Die Bluterbin (German Edition)
hier fort, wenn ich auch noch nicht genau weiß, wie wir das anstellen sollen.“
„Macht Euch keine Sorgen, Gott wird uns beschützen“, versprach ihm Marie ein weiteres Mal voller Überzeugung.
Doch Robert war nicht so überzeugt wie sie.
„Jetzt, nachdem Enguerrand von Euren Heilkräften erfahren hat, wird er uns sicher nicht mehr gehen lassen.“ Seine Stimme klang bedächtig, als er weitersprach: „Es hat aber auch etwas Gutes. Ich bin mir sicher, dass er nicht zulassen wird, dass Euch etwas geschieht. Im Gegenteil, er wird Euch beschützen, solange er sich einen Vorteil von Eurem Wirken erhofft.“
Die wundersame Genesung des Hofnarren hatte sich längst bis in den letzten Winkel der Burg herumgesprochen.
Marie war bei seinen Worten ernst geworden. „Verzeiht mir, dass ich bisher nur an mich gedacht habe.
Ich bin glücklich, solange Ihr in meiner Nähe seid, und vergesse darüber ganz, dass Ihr durch meine Schuld Befehle entgegennehmen müsst, anstatt sie zu erteilen, wie es Eurer Herkunft entspricht.“
Ein Ausdruck des Bedauerns lag auf ihrem schönen Gesicht, und Robert überlegte sich, womit er sie nur wieder zum Lachen bringen könnte. Er zog sie näher an sich heran. Heißes Verlangen stieg in ihm hoch, als er ihr zärtlich über den Rücken streichelte. Sofort begann Maries Haut unter seinen Händen zu glühen, und ihre Lippen waren heiß und feucht, als sie auf die seinen trafen.
Die Welt um sie herum verschwand, und was blieb, war allein die brennende Sehnsucht, sich miteinander zu vereinigen.
Schwer atmend lösten sie sich schließlich voneinander und blickten sich verwundert in die Augen, jeder noch ganz vom Zauber des anderen gefangen und von der Heftigkeit ihrer Gefühle füreinander überwältigt.
Robert ergriff Maries Hände, während er mühsam seine Fassung wiederzuerlangen versuchte.
„Ich werde uns hier herausbringen, ich schwöre es bei Gott und allen Heiligen.“
Zärtlich hob er ihr Kinn. „Anschließend werde ich meinen Vater bitten, die Verlobung zu lösen, um Euch zu meinem Weib zu nehmen. Würde Euch das gefallen?“ Erwartungsvoll sah er Marie an, und als diese mit Tränen in den Augen nickte, stiegen unbändiger Stolz und Freude in ihm hoch.
Stürmisch riss er sie in seine Arme und bedeckte ihr Gesicht mit vielen kleinen Küssen, bis sich ihre Lippen erneut fanden und zu einem innigen Kuss verschmolzen.
Voller Zuversicht blieb Robert zurück, als Marie sich endlich von ihm löste und zurück in die Küche ging.
Ihre Liebe zueinander war stark genug, um alle Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen würden, zu überwinden.
Noch ahnte er nichts von den drohenden Schatten, die sich über ihnen zusammenzubrauen begannen.
30
Als Otto Paris erreichte, musste er sich endgültig eingestehen, dass ihm Robert und Marie entwischt waren. Die Nächte wurden bereits mit jedem Tag kühler und feuchter, und ihm blieb nicht mehr viel Zeit, wenn er noch vor Einbruch des Winters in Bourges zurück sein wollte.
Er versorgte sich in der Stadt mit neuen Vorräten und ritt dann auf dem gleichen Weg zurück, auf dem er gekommen war. Wieder fragte er jeden Reisenden, auf den er traf, nach dem Mädchen mit der weißen Haut. Und diesmal hatte er Glück.
In einer Herberge traf er auf den Kaufmann, der Robert den Weg nach Laon beschrieben hatte und der sich noch gut an die beiden jungen Leute erinnern konnte.
Sofort ritt Otto nach Laon, doch dort wollte niemand Marie und Robert gesehen haben. Nachdenklich starrte er auf den staubigen Boden des Handelsweges und überlegte, was er selbst an Roberts Stelle getan hätte, wenn er zusammen mit einem Mädchen auf der Flucht gewesen wäre.
Er würde versuchen, den kürzesten Weg zu nehmen.
Der Kaufmann hatte ihm berichtet, dass Robert und Marie, um nach Laon zu gelangen, den weniger befahrenen Weg zwischen Reims und Soissons hatten nehmen wollen. Dort waren sie aber nie angekommen. Daraus schloss Otto, dass irgendetwas geschehen sein musste, das ihre Ankunft verhindert hatte.
In einer Schenke heuerte er drei bewaffnete Männer an, die den Eindruck auf ihn machten, als ob sie kämpfen könnten. Er wollte kein Risiko eingehen, nachdem er erfahren hatte, dass in den riesigen Wäldern Räuberbanden und anderes Gesindel ihr Unwesen trieben, und hoffte nur, dass ihm diese nicht zuvorgekommen waren und Marie ihnen nicht in die Hände gefallen war.
Seine drei Begleiter waren drei wüste Burschen, die den ganzen Tag über Wein tranken und
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