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Die Blutgruft

Die Blutgruft

Titel: Die Blutgruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bücken, um ihn betreten zu können.
    Andy Morgan warf mir einen Seitenblick zu. »Da sind Sie ja.«
    »Klar. Probleme?«, fragte ich recht locker, obwohl mir danach kaum zumute war.
    Der alte Seebär musste lachen. »Sie haben gut reden, Meister. Noch haben wir keine gehabt, aber ich gebe Ihnen Brief und Siegel, dass wir sie bekommen werden.«
    »Abe Douglas erwähnte etwas.«
    Morgan nickte. »Ja, da hat er Recht. Die Probleme können sehr leicht kommen. Wie Sie sicherlich wissen, nähern wir uns der Insel. Ich bin etwas mit der Geschwindigkeit heruntergegangen. Wir schippern langsamer und können überlegen, wie wir uns verhalten sollen.«
    »Waren Sie schon mal dort?«
    »Ja, ich kenne sie. Nur nicht im Nebel. So blöd ist ja keiner, wenn Sie gestatten.«
    »Schon gut. Sie sprachen von einem kleinen Hafen.«
    »Er liegt an der Westseite. Darauf schippern wir allmählich zu.« Er deutete auf die ausgebreitete Seekarte, die er hochkant gegen die Scheibe gestellt hatte, ohne dass sie seine Sicht behinderte. Dahinter sah ich nur Dunst, Wellen und helle Gischt.
    Ich sprach wieder vom Hafen.
    »Himmel, Sinclair, das ist kein Hafen, wie Sie ihn kennen. Da haben keine Menschen Hand angelegt. Es ist eine natürliche Einbuchtung, im Laufe der Zeit entstanden. Ich hoffe, dass ich ihn bei diesen Sichtverhältnissen finde. Ich weiß, dass er an der Westseite liegt. Aber wie ich genau steuern muss, ist ein Problem. Sie müssen also damit rechnen, dass wir ihn verfehlen und Sie an einer anderen Stelle an Land müssen.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Es könnte eines werden. Sie werden auf jeden Fall mehr als nasse Füße bekommen.«
    »Damit habe ich gerechnet.« Die Vorstellung, durch das kalte Wasser schwimmen zu müssen, ließ mich schaudern. Doch eine andere Möglichkeit sah ich nicht.
    Noch war die Insel nicht aufgetaucht. Die Spannung zwischen uns verdichtete sich. Morgan hatte sich zwar mit einem Kommentar zurückgehalten, nur wirkte er jetzt noch konzentrierter, und er nahm weiterhin die Geschwindigkeit zurück.
    Ich ließ ihn mit meinen Fragen in Ruhe, blieb aber in seiner Nähe und spürte, dass so etwas wie eine Vorentscheidung dicht bevorstand.
    »Da!« Mehr sagte Andy Morgan nicht. Dafür zuckte sein linker Arm in die Höhe. Er streckte auch den Zeigefinger aus und wies schräg nach backbord.
    Ich folgte der Richtung.
    Für mich war nichts zu sehen. Abgesehen vom Dunst, der plötzlich aussah wie Wolkenschatten. Ich hörte den Motor leise tuckern. Wir schoben uns noch langsamer durch die Wellen, die jetzt hart gegen die Bordwand klatschten. Ich hatte das Gefühl, dass das Boot und seine Besatzung durchgeschüttelt wurden.
    »Ich sehe nichts.«
    »Abwarten!«
    »Sie haben sich nicht getäuscht?«
    »Nein, verdammt.«
    Ich schwieg, weil ich nicht wollte, dass der gute Andy Morgan sauer wurde. Seine große Ruhe hatte er verloren. Was immer er gesehen hatte, das Ufer der Insel war es nicht gewesen, denn das hätte er mir gesagt. Er starrte nach vorn. Seine Augen bewegten sich. Dann setzte er an, um etwas zu sagen, verschluckte seine Worte aber.
    Wir schoben uns noch langsamer durch das Wasser. Ich spähte ebenso angespannt nach draußen wie Morgan.
    »Da ist es wieder!«
    Er hatte den Satz gezischt. Ein Zeichen, wie sehr er unter Druck stand. Jetzt sah ich es auch.
    Es war ein Schatten.
    Ein Boot, das sich ebenfalls durch und über die Wellen schob. Aber kleiner als das unsrige. Ich glaubte, einen Kahn zu sehen, der einen Außenborder besaß.
    Allein trieb er bestimmt nicht durch’s Wasser. Doch eine Besatzung sah ich nicht. Es konnte auch sein, dass die Sicht zu schlecht war. Es war nur zu erkennen, dass sich unsere beiden Boote immer mehr näherten. Eine Kollision lag durchaus im Bereich des Möglichen.
    »Was soll ich machen, Sinclair? Sie haben die Fahrt gewollt und...«
    »Stoppen Sie!«
    »Und dann?«
    »Stoppen Sie einfach!«
    »Okay, Chef!«
    Der Motor lief noch, da hatte ich bereits das Ruderhaus verlassen. Auch Abe und Suko war die Veränderung aufgefallen. Sie standen an der Reling und schauten auf das Wasser. Gesehen hatten sie noch nichts, sonst hätten sie es mir gesagt.
    »Was ist passiert, John?«
    »Ein fremdes Boot.«
    Abe riss die Augen auf. »Wo?«
    »Ganz in der Nähe. Auf der Backbordseite.«
    »Und weiter?«
    Wir stoppten jetzt, und ich ließ mir Zeit mit der Antwort. »Ich habe das Boot zwar gesehen, aber ich konnte nicht erkennen, ob es besetzt war.« In diesem Augenblick stoppte auch unser

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