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Die Bluterbin (German Edition)

Die Bluterbin (German Edition)

Titel: Die Bluterbin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hildegard Burri-Bayer
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sein.
    „Gott hat uns unseren Verstand gegeben, damit wir ihn benutzen“, meinte er schließlich langsam.
    Genau die gleichen Worte hatte Robert vor noch nicht allzu langer Zeit schon einmal von jemandem gehört. Es war Bruder Gregor gewesen, der ihm diesen Rat gegeben hatte und an den er nun unwillkürlich denken musste.
    „Vielleicht wäre es besser, Ihr würdet zu einer List greifen, um unerkannt in die Burg hineinzugelangen?“
    Robert musste sich beschämt eingestehen, dass der Abt recht hatte. Wie blauäugig er doch nur gewesen war. Er hatte bislang immer nur Marie und das Wiedersehen mit ihr vor Augen gehabt, ohne auch nur den geringsten Gedanken daran zu verschwenden, wie und mit welcher Begründung er überhaupt in die Burg hineinkommen wollte. Dabei würde Enguerrand über sein Erscheinen ganz sicher nicht erfreut sein. Vielleicht würde er ihn sogar gefangen nehmen und in den nächsten Kerker werfen lassen. Seine krankhafte Angst, etwas zu verlieren oder gar aufgeben zu müssen, war Robert nur noch allzu gut in Erinnerung.
    Dankbar sah er Abt Simon an.
    „Was schlagt Ihr vor?“
    „Soweit ich weiß, findet in den nächsten Tagen das letzte Turnier dieses Jahres statt, und genau aus diesem Grund strömen noch mehr Leute auf die Burg als sonst. Ihr könntet Euch unauffällig unter das Volk mischen.“
    Robert überlegte einen Moment.
    „Das gemeine Volk hat lediglich am Tage des Turniers Zutritt zum inneren Bereich der Burg“, gab er zu bedenken, als ihm auch schon eine Idee durch den Kopf schoss.
    „Ich könnte natürlich Bernards Namen annehmen und vorgeben, an dem Turnier teilnehmen zu wollen“, begann er diese dem Abt zu verdeutlichen. „Wenn ich erst einmal dort bin, werde ich eine Möglichkeit finden, um Marie zu sehen.“
    Abt Simon nickte zustimmend.
    „Die Idee ist gut, doch zögert nicht, mir einen Boten zu senden, wenn Ihr meine Hilfe benötigt“, erinnerte er ihn. Insgeheim war er froh über Roberts Entscheidung. Je früher der Graf de Forez losritt, umso eher würde sich sein sehnlichster Wunsch erfüllen.
    Am nächsten Tag begab sich Robert bereits im frühen Morgengrauen zur Krankenstation. Bernard schlief noch, und Robert weckte ihn sanft.
    „Ich wollte mich nur von Euch verabschieden. Ich kann nicht länger damit warten, nach Coucy zu reiten.“
    Bernard sah bereits etwas besser aus als bei seinem letzten Besuch. Die Ringe um seine Augen waren nicht mehr ganz so dunkel, doch er war noch immer blass. Entschlossen setzte er sich auf.
    „Ich werde mit Euch kommen“, antwortete er und wollte aufstehen.
    Aber Robert schüttelte energisch den Kopf.
    „Das werdet Ihr nicht. Ihr werdet Euch noch einige Tage erholen und dann mit Eurem Knappen nachkommen.“
    Bernard starrte finster auf seine Wolldecke. Der Gedanke, Robert allein reiten lassen zu müssen, gefiel ihm nicht, obwohl er wusste, dass Robert recht hatte. Der Schmerz in seinem Kopf hatte sich nur unwesentlich gebessert, genau wie der Schwindel, der ihn bei jeder noch so kleinen Bewegung von Neuem erfasste.
    Robert setzte Bernard seinen Plan auseinander.
    „Ihr müsstet mir allerdings Euren Waffenrock und Euer Wappen zur Verfügung stellen.“
    Bernard war einverstanden.
    „In diesem Fall könnt Ihr jedoch nicht anders, als auch Jack mitzunehmen. Ihr braucht einen Knappen an Eurer Seite, um glaubwürdig zu sein, und sollte irgendetwas Unerwartetes geschehen, habt Ihr wenigstens gleich einen Boten bei Euch, den Ihr zu mir schicken könnt.“
    Die beiden Freunde umarmten sich zum Abschied.
    Bernard sah Robert nach, als er die Krankenstube verließ, dann ließ er sich leise fluchend wieder auf sein Lager zurücksinken. Er machte sich Sorgen um Robert, dem der Schreibgriffel wesentlich besser anstand als der Waffenrock, und er schwor sich, ihm so schnell wie möglich nachzureiten, um ihm beizustehen zu können, falls es Ärger geben würde.
    Kurze Zeit später brach Robert mit Jack auf.
    Der Himmel über ihnen war von einem strahlenden Blau. Nur einige wenige weiße Wolken waren zu sehen, und ein frischer Wind wehte ihnen ins Gesicht. Die Pferde schnaubten freudig. Nach dem tagelangen Aufenthalt im Kloster schienen sie den scharfen Ritt zu genießen.
    Robert legte nur wenige Pausen ein. Der Abt hatte ihnen mehr Vorräte als nötig einpacken lassen, und Jack stopfte so viel von dem Braten und dem wohlschmeckenden Käse in sich hinein, bis nicht einmal mehr der kleinste Bissen Platz in seinem Bauch fand.
    Am nächsten Tag tauchte

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