zur Sache. Es geht um die Tänzerin, wie Sie sich sicherlich denken können.«
»Klar.«
»Haben Sie die Frau engagiert?«
Er nickte. »Schon vor einem halben Jahr. Jeden zweiten Abend tanzte sie hier, auch samstags und am Sonntag. Sie war hier so etwas wie ein Star, das Publikum liebte und verehrte sie. Aber heute schien sie mir völlig verändert, als sie zur
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