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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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in ihrem Land aufgehalten hatte, umso mehr war er zu der Überzeugung gelangt, dass Buddha bei Weitem besser zu ihnen passte als sein eigener christlicher Gott.
    Seine Gedanken waren ketzerisch, und er wusste, dass er sie niemals laut aussprechen durfte. Aus demselben Grund war er auch froh darüber, dass China viel zu weit von Frankreich entfernt lag, um von dem religiösen Wahn, der den Kreuzzügen vorausging, in Mitleidenschaft gezogen werden zu können.
    Nur wenigen Menschen war bekannt, dass dieses Land überhaupt existierte, und nochmal weniger kannten den Weg dorthin, zumal er von den Eingeweihten strengstens gehütet wurde.
    Jacques packte die Geschenke zusammen, die er für die Familie seiner Verlobten ausgewählt hatte, und ließ den Diener sein Reitpferd satteln. Aus dem Haus der Machauts schlug ihm bereits der köstliche Duft von Schweinebraten entgegen, als ihm Elsa die schwere Eichentüre öffnete und ihn aufs Freundlichste begrüßte. Mit lauter Stimme rief sie nach dem Knecht, dem sie befahl, sich um das Pferd ihres Gastes zu kümmern.
    Danach führte sie Jacques in die Stube, wo Eleonore gemeinsam mit Katharina, Martha und Agnes bereits auf ihn wartete. Alle drei hatten ihre Festtagsgewänder angelegt, und eine jede für sich bot einen entzückenden Anblick.
    Katharinas Wangen hatten sich bei seinem Erscheinen gerötet, und sie sah schöner aus denn je. Sie war in ihren Verlobten verliebt, obwohl er in ihren Augen fast schon ein wenig zu alt für sie war. Doch seine Bewegungen wirkten noch immer jugendlich, und sein gut geschnittenes Gesicht strahlte sowohl Intelligenz als auch Großzügigkeit aus.
    In der Stube war es warm und gemütlich. Öllampen hingen von dem mächtigen Deckenbalken herab, der sich der Länge nach durch den ganzen Raum zog, und verbreiteten zusammen mit dem auf dem Tisch stehenden Kerzenleuchter ein warmes, angenehmes Licht.
    Der Hausherr hatte sich noch nicht zu ihnen gesellt, würde aber sicher gleich eintreffen. Jacques gab Eleonore und den Mädchen die Hand und überreichte gleichzeitig einer jeden von ihnen ein in Seide gewickeltes Geschenk. Dann legte er seinen Überrock und seinen Hut auf der Bank ab und ließ sich auf dem für ihn vorgesehenen Klappstuhl am Kopfende der Tafel nieder.
    Während die Mädchen neugierig ihre Geschenke auswickelten, musterte ihn Eleonore nachdenklich. Sie dachte an das wenig erfreuliche Gespräch zurück, das sie heute Nachmittag mit ihrem Mann geführt hatte: „Marie hat heute Morgen wieder diese seltsamen Krämpfe bekommen, und ich mache mir große Sorgen, denn die Nachbarn reden seit Maries letztem Anfall in der Kathedrale mehr denn je über uns. Wenn das so weitergeht, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie mit dem Finger auf uns zeigen.“
    Jeans Miene hatte sich bei ihren Worten verdüstert. Ärgerlich begann er nun mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln.
    Eleonore kannte diesen Blick nur zu gut und musste all ihren Mut zusammennehmen, um fortzufahren: „So kann es unmöglich weitergehen, ich bitte Euch, unternehmt endlich etwas, sonst werden unsere Töchter noch als alte Jungfern enden. Die Frau des Salzhändlers hat außerdem behauptet, dass aus unserem Haus Schwefelgeruch aufsteigen würde, und Ihr wisst, wohin das führen kann“, hielt sie ihm mit fester Stimme vor, obwohl sie innerlich aufgewühlt war.
    Überrascht sah Jean seine Frau an. In diesem Ton hatte sie noch nie mit ihm gesprochen. Doch der heutige Vorfall hatte Eleonore endgültig die Augen geöffnet, und sie hatte Angst vor dem, was möglicherweise passieren konnte. Auf keinen Fall wollte sie noch mehr ins Gerede kommen. Allein der neu erworbene Reichtum, den Jean durch das Einbauen der Fenster und die Anschaffung eines teuren Reitpferdes demonstrierte, hatte den Neid der Nachbarn schon zur Genüge geweckt. Hinzu kam noch, dass sie erst seit wenigen Jahren in der Stadt lebten und dort immer noch als Zugereiste galten, denen man voller Misstrauen begegnete.
    Das waren die Voraussetzungen, unter denen Maries merkwürdige Krankheit den Nachbarn nurmehr eine willkommene Handhabe lieferte, um ihnen allen das Leben schwer zu machen, und das, obwohl sich Eleonore die größte Mühe gab, ihrer Wohltätigkeitspflicht gegenüber den Armen nachzukommen, und mildtätige Gaben verteilte, wann auch immer sich Gelegenheit dazu bot.
    Jean schwieg jedoch noch immer, und Eleonore entdeckte bestürzt einen Anflug von Unsicherheit in seinem markanten Gesicht. Es war das erste Mal,

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