Die Blut-Prinzessin
flüsterte: »Wer ist gestorben?«
»Ich kenne die Namen nicht, aber es sind zwei von ihren Getreuen.« Nach dieser Antwort fühlte sich der Polizist besser, denn jetzt hatte er Mona einen Schock versetzt, den sie nicht so einfach verdauen konnte.
Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie das alles nicht wahrhaben. »Wer hat sie getötet? Es muss jemand...« Sie unterbrach sich mitten im Satz und flüsterte dann: »Diese beiden Kollegen von dir?«
»Ja, einer davon. John Sinclair. Er hat sie erledigt. Eine stieg aus dem Sarg, und die zweite fühlte sich so stark, dass sie sich als Tänzerin produzierte. Sie wollte wohl in die Welt der Sterblichen eintauchen, was sie auch getan hat. Allerdings fällt eine Untote auf, wenn sie unter Menschen wandelt. Sie spuckte plötzlich Blut, rastete dann aus, griff einen Menschen an – und geriet an John Sinclair.«
Mona fluchte. Sie schlug mit der flachen Hand durch die Luft. Es sah aus, als wollte sie in die Höhe springen, doch sie blieb sitzen, senkte den Kopf und sprach mit sich selbst.
»Ich habe es geahnt. Ich habe es mir gedacht. Sie hätten hier bei uns bleiben sollen, aber sie wollten ihr ehemaliges Leben wieder aufnehmen. Eine hat man gefunden und begraben, weil man sie für tot hielt. Und die andere wollte an die Menschen heran...«
»Jetzt gibt es nur mehr vier. Ich bin wirklich gespannt, was du dazu sagst.«
Jetzt sprang die Frau doch auf. »Das weißt du genau! Nie – niemals werden wir aufgeben! Die letzten vier haben sich an die Regeln gehalten, und sie werden der großen Nuba den Sieg bringen!«
»Na, da bin ich mal gespannt.«
»Das kannst du auch sein.« Mona deutete auf die zweite Tür. »Dahinter befindet sich meine Tochter, und wenn sie spürt, dass die Zeit für sie reif ist, wird auch sie dorthin gehen, wo sie erwartet wird.«
»Wo ist das denn?«
»Ganz in der Nähe.«
Die Antwort war Amos Durban zu unkonkret. »Kann man vielleicht sagen, hier im Haus?«
Mona antwortete nicht mehr. Aber Amos hatte die Augen der Frau nicht aus seinem Blick gelassen und das kurze Zucken darin gesehen. Für ihn stand fest, dass es der Keller sein musste, wo Nuba, die Blut-Prinzessin, die vier Untoten erwartete, und danach fragte er Mona auch mit einem Lauern in der Stimme.
»Ist es der Keller?«
»Alles ist möglich.«
»Klar, aber man kann das Mögliche auch unmöglich machen, und deshalb bin ich hier. Hast du das begriffen?«
»Sehr gut sogar. Aber bist du auch stark genug dafür? Stärker als die Blut-Prinzessin?«
»Ich habe Freunde, die mir helfen werden, und ich sage dir, dass sie stärker sind als Nuba. Das kann ich beschwören.«
»Niemand kommt gegen Nuba an!«
»Da bin ich anderer Meinung.«
Amos dachte wirklich so, aber er machte sich auch Sorgen, weil seine beiden Kollegen noch nicht zurückgekehrt waren. So weit war der Weg schließlich nicht, da konnte es durchaus sein, dass sie in Schwierigkeiten geraten waren.
Hinzu kam, dass ihn die Selbstsicherheit dieser Frau nervös machte. Sie glaubte voll und ganz an den Sieg, und jetzt sprach sie Amos Durban wieder an: »Du weißt nicht, was du tun sollst – oder?«
Mit der Frage hatte sie genau den Kern des Problems getroffen, was Amos wiederum ärgerte. Aber er hielt sich mit seiner Antwort zurück und schaute gegen die zweite Tür. Nicht grundlos, denn er hatte das Gefühl gehabt, von dort ein Geräusch zu hören. Es konnte gut sein, dass die Leiche ihr Versteck verlassen wollte.
Mona hatte die Veränderung des Mannes bemerkt. »Was hast du für ein Problem?«
Da er sich nicht sicher war, schüttelte er den Kopf.
»Angst? Hast du Angst...?«
»Hör auf.«
»Ja, du hast Angst«, flüsterte sie scharf, »und die hätte ich an deiner Stelle auch.«
Amos Durban gab keine Antwort mehr. Er schaute auf die Tür, und er spürte, dass Schweiß auf seiner Stirn perlte und auch auf den Wangen lag. Darüber ärgerte er sich, doch er konnte nichts dagegen unternehmen.
Plötzlich war das Geräusch wieder da, und diesmal war es nicht zu überhören.
Ein Kratzen!
Nicht im Zimmer!
Amos hob den Kopf und schaute sich um.
Mona saß auf dem Stuhl und hatte sich leicht nach vorn gebeugt. Der Mund war zu einem gespannten Grinsen verzogen, und sie hatte die Augen etwas verdreht. So konnte sie gegen die zweite Tür schauen, die geschlossen war.
Durban wusste genau, wie die Dinge lagen. Das Geräusch hatte er nicht im Raum gehört, es war außerhalb entstanden.
Nicht im Flur, sondern hinter der zweiten
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