Die blutige Arena
der Ambra farbige Haut wie das Halsband der Venus schimmerten. Wenn sie ihre Hände bewegte, glänzten die buntfarbigen Edelsteine der Ringe, welche in seltsamen Formen ihre Finger umwanden. An den schlanken Vorderarmen klirrten goldene Reifen, von denen Amulette und fremdartige Figuren, Erinnerungen aus fremden Ländern, herabfielen. Sie hatte beim Sprechen in burschikoser Ungezogenheit ein Bein über das andere gekreuzt und so sah man auf der Spitze ihres Fußes einen zierlichen roten Hausschuh mit hohem Absatz auf und ab tanzen.
Gallardo summten die Ohren, sein Blick trübte sich. Er sah nur ihre Augen auf sich gerichtet, die ihn mit einem Ausdruck anblickten, der zwischen Zuneigung und Ironie schwankte. Um seine Bewegung zu verbergen, lächelte er, wobei er seine Zähne zeigte. Es war die unbeholfene Maske eines jungen Mannes, der liebenswürdig sein wollte.
»Vielen Dank, Señora, es war nicht der Rede wert.« So lehnte er die Dankesbezeugungen der Doña Sol ab.
Langsam gewann Gallardo seine Ruhe und Heiterkeit wieder. Doña Sol und sein Vertreter sprachen von Stieren und das gab ihm plötzlich sein Selbstbewußtsein wieder zurück. Sie hatte ihn oft in der Arena gesehen und konntesich noch genau an die bemerkenswertesten Zwischenfälle erinnern. Gallardo fühlte sich nicht wenig stolz beim Gedanken, daß diese Frau so viel Interesse für seine Taten zeigte.
Sie hatte ein lackiertes Kästchen mit exotischer Blumenmalerei geöffnet und bot den beiden Männern Zigaretten mit goldenen Mundstücken an. Ein stechender und fremdartiger Geruch kam aus den feinen Papierhülsen und dem dunklen Verpack, der sie füllte.
»Sie enthalten Opium und schmecken sehr gut.« Sie zündete ihre Zigarette an und folgte mit ihren glänzenden Augen, welche im Lichte den schönen Glanz flüssigen Goldes annahmen, den entschwebenden duftenden Rauchwolken.
Der Torero, welcher den starken Havannatabak gewohnt war, sog mit Neugier an dieser Zigarette. Das war ja nur Stroh und für feine Herren berechnet. Aber der seltsame Duft des Rauches schien langsam sein Unbehagen zu verscheuchen.
Doña Sol, welche ihn aufmerksam betrachtete, bat ihn um Einzelheiten aus seinem Leben. Sie wünschte die Niederungen des Ruhmes, das elende Vagabundenleben des Torero, ehe dieser eine Größe geworden war, kennen zu lernen. Und von plötzlichem Zutrauen erfasst, sprach Gallardo von seinen Anfängen, verweilte mit stolzer Befriedigung bei der Erzählung seiner armseligen Herkunft, wobei er aber manches verschwieg, was er beim Bericht seiner abenteuerlichen Jugend für wenig geeignet hielt.
»Sehr interessant, sehr originell«, sagte die schöne Frau. Und ihre Augen von dem Torero abkehrend, versank sie in ein tiefes Sinnen, als ob sie etwas Unsichtbares betrachtete.»Der erste, wirkliche Mann!« rief Don José mit brutaler Begeisterung aus. »Glauben Sie mir, Doña Sol, es gibt keine zwei Burschen so wie diesen da. Und seine Widerstandsfähigkeit gegen Verwundungen!«
Voll Stolz auf die Kraft Gallardos zählte er, als wäre er dessen Vater, alle Verwundungen auf, die sein Held empfangen hatte, und beschrieb sie, als würde er sie durch die Kleider hindurchgehen. Die Augen der Hausfrau folgten ihm bei dieser anatomischen Exkursion mit aufrichtiger Bewunderung. Das war ein wirklicher Held: furchtsam, schüchtern und einfach, wie alle starken Männer.
Don José wollte aufbrechen, denn es war schon 7 Uhr vorbei und man erwartete ihn zu Hause. Doch Doña Sol stand auf und nötigte sie lächelnd zu bleiben. Sie würden mit ihr essen, es sei nur eine ganz intime Einladung. Sie erwartete diesen Abend keine Gäste, der Marquis weilte mit seiner Familie auf dem Lande. »Ich bin allein, kein Wort mehr. Ich will es.« Und als ob ihr Befehl keinen Widerspruch duldete, verließ sie das Zimmer.
Don José protestierte, nein, er konnte nicht bleiben. Er war erst diesen Abend angekommen und seine Familie hatte ihn kaum gesehen. Außerdem sei er von zwei Freunden eingeladen worden. Doch was den Torero betreffe, so müsse er natürlich annehmen. Denn in Wirklichkeit galt ja diese Einladung nur ihm.
»Bleib doch,« sagte Gallardo ganz ängstlich, »laß mich nicht allein. Ich weiß ja gar nicht, was ich tun oder reden soll.«
Nach einer Viertelstunde kehrte Doña Sol zurück, diesmal in Gesellschaftstoilette ohne die exotische Nachlässigkeit,mit welcher sie ihre Besucher empfangen hatte. Don José beteuerte aufs neue, nicht bleiben zu können. Bei Gallardo wäre es
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