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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Eisregen fiel hernieder. Tagsüber war es so warm gewesen, daß er beinahe vergessen hatte, wie rasch zu dieser Jahreszeit die Nacht den Sternenglanz löschte und die heißen Monde im nebligen Graupelregen verschwanden. Ihn schauerte, und er ging rascher.
    Am Rande des Platzes vor dem Raumhafen gab es eine Reihe kleiner Cafés und Gasthäuser; ziellos betrat er eines. Es verbarg sich fast hinter dicken Mauern und noch dickeren Vorhängen, und es schien, ebenso wie die Bar, weder Darkovaner- noch Terracharakter zu haben. Die Gäste waren teils Raumfahrer in Uniform, teils Darkovaner. Die Gesichter verschwammen im dämmerigen Licht, und er gab sich keine Mühe, nach Besatzungsmitgliedern der SOUTHERN CROWN Ausschau zu halten. Das Lokal roch nach Essen, und der Geruch von Darkovaner Gerichten ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Das war es, was er brauchte; er hatte Hunger.
    Er setzte sich an die Theke und bestellte, und als das Essen kam, verzehrte er es mit Heißhunger. In seiner Nähe saßen zwei Darkovaner, um einiges besser gekleidet als der Durchschnitt; sie trugen bunte Mäntel und hohe Stiefel; in den juwelenbesetzten Gürteln steckten reichverzierte Messer. Die beiden ließen sich Zeit beim Essen. Der eine hatte einen leuchtend-roten Haarschopf, und Kerwin hob erstaunt die Brauen. Die Darkovaner waren eine dunkle Rasse, und sein eigenes rotes Haar ließ die Leute immer neugierig aufschauen. Schon in seiner Kindheit und sogar in der Handelsstadt hatte man ihn deshalb angestarrt. Im Waisenhaus hatte man ihn „Tallo“ gerufen, das hieß „Rotkopf“; es hatte ihn immer überrascht, welche Mühe es sogar die Pflegerinnen gekostet hatte, den Gebrauch dieses Namens zu vermeiden. Obwohl es den Darkovaner Pflegerinnen streng verboten war, mit den Kindern über den heimischen Aberglauben zu sprechen, hatte er doch irgendwie verstanden, daß rotes Haar entweder Unglück brachte oder tabu war.
    Auf der Erde war rotes Haar nicht so selten, und das hatte diese Erinnerung vielleicht abgeschwächt. Aber hier mochte die Erklärung für Ragans Reaktion zu finden sein. Wenn offenbar Rotköpfe so selten waren, dann mochte es passieren, daß ein Rotkopf aus einiger Entfernung ebenso aussah wie jemand, den man kannte.
    Ein Lautsprecher an der Wand gurgelte lärmend; dann erklang eine metallene Stimme: „Achtung, das Personal des Hauptquartiers, dessen Maschinen auf dem Raumhafen stehen, meldet sich bei Division B. Die SOUTHERN CROWN wird fahrplanmäßig starten. Alle Privatflugzeuge sind vom Flugplatz zu entfernen. Ich wiederhole…“
    Einer der Männer in der Nähe des Eingangs murmelte ein paar kurze, kräftige Worte, nahm seine mit Goldlitzen besetzte Mütze und stapfte in den Regen hinaus. Ein Schwall bitterkalter Luft fegte herein, und der Darkovaner neben Kerwin sagte lachend zu seinem Kameraden: „Esa so vhalle Terranan acqualle…“
    Der andere sah Kerwin an und äußerte etwas noch viel Beleidigenderes im Dialekt der Stadtbevölkerung von Darkover.
    Kerwin zitterte. Beleidigungen gegenüber war er von jeher von beinahe kindischer Empfindsamkeit gewesen. Auf der Erde hatte er als Fremder, als Ungeheuer gegolten, weil er ein Darkovaner war. Hier, in Darkover, fühlte er sich plötzlich der Erde zugehörig. Und die Ereignisse des Tages waren nicht dazu angetan, seine Gefühle zu besänftigen. Aber er bezähmte seinen Zorn und sagte nur zu dem leeren Stuhl zu seiner Rechten: „Das Kaninchen ertrinkt im Regen nur dann, wenn es nicht Verstand genug hat, den Mund geschlossen zu halten.“
    Der Darkovaner schob den Stuhl zurück, drehte sich um und stieß dabei sein Glas um. Das helle Klirren und das Gejammer des Kellners zogen die Aufmerksamkeit der Gäste auf die kleine Panne, und Kerwin glitt vorsichtig von seinem Stuhl. Voll innerlichen Entsetzens beobachtete er sich selbst. Würde er nun in zwei Bars Szenen machen? Sollte denn seine Heimkehr nach Darkover so ernüchternd enden, daß man ihn als betrunkenen Ruhestörer ins Kittchen steckte?
    Dann packte der Kamerad des Mannes ihn am Ellbogen. Langsam musterten ihn die Augen des Darkovaners von unten bis oben, bis dessen Blick auf Kerwins rotem Haarschopf ruhte, auf dem nun das volle Licht der kleinen Lampe lag. Mit einem unterdrückten Schluchzen in der Stimme sagte er: „Com’yn!“
    Finster blickte der Kampfhahn seinen Kameraden an, aber dessen Augen ermutigten ihn nicht, den Streit fortzusetzen. Er scharrte unbehaglich mit den Füßen, zog sich zurück,

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