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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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Getöse der sarazenischen Zimbeln und Hörnern rief der König seine Barone zusammen, um sich mit ihnen zu beraten. Viele rieten ihm zu warten, bis der Rest des Heeres eintreffen würde, doch Ludwig lehnte ab. Vor Damiette gab es keine Bucht, in der sie sicher hätten ankern können, und somit bestand die Gefahr, dass auch seine Schiffe von den tückischen Winden in fremde Länder verschlagen wurden. Außerdem befürchtete er, dass die Sarazenen durch seine abwartende Haltung nur ermutigt werden könnten.
    Unter den Augen des sarazenischen Heeres gingen die Ritter an Land. Plötzlich erklang ein lautes Getöse, und wie ein Blitz schoss die von dreihundert Ruderern mit langen Stangen vorangetriebene Galeere des Johann von Ibelin, des Grafen von Jaffa, unter dem lauten Knattern unzähliger goldbestickter Fahnen und begleitet vom Lärm der Pauken, Zimbeln und sarazenischen Hörnern auf das Ufer zu.
    Sobald die Galeere auf den Strand gelaufen war, sprangen der Graf und seine Ritter in voller Rüstung von Deck und begannen damit Zelte und Pavillons aufzuspannen, ohne das Heer der Sarazenen weiter zu beachten. Johann von Ibelin war ein eitler, herrschsüchtiger Mann, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ.
    Als die Sarazenen das sahen, versammelten sie sich und stürmten auf das christliche Heer zu.
    Doch der Graf von Jaffa kümmerte sich nicht darum und ließ seine Männer ungerührt weiter die Zelte aufbauen. Die anderen Ritter folgten dem Beispiel des Grafen, und keiner der Ritter floh oder machte Anstalten zu kämpfen.
    Verunsichert durch das merkwürdige Verhalten der Feinde, zogen sich die Sarazenen zurück. Dreimal schickten sie eine Brieftaube an ihren Sultan mit der Botschaft, der fränkische König sei eingetroffen, erhielten jedoch keine Antwort. Im Glauben, der Sultan wäre gestorben, räumten sie schließlich kampflos die Stadt und steckten den Basar in Brand.
    König Ludwig sandte wiederum seine Kundschafter nach Damiette, die mit der Nachricht zurückkehrten, dass sich in der Stadt tatsächlich kein einziger Feind mehr befand. Daraufhin schickte der König seinen Bruder Robert von Artois mit seinen Tempelrittern aus, um die Stadt zu erobern.
    Sein Herz jubelte.
    Der Rückzug der Sarazenen grenzte an ein Wunder, denn Ludwig wusste, dass er die Stadt niemals hätte einnehmen können, ohne die Bewohner vorher über Wochen hinweg auszuhungern.
    Im Siegestaumel und ganz im Glauben, dass Gott mit ihnen sei, zog das christliche Heer vor die Stadt, wo der König unverzüglich ein Lager errichten ließ. Ludwig war überzeugt davon, dass Gott ein weiteres Wunder gewirkt hatte, das ihm ein Zeichen für sein gottgefälliges Handeln sein sollte.
    Er war erfüllt von heiligem Stolz und konnte es kaum erwarten, endlich die Herrlichkeit Jerusalems zu erblicken. In der Gewissheit, dem Willen Gottes nachzukommen, sandte er Boten zu den Schiffen zurück, um seiner Familie die gute Nachricht zu überbringen.
    Doch nur wenige Tage später rückte das Heer der Sarazenen vor das Lager und schloss es von der Landseite her ein. In der Nacht schlichen sich die Sarazenen lautlos in das christliche Lager und schnitten den schlafenden Rittern die Köpfe ab, da der Sultan für jeden Kopf seines Feindes einen Goldbesanten zahlte.
    König Ludwig ließ sofort das gesamte Lager mit Gräben umgeben und verstärkte die Wachen. Er wollte die Ankunft seines Bruders, des Grafen von Poitiers, abwarten, der den zweiten Heerbann Frankreichs führte.
    Der Graf von Poitiers konnte dem König allerdings nicht zu Hilfe kommen, denn er und seine Truppen wurden von einem furchtbaren Sturm, der drei Wochen lang vor der Küste von Damiette wütete und zweihundert Schiffe in die Tiefe riss, daran gehindert, an Land zu gehen.
    König Ludwig hatte die Hoffnung, seinen Bruder lebend wiederzusehen, bereits aufgegeben, als dieser schließlich doch noch wohlbehalten im Lager eintraf.
    Sofort wurden die Barone zum Kriegsrat einberufen, um zu entscheiden, ob man nach Alexandrien oder nach Kairo ziehen sollte.
    Obwohl die meisten Barone dafür stimmten, Alexandrien zu belagern, weil man dort über einen Hafen verfügen würde, in dem die Schiffe mit dem dringend benötigten Nachschub für das Heer einlaufen konnten, überzeugte der Graf von Artois, berauscht von dem leichten Sieg über Damiette, seinen Bruder davon, nach Kairo zu gehen.
    „Kairo ist das Zentrum Ägyptens, und wenn man die Schlange mit einem Hieb töten will, muss man ihr den Kopf

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