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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Bruder bist, zeig ihnen das Messer, das ich dir gegeben habe. Wenn diese Angelegenheit erledigt ist, kannst du vielleicht nach Arilinn zurückkommen.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß du so ein Feigling bist, Rannirl«, sagte Kennard. »Warum verteidigst du ihn nicht hier? Wenn er ein Zuhause braucht, ist Armida für ihn da oder, als Cleindoris Sohn, das Gut Mariposa-See. Aber hat denn keiner genug Mumm in den Knochen, für ihn hier in Arilinn einzutreten? Er ist nicht der erste Terraner …«
    »Du bist verdammt durchsichtig, Kennard«, bemerkte Auster. »Alles, was dich interessiert, ist, daß du deinen halbblütigen Sohn eines Tages nach Arilinn bekommst, und um einen Präzedenzfall zu schaffen, willst du sogar einen terranischen Spion einlassen! Kann dein verdammter Sohn nicht durch eigene Verdienste – falls er welche hat – nach Arilinn gelangen? Ich wünsche Jeff nichts Böses mehr. Zandru nehme diese Hand …« – er legte sie kurz auf das Heft seines Dolches »… wenn ich ihm Böses wünsche. Aber er darf nicht nach Arilinn zurückkehren; wir dürfen keinen terranischen Spion in einen Matrix-Kreis einlassen. Wenn er nach Arilinn zurückkehrt, werde ich gehen.«
    »Ich auch«, erklärte Neyrissa. Rannirl, dem anzusehen war, wie schrecklich er sich schämte, sagte: »Es tut mir leid. Ich auch.«
    »Feiglinge!« schleuderte Corus ihnen entgegen. »Die Terraner haben unsern Kreis ja schon durchbrochen, oder nicht? Sie brauchten Jeff gar nicht zu ihrem Spion zu machen. Sie brauchten nur dafür zu sorgen, daß wir ihn verdächtigen!«
    Kennard schüttelte ungläubig und angewidert den Kopf. »Werdet ihr das wirklich tun, ihr alle?«
    Kerwin hätte am liebsten hinausgeschrien: Ich liebe euch alle, hört auf, mich auf diese Weise zu foltern! Seine Zunge war schwer. »Jetzt, wo ihr wißt, daß es möglich ist, werdet ihr jemanden finden, der meine Stelle einnehmen kann.«
    »Wen?« fragte Elorie verzweifelt. »Kennards halbblütigen Sohn? Er ist noch keine zehn Jahre alt! Die alte Leominda aus Neskaya? Den Erben von Hastur, der erst vier Jahre alt, oder den Erben von Elhalyn, der neun Jahr alt und nicht viel mehr als ein Schwachsinniger ist? Vielleicht meinen verrückten Vater? Die kleine Callina Lindir von Neskaya?«
    Kennard sagte: »Das sind wir alles durchgegangen, als wir den Entschluß faßten, Jeff herzubringen. In allen sieben Domänen konnten wir keine anderen Kandidaten finden. Und jetzt, wo wir einen voll qualifizierten und funktionierenden Bewahrerinnenkreis in Arilinn haben, wollt ihr das wegwerfen und Jeff gehen lassen? Nach allem, was wir durchgemacht haben, um ihn zu holen?«
    »Nein!« Elorie erschreckte sie alle mit ihrem Aufschrei. Sie warf sich nach vorn. Voll Angst, daß sie fallen würde, streckte Kerwin eine Hand aus, um sie aufzufangen. Er hätte sie sofort ehrerbietig losgelassen, aber sie umklammerte ihn mit ihren Armen. Ihr Gesicht war weißer als an dem Tag, als sie in der Matrix-Kammer zusammengebrochen war.
    »Nein«, flüsterte sie. »Nein, Jeff, nein, geh nicht! Bleib bei uns, Jeff, was auch geschieht – ich kann es nicht ertragen, dich zu verlieren …«
    Einen Augenblick lang hielt Kerwin sie fest. Sein eigenes Gesicht war bleich wie der Tod. Fast unhörbar flüsterte er: »Oh, Elorie, Elorie …« Doch dann bezwang er sich und schob sie sanft von sich.
    »Erkennst du jetzt, warum ich gehen muß?« fragte er leise, nur für sie allein. »Ich muß gehen, Elorie, das weißt du ebenso gut wie ich. Mach es mir nicht noch schwerer.«
    Er sah Schock, Zorn, Mitleid, Anklage in den Gesichtern um ihn aufdämmern. Neyrissa kam, um Elorie wegzuziehen. Sie redete ihr halblaut zu, aber Elorie stieß ihre Hand beiseite. Ihre Stimme war hoch und schrill.
    »Nein. Wenn Jeff sich entschieden hat zu gehen oder wenn ihr ihn zwingt zu gehen, dann habe auch ich mich entschieden, und es ist vorbei. Ich – ich kann mein Leben nicht mehr dafür hingeben!« Sie sah sie alle an. Ihre Augen waren riesengroß und sahen wie Wunden in ihrem blassen Gesicht aus.
    »Aber Elorie, Lori«, flehte Neyrissa. »Du weißt, warum du nicht zurücktreten darfst, du weißt, wie sehr du gebraucht wirst …“
    »Und was bin ich dann? Eine Puppe, eine Maschine, die den Comyn und dem Turm dienen muß?« schrie sie hysterisch. »Nein. Nein. Es ist zuviel! Ich kann es nicht ertragen, ich werfe es von mir …«
    »Elorie … Breda «, flehte Taniquel. »Sag das nicht – nicht auf diese Weise, nicht jetzt, nicht hier! Ich

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