Die Bluterbin (German Edition)
Antwort erteilen.
„Was ist mit dir?“, wandte sich Gilles an Adiva.
„Du bist doch sonst ständig in ihrer Nähe. Hast du vielleicht irgendetwas bemerkt?“
Adiva schüttelte den Kopf.
„Wir müssen sie suchen gehen.“ Unruhig lief Robert vor dem Küchenmeister auf und ab und überlegte dabei, wie er nur aus der Burg herausgelangen konnte. Ob er es wohl wagen sollte, mit dem Herrn von Coucy zu sprechen?
Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als er sich auch schon in Bewegung setzte. Doch Gilles hielt ihn zurück. Das entschlossene Aufblitzen in Roberts Augen war ihm nicht entgangen.
„Was habt Ihr vor?“, wollte er wissen.
„Ich muss sofort mit dem Herrn von Coucy sprechen. Ich will ihn bitten, mir die Erlaubnis zu geben, nach Marie zu suchen.“
Gilles legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Er wird sie Euch aber nicht geben“, antwortete er ihm bestimmt.
So schnell ließ sich Robert jedoch nicht entmutigen.
„Habt Ihr etwa eine bessere Idee? Ich kann doch nicht tatenlos hier herumsitzen, während Marie in Gefahr ist.“
„Ihr wisst doch gar nicht, ob sie in Gefahr ist“, versuchte der Küchenmeister Robert zu beruhigen.
„Vielleicht gibt es ja eine ganz einfache Erklärung für ihr Verschwinden.“
In diesem Moment betrat der Medicus die Küche.
„Marie ist heute nicht zur Arbeit gekommen und bislang auch noch von niemandem gesehen worden“, erklärte ihm Gilles ruhig und ließ ihm Zeit, die Neuigkeit zu verarbeiten.
Der Medicus wurde blass. Er ließ sich auf einen Hocker fallen und starrte trübsinnig vor sich hin. Was würde jetzt mit ihm geschehen? Schließlich hatte ihn Enguerrand für die Gesundheit des Mädchens verantwortlich gemacht. Angst stieg in ihm hoch.
„Ich brauche erst einmal ein wenig Wein“, bat er, worauf Gilles einer der Mägde winkte und ihm einen Becher bringen ließ.
„Ihr habt versprochen, auf sie zu achten“, jammerte der Medicus und stürzte den Becher in einem Zug hinunter.
Gilles sah ihn streng an.
„Jammern hilft uns jetzt auch nicht weiter. Wir müssen gemeinsam nach ihr suchen.“ Er wandte sich an Robert: „Ich habe mich um das Essen zu kümmern, aber Ihr könnt einige von meinen Leuten mitnehmen und sie für die Suche einteilen. Vielleicht finden wir Marie ja noch, bevor der Herr von ihrem Verschwinden erfährt.“
Robert war froh, endlich etwas tun zu können. Rasch teilte er die ihm zugewiesenen Leute ein und begab sich dann selbst zu den Wachen am Tor.
„Sind in den letzten Tagen Fremde auf die Burg gekommen?“, begann er den Wachmann, einen mürrischen jungen Mann, zu befragen.
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, erwiderte ihm dieser unfreundlich.
Robert wurde wütend.
„Du kennst die junge Heilerin, die dem Herrn von Coucy sehr wichtig ist und die er deshalb der Obhut des Medicus übergeben hat. Sie ist verschwunden. Und ich werde dem Herrn nun berichten, dass du dich geweigert hast, uns bei der Suche nach ihr behilflich zu sein“, stieß er zornig hervor.
„Jetzt beruhige dich wieder“, lenkte der Wachmann sofort ein, der nicht die geringste Lust verspürte, sich den Zorn seines Herrn zuzuziehen.
„Gestern waren Spielleute hier am Tor, aber ich habe sie nicht durchgelassen. Ich musste erst die Erlaubnis des Herrn dafür einholen, doch der war beschäftigt, und dann ist schon das Feuer ausgebrochen.“
Er überlegte. „Da war noch der Abt, ein Jude und die üblichen Gesandten und Lieferanten.“
„Denk weiter nach!“, befahl ihm Robert.
„Ach so, ja dann war da noch ein Bote des Bischofs von Bourges. An mehr kann ich mich nicht erinnern.“
Der Schrecken fuhr Robert durch alle Glieder, und Angst stieg in ihm hoch. Wie hatte der Bischof nur in Erfahrung bringen können, dass sie hier waren?
„Weißt du noch, wie der Bote ausgesehen hat?“
„Er hatte gelbe Haare und war ziemlich überheblich.“
Robert drehte sich ohne ein weiteres Wort um und lief zurück in die Burgküche. Jetzt war ihm alles klar, und jetzt passte auch alles zusammen.
„Otto, der Spion des Bischofs von Bourges, hat Marie entführt“, berichtete er Gilles.
„Ihr könnt Eure Leute zurückrufen, denn er hat die Burg längst verlassen. Otto war auch derjenige, der das Feuer gelegt hat, um in Ruhe mit Marie verschwinden zu können. Er hat eine ganze Nacht Vorsprung. Wir müssen sofort aufbrechen, wenn wir ihn noch einholen wollen“, stieß er aufgeregt hervor.
„Niemand hat es bisher geschafft, dem Herrn
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