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Die Blutgabe - Roman

Die Blutgabe - Roman

Titel: Die Blutgabe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Aber es gibt ja auch nichts, wofür man kämpfen könnte.«
    Am Ende erfuhr Red nie, ob Sarah an diesem Abend tatsächlich beim Abendessen war.
    Schon am frühen Nachmittag, gerade als er beschlossen hatte, sich für eine Weile hinzulegen, spürte er in seinem Kopf den sanften, aber drängenden Ruf, in dem er mittlerweile ohne Schwierigkeiten Kris’ Stimme erkannte.
    Vorsichtig stieg Red die steilen Stufen hinauf. Der Flur im zweiten Stock war dunkel wie immer. Nur durch einen Spalt zwischen den Gardinen vor dem Fenster am Ende des Ganges fiel ein winziger Streifen graues Licht. Die Tür zu Kris’ Zimmer war nur angelehnt.
    Red klopfte leise. Nichts rührte sich. Aber Red war sich sicher, die Stimme des Vampirs gehört zu haben. Vorsichtig klopfte er ein zweites Mal und schob sich dann in den Raum hinein.
    Drinnen war es noch finsterer als draußen auf dem Korridor. Als Red die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte er überhaupt nichts mehr sehen. Angestrengt versuchte er, die Finsternis mit seinen Augen zu durchdringen – vergeblich.
    »Kris?« Seine Stimme wurde von der Schwärze geschluckt. Am Fenster bewegte sich etwas. Red spürte einen leichten Luftzug. Und dann war eine kalte Hand an seinem Hals, soplötzlich, dass er erschreckt zusammenzuckte. Nah an seinem Ohr hörte er Kris leise lachen.
    »Ich bin es nur. Danke, dass du gekommen bist.«
    Red atmete tief durch. Kris’ Stimme klang noch immer schleppend und brüchig, wie die eines alten Mannes. Das war unheimlich. Kris war an den Abenden nach dem Waffentraining immer müde. Aber niemals so schwach. Der Vampir atmete schwer, und Red spürte die Hand an seinem Hals zittern, bevor sie sich mit ungewohnter Grobheit um seinen Nacken schloss. Red wagte kaum, sich zu bewegen.
    »Das wird heute nicht einfach für dich«, murmelte Kris. »Ich hoffe, du verzeihst.«
    Seine Lippen an Reds Hals waren trocken und spröde. Und als er seine Zähne in Reds Haut grub, schoss ein brennender Schmerz durch seine Schulter, als würde Kris ihm ein Stück Fleisch aus seinem Hals heraus beißen. Red keuchte auf und wollte zurückweichen, doch der Vampir hielt ihn mit eisernem Griff fest und biss noch fester zu. Finsternis schoss brodelnd durch Reds Adern.
    Panik stieg in ihm auf. Das war nicht normal! Es war nicht richtig!
    Alles Leben, alle Wärme schien mit einem gewaltigen Sog aus ihm herausgerissen zu werden. Red spürte seine Beine nachgeben. Was passierte hier? Warum tat es so weh? Er bekam keine Luft mehr! Er zuckte und strampelte, versuchte Kris von sich wegzuschieben – während er gleichzeitig wusste, dass er gegen die Kraft des Vampirs niemals ankommen würde. Immer tiefer bohrten sich die Zähne in seine Adern wie glühende Eisenspitzen. Angst lähmte ihn – zum ersten Mal, seit er Kris kannte. Er würde ihn umbringen! Schon spürte Red, wie der Schlag seines Herzensschwächer wurde. Und noch immer waren all seine Sinne hellwach.
    »Hör auf«, keuchte er und versuchte ein letztes Mal, sich zu befreien. »Hör … hör auf!«
    Mit einem Ruck riss Kris die Zähne aus seinem Hals und stieß ihn von sich. Red taumelte, stolperte rückwärts und stürzte haltlos zu Boden.
    Zitternd starrte er in die Dunkelheit über sich und tastete nach seiner Kehle. Vier Löcher waren dort zurückgeblieben, wo Kris sich in sein Fleisch verbissen hatte. Als Red die Finger zurückzog, waren sie feucht und klebrig vor Blut.
    Vor ihm bewegten sich die Schatten. Hastig wich Red zurück – wollte es zumindest. Doch seine Glieder waren kalt und steif wie Eis.
    Die Schatten kamen näher.
    Nein!
    Red öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam kein Ton heraus.
    Eine Hand – nun wieder warm und behutsam – legte sich an seine Wange.
    »Hab keine Angst, Red«, flüsterte Kris. Die sanfte Dunkelheit war in seine Stimme zurückgekehrt. Zitternd ließ Red den Atem entweichen. Doch die Furcht blieb.
    Wieder bewegte sich die Finsternis. Die Hand verschwand. Kurz darauf hörte Red das Rascheln von dicken Gardinen. Graues Licht fiel in den Raum, das ihm so grell in die Augen stach, dass er sie schließen musste.
    Als er vorsichtig zwischen den Lidern hindurch blinzelte, sah er Kris’ schlanke Silhouette vor dem hellen Rechteck.
    Langsam kam der Vampir auf ihn zu. Seine Bewegungen hatten ihre Geschmeidigkeit zurückgewonnen, und selbstauf die Entfernung spürte Red die Wärme, die durch seine Adern floss – die Wärme von Reds eigenem Blut.
    Schützend schlang Red die Arme um seinen

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