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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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Handwerk betrachten.«
    Doña Sol griff nun mit einer Frage und einem Rate inden Monolog des Räubers ein. Warum ging er nicht unter die Soldaten? Da könnte er in fremde Länder kommen, wo man Kriege führte, und seine Kräfte auf edle Weise verwenden.
    »Auch ich habe schon oft daran gedacht, Gräfin. Wenn ich in einem Hofe schlafe oder mich in meinem Hause für einige Tage verstecke, mich das erstemal wie jeder andere Christenmensch in mein Bett lege und warme Speisen esse wie hier, dann gefällt mir das alles sehr gut, doch bald sehne ich mich, wieder in meinem Mantel, auf einem Stein als Kopfkissen, im Walde zu schlafen ... Ja, ich würde schon als Soldat dienen, aber wohin soll ich gehen? Die wirklichen Kriege haben aufgehört, in denen ein Jeder, mit einer Handvoll Kameraden nach seinem eigenen Kopfe handelte. Heute gibt es nur Herden von Menschen, welche alle gleich angezogen und gedrillt sind und wie Schafe sterben. Es ist genau so wie in der Welt. Ausbeuter und Ausgebeutete. Führt man eine große Tat aus, hat der Oberste den Dank, kämpft man wie ein wilder Stier, wird der General belohnt... Nein, auch zum Soldaten bin ich zu spät auf die Welt gekommen.«
    Und Plumitas senkte die Augen, um einige Augenblicke hindurch sein Mißgeschick zu überdenken, in dieser Zeit keinen Platz ausfüllen zu können. Plötzlich griff er nach dem Gewehr und wollte aufstehen.
    »Ich gehe, vielen Dank Señor Juan, für Eure Aufmerksamkeit, lebt wohl, Gräfin.«
    »Wohin gehst du denn,« sagte Potaje und zog ihn nieder, »setze dich, du Dummkopf, du findest es nirgends besser als hier.«
    Der Picador wollte den Aufenthalt des Banditen verlängern, denn es freute ihn, mit ihm wie mit einem Kameraden über alles sprechen zu können, um dann in der Stadt sein interessantes Zusammentreffen zu erzählen.
    »Ich bin schon drei Stunden hier und muß gehen. Ich bleibe niemals lange in einem offenen und flachgelegenen Orte wie La Rinconada es ist. Und diese drei Stunden sind wie im Flug vergangen.«
    »Fürchtest du dich vor den Gendarmen?«, fragte Potaje. »Sie werden nicht kommen, und wenn schon, dann helfe ich dir.«
    Plumitas machte eine verächtliche Bewegung. Die Gendarmen? Das waren Leute wie die übrigen. Es gab tüchtige Kerle unter ihnen, aber alle anderen waren Familienväter, welche scheu auswichen und nur zögernd kamen, wenn sie ihn in einem Orte wußten. Sie griffen ihn nur dann an, wenn sie der Zufall aneinander brachte, sodaß kein anderer Ausweg mehr blieb.
    »Im vergangenen Sommer saß ich in einem Bauernhofe beim Frühstück. Die Gesellschaft war freilich nicht so angenehm wie hier. Da sah man plötzlich Gendarmen auftauchen. Ich war sicher, daß sie nichts von meiner Anwesenheit wußten und nur kamen, um auszuruhen. Es war ein böser Zufall, doch weder ich noch sie konnten vor so vielen Leuten davonlaufen. Das wird gleich weitererzählt und die Lästerzungen vernichten den ganzen Respekt und stellen einen nur als Feigling dar. Der Besitzer schloß das große Tor und die Gendarmen schlugen mit den Gewehrkolben daran, daß er aufmache. Ich befahl ihm und einem Knecht, sichhinter den beiden Torflügeln aufzustellen. ›Wenn ich ›Jetzt‹, sage, macht ihr gleichzeitig auf.‹ Ich stieg zu Pferde und nahm den Revolver in die Hand. ›Jetzt‹. Das Tor ging auf und ich sprengte hinaus. Ihr kennt mein Pferd nicht. Sie schossen mir gehörig nach, doch keiner traf. Ich hatte beim Hinausreiten auch losgedrückt und, wie man mir später erzählte, zwei verletzt. Kurz, ich ritt, auf den Hals des Pferdes gebückt, davon und die Gendarmen rächten sich, indem sie den Hofbesitzer blutig schlugen. Daher ist es das Klügste, nichts von meinem Besuche zu erwähnen. Denn dann kommen die Behörden und Ihr müßt Erklärungen und Aussagen machen, als ob man mich damit fangen könnte.«
    Die Leute von La Rinconada waren im Stillen derselben Meinung. Sie wußten es schon. Sie mußten über den Besuch schweigen, um sich Unannehmlichkeiten zu ersparen, wie man es auf allen Höfen und Gütern machte. Dieses allgemeine Schweigen war die mächtigste Hilfe für den Banditen. Und außerdem waren alle diese Landleute Bewunderer des Plumitas. Ihre rauhe Begeisterung betrachtete ihn als einen Rächer, sie hatten nichts Böses von ihm zu befürchten, seine Drohungen galten nur den Reichen.
    »Ich fürchte die Gendarmen nicht,« sprach der Bandit weiter, »ich fürchte die Armen. Sie sind alle gut, aber das Elend ist eine böse Sache. Ich weiß,

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