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Die blutige Arena

Titel: Die blutige Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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Angustias glaubte schließlich, überzeugt durch die Proteste des Nacional und überdies bezüglich dieser Nachricht nur auf Gerüchte angewiesen, den Beteuerungen des Banderillo. Gut, mit Plumitas war es nichts, aber dafür wog das andere, der Besuch jener Frau auf dem Hofe, umso schwerer. Und blind in ihrer Mutterliebe, welche für alleSchritte ihres Sohnes die Gefährten verantwortlich machte, überhäufte sie den Nacional weiter mit ihren Vorwürfen. Der Banderillo lief ihr schließlich davon, denn trotz ihrer Entrüstung hatte sie nichts von der Zungenfertigkeit der ehemaligen Fabriksarbeiterin eingebüßt. Er traf Gallardo auf der Straße. Der Torero schien schlechter Laune zu sein, doch als er seinen Banderillo sah, zwang er sich zu einem Lächeln, als ob der häusliche Zwist keinen Eindruck auf ihn machte.
    »Juan, ich komme nicht mehr zu Euch, und wenn man mich herschleppen müßte. Frau Angustias beschimpft mich, als wenn ich ein Zigeuner wäre, und schaut mich an, als hätte ich die Schuld allein. Laßt mich das anderemal freundlichst aus dem Spiel, sucht Euch einen anderen, wenn Ihr mit Frauen geht.«
    Gallardo lächelte vergnügt. Das alles mache nichts, die Sache werde schnell vorbeigehen, er hätte schon größere Stürme überstanden.
    »Du mußt mit mir nach Hause gehen, vor Leuten streiten sie nicht.«
    »Ich?« rief der Nacional, »eher gehe ich in die Kirche!«
    Nach dieser Beteuerung hielt es der Torero für unnötig, noch ein weiteres Wort zu verlieren. Er verbrachte den größten Teil des Tages außer Haus, um so dem mürrischen, oft von Tränen unterbrochenen Schweigen der Frauen zu entgehen, und wenn er heimkehrte, war er immer von Freunden oder seinem Vertreter begleitet.
    In dieser Zeit war der Schwager ein wertvoller Bundesgenosse. Zum erstenmal betrachtete er den Torero als einen sympathischen, durch sein Äußeres beachtenswerten Mann,der ein besseres Los verdiente. Er unternahm es während der Abwesenheit des Stierfechters, die wütenden Frauen, auch die seinige gehörte dazu, etwas zu beruhigen.
    »Sehen wir doch einmal,« sagte er, »was ist das Ganze? Eine Kinderei. Juan ist eine Persönlichkeit und soll mit einflußreichen Leuten verkehren. Was ist dabei, wenn jene Dame auf dem Hofe war? Er muß sich um die Gunst der Vornehmen bemühen, denn dadurch hilft er auch seiner Familie. Es ist ja nichts vorgefallen. Der Nacional war dabei und das ist doch auch ein Mann von Charakter. Ich kenne ihn genau.«
    Das erstemal in seinem Leben lobte er den Banderillo. Da er den ganzen Tag zu Hause war, bedeutete seine Intervention eine große Hilfe für Gallardo. Ihm allein gelang es durch sein fortwährendes Geschwätz, die Frauen zu besänftigen und auf andere Gedanken zu bringen. Der Torero zeigte sich nicht undankbar. Der Riemer hatte sein Geschäft aufgelassen und Gallardo übernahm die Sorge für die Familie, die ganz zu ihm ins Haus zog, weil er die arme Carmen so lange nicht allein lassen wollte.
    Eines Tages erhielt der Nacional von der Frau seines Herrn die Aufforderung, sie zu besuchen. Die Frau des Banderillo, welche Carmen getroffen hatte, richtete ihm diese Botschaft aus.
    Carmen empfing den Nacional im Zimmer ihres Mannes. Dort waren sie allein, ohne befürchten zu müssen, von Angustias oder den Verwandten gestört zu werden. Gallardo war im Klub der Sierpesstraße. Er mied sein Haus und speiste um einem Zusammentreffen mit seiner Frau auszuweichen, tagelang auswärts.
    Der Nacional saß auf dem Divan und richtete den Blick auf die Erde, um der Frau seines Herrn nicht ins Angesicht sehen zu müssen. Wie hatte sich die Arme verändert! Ihre Augen waren ganz rot und von dunklen Ringen umgeben. Wangen und Nasenflügel verrieten durch ihren rötlichen Schimmer, wie oft das Taschentuch mit ihnen in Berührung gekommen war.
    »Sebastian, sagt mir die Wahrheit, Ihr seid gut und der beste Freund Juans.«
    Der Banderillo nickte mit dem Kopfe und wartete auf die Bitte, welche kommen sollte. Was wünschte Carmen zu erfahren?
    »Sagt mir, was sich auf La Rinconada ereignete, was Ihr saht und was Ihr darüber denkt.«
    Ah, der gute Nacional, mit welch' edlem Stolz hub er den Kopf, voll Freude, Gutes tun und dieser Unglücklichen Trost gewähren zu können ... Er hatte nichts Schlechtes gesehen.
    »Ich schwöre es beim Andenken meines Vaters, bei meinen Ideen.«
    Er leistete diesen Schwur reinen Gewissens, da er tatsächlich nichts gesehen hatte und er daher mit Stolz seiner scharfsinnigen

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