Die Bluterbin (German Edition)
zerschmettern“, sagte er voller Überzeugung.
Anfang Advent brach der König mit seinem Heer daher nach Babylon auf.
Nicht weit von Damiette entfernt erreichten sie den Nebenarm eines breiten Stroms. Sein Wasser glitzerte in der Sonne, und sein Uferrand war von fetten Wiesen und Palmen gesäumt. Darüber erhob sich ein strahlend blauer Himmel.
Der König parierte seinen Hengst durch. Er trug nur einen einfachen blauen Waffenrock ohne Wappen, und auch das Zaumzeug seines Pferdes war ohne Schmuck.
„Wir sollten einen Damm bauen, um besser über den Fluss zu gelangen“, schlug der Graf von Artois vor, der stets das Wappen der Templer trug.
Die Idee war gut, und es stellte sich heraus, dass es nicht allzu viel Zeit und keinen großen Aufwand brauchte, um den Flussarm so abzudämmen, dass das Wasser in den Hauptstrom zurückfloss.
Als das Heer jedoch kurz davor war, den Fluss zu überqueren, tauchten wie aus dem Nichts fünfhundert schwer bewaffnete Sarazenen auf und griffen die Kreuzfahrer an. Reinald von Viechiers, der Marschall der Templer, bildete die Vorhut des Kreuzfahrerheers. Als er die Sarazenen entdeckte, gab er seinem Ross die Sporen und stürmte, gefolgt von seinen Männern, auf die Angreifer los. Sie jagten einen Teil der feindlichen Krieger in den Fluss, wo sie ertranken. Den Rest metzelten sie nieder.
Ohne selbst nennenswerte Verluste erlitten zu haben, zog das Heer weiter und schlug sein Lager schließlich zwischen dem Strom von Damiette und dem von Rexi auf.
Die gesamte Streitmacht des Sultans hatte sich auf der anderen Seite des Flussarms von Rexi versammelt, um den Kreuzfahrern den Übergang zu verwehren.
Trotzdem hielt König Ludwig an seinem Plan fest, einen Dammweg durch den Fluss zu bauen, und ließ zum Schutz derer, die an dem Weg arbeiteten, zwei Belfriede, hölzerne Schutztürme, errichten sowie zwei Häuser zum Schutz für die Wächter.
Um das Werk des Königs zu vereiteln, gruben die Sarazenen ihrerseits Höhlen in die Erde und verbreiterten den Fluss auf ihrer Seite um genau so viel, wie ihn der König auf der anderen abdämmen ließ. Innerhalb von nur einem Tag gelang es ihnen, die Arbeit von drei Wochen zu zerstören.
Dann aber starb der Sultan kurz vor Weihnachten, und die Sarazenen ernannten Skzedin, einen Mann von hohem Rang, zu ihrem Feldhauptmann. Er führte das Wappen des Sultans von Babylon und das des Sultans von Aleppo in seinem Banner und prahlte damit, dass er am Tage des heiligen Sebastian im Zelt des fränkischen Königs speisen würde.
Als König Ludwig diese Aussage überbracht wurde, ließ er das Heer sofort in Stellung gehen und sandte Kundschafter aus, die das feindliche Heer beobachten sollten.
Die Sonne stand schon hoch, als der Graf von Anjou mit seinem Spähtrupp zurückkehrte.
Er war so scharf geritten, dass seinem Pferd der Schaum vor dem Maul stand.
„Sie haben auf die Insel zwischen den Flüssen übergesetzt“, schrie er. „Es sind so viele, dass ihre Schlachtreihen von einem Fluss zum anderen reichen.“
Die ungewohnte Hitze machte den Männern in ihren Rüstungen schwer zu schaffen, die ihre Waffen kaum noch ablegten, um jederzeit kampfbereit zu sein.
König Ludwig konnte die Erregung, die seine Ritter befallen hatte, fast mit den Händen greifen. Sie alle bereiteten sich auf das große Blutvergießen vor. Die Pferde schnaubten und scharrten nervös mit ihren Hufen. Rüstungen klirrten, Befehle wurden gebrüllt, und dazwischen erschallten die Klänge von Zimbeln und Hörnern.
„Jeder bleibt vorerst auf seinem Posten! Der Angriff erfolgt allein auf mein Kommando! Gott will es“, rief der König.
Donnernder Beifall folgte seinen Worten. Wieder erklangen die Hörner, und die Reihen rückten langsam vor.
Doch der Graf von Autreche vermochte seine Erregung nicht länger zu zügeln. Er gab seinem Pferd die Sporen und preschte, vom Heer gefolgt, auf die Feinde los.
Die hin und her fliegenden Geschosse verdunkelten für einen Moment den Himmel. Männer stürzten schreiend zu Boden, und die Reihen lichteten sich. Blut sprudelte aus klaffenden Wunden und färbte den heißen Wüstensand rot.
Der Graf von Anjou bahnte sich einen Weg durch das Gewirr aus Menschen- und Pferdeleibern. Überall um ihn herum schwankten Männer, brachen zusammen und erlagen ihren fürchterlichen Verletzungen.
„Die Reihen lösen sich auf“, brüllte der Graf von Autreche, der wie ein Rasender mit seinem Schwert um sich hieb. Doch seine Worte gingen in einem
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