Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
Vom Netzwerk:
als Erstes übergeben.
    Von seinen Begleitern und den Pferden fehlte jede Spur. Sein Gehirn weigerte sich einen Moment lang, die Wahrheit zu akzeptieren, dann aber stellte er sich ihr, wenn auch mit Widerwillen.
    Diese verfluchten Schweine hatten ihn ausgeraubt, nicht einmal sein Pferd hatten sie ihm gelassen. Das Schlimmste war allerdings, dass sie ihm auch noch seinen Umhang genommen hatten und mit ihm alles Silber, das er noch besessen hatte.
    Zudem hatten sie ihm einen harten Schlag auf den Hinterkopf versetzt, der ihm eine schmerzhafte, hühnereigroße Beule hinterlassen hatte. Es war einfach zu viel.
    Otto brach endgültig zusammen. Er weinte wie ein kleines Kind. Zwischendurch stieß er immer wieder wilde Flüche aus, die ihn allerdings nicht erleichterten, sondern ihm nur eine noch trockenere Kehle einbrachten, als er eh schon hatte.
    Wie zum Hohn brach in diesem Moment auch noch die Sonne durch die Wolken und tauchte alles um ihn herum in ein strahlendes Licht.
    Mit letzter Kraft wankte er zu einem nahe gelegenen Bach, wo er seinen Kopf ins Wasser steckte und danach seinen quälenden Durst löschte. Er war wütend auf sich selbst und verfluchte alles und jeden, der ihm in den Sinn kam, bis ihm klar wurde, dass er wahrscheinlich sogar noch Glück im Unglück gehabt hatte. Sicher hatten die Kerle ihn nach dem Schlag auf den Kopf für tot gehalten, denn sonst hätten sie ihn nicht nur einfach in der Kuhle verscharrt, sondern ihm aller Wahrscheinlichkeit nach zuvor auch noch die Kehle durchgeschnitten.
    Er erhob die Hand wie zum Schwur.
    „Ich werde euch töten, einen nach dem anderen, und wenn es das Letzte ist, was ich auf dieser beschissenen Welt tun werde.“
    Danach fühlte er sich etwas besser. Er setzte sich unter einen Baum und ging die Möglichkeiten durch, die ihm noch blieben. Es waren nicht viele. Zuallererst galt es jedoch, wieder zu Geld und an ein neues Pferd zu kommen. Aber dazu musste er, nachdem er nicht wusste, wie weit der nächste Ort entfernt war, notgedrungen wieder nach Coucy zurückkehren.
    Dort könnte er das Kloster aufsuchen und mit dem Abt sprechen. Wenn er diesem von dem schändlichen Mord an Bruder Gregor berichtete, würde der ihn sicher bei der Suche nach dessen Mördern unterstützen.
    Otto kehrte um. Den Gedanken, die Stadt nie wieder zu betreten, wie er es sich geschworen hatte, verdrängte er dabei erfolgreich.

31
    Das Kloster lag am Rande der Stadt inmitten blühender Gärten und wurde von Benediktinern geführt. Otto ließ sich beim Abt melden, dem er stehenden Fußes erzählte, dass er im Auftrag des Bischofs hier sei, um die Mörder von Bruder Gregor zu stellen, und dass man ihn ebenfalls schon überfallen hätte.
    Wie er es sich erhofft hatte, erklärte sich der Abt sogleich bereit, ihm zu helfen. Er ließ ihm einen Umhang bringen und lud ihn zum gemeinsamen Mahl ein, das von allen Ordensmitgliedern gemeinsam und schweigend eingenommen wurde.
    Die Mönche verständigten sich untereinander nur mit Handzeichen, um das Gelübde, das sie abgelegt hatten, nicht zu brechen. Wenn jemand Käse wollte, presste er beide Hände zusammen, und wer Essig oder Wein brauchte, führte seine Hand an die Gurgel.
    Der Abt, ein kluger und frommer Mann, bestand darauf, dass alle Regeln des heiligen Benedikt strikt eingehalten wurden. Selbst der Wein wurde mit Wasser verdünnt, was schon lange nicht mehr in allen Klöstern an der Tagesordnung war.
    Nach dem Mahl wies er Otto entgegenkommend einen Schlafplatz im Gästehaus zu, das normalerweise nur den höheren Gästen vorbehalten war.
    Otto war fürs Erste zufrieden. Sein Bauch war gut gefüllt, und der Wein besänftigte die Schmerzen in seinem Kopf, obwohl er stark verdünnt worden war.
    Für eine Weile genoss er, angelehnt an den steinernen Brunnen im Innenhof, noch die wärmenden Strahlen der untergehenden Sonne, während er bereits überlegte, wie er weiter vorgehen wollte.
    Nicht weit von ihm entfernt standen zwei Brüder, die den Worten eines Dritten andächtig lauschten. Zuerst achtete er nicht auf die Wortfetzen, die leise zu ihm herüberdrangen, doch mit einem Male wurde er hellhörig.
    „Wenn ich es Euch doch sage, ihre Haut war weiß, fast durchscheinend, und sie sah wie ein Engel aus. Bruder Michael hat es dem Zellerar erzählt, und der hat wiederum mir davon berichtet. Ein Blick von ihr genügt, und jeder Kranke wird wieder gesund. Der Herr in seiner großen Güte hat sie zu uns gesandt, um uns neue Hoffnung zu geben.“ Er

Weitere Kostenlose Bücher