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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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der Kette hängen, die er um den Hals trug, und sie rief bestürzt aus:
    »Die Matrix! Cleindoris Matrix! Warum ist sie nicht mit ihr gestorben, Jeff?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Kerwin. »Aber der Stein lebte noch. Und obwohl der Junge nicht sprach, war er genug bei Bewußtsein, um danach zu greifen. Ich stelle es mir so vor, daß Cleindori ihn mit der Matrix spielen und sie berühren ließ. Sie hatte sich in großen Zügen auf sein Bewußtsein eingestimmt, und wenn er seine Mutter durch die Matrix sterben spürte … nun, dann ist der Zustand des Kindes kein Wunder«, sagte er erschüttert. »Die Matrix ist sicher, wo sie ist, am Hals eines schwachsinnigen Kindes. Sie werden sie ihm nicht wegnehmen können, ohne ihn zu töten. Aber sie werden freundlich zu ihm sein. Vielleicht können sie ihm später einmal das eine oder andere beibringen.«
    Und dann war ihm wieder kalt, und er lag in den Armen seines Pflegevaters, und jeder Schritt tat seinen gebrochenen Rippen weh. Er wurde in dichtem Regen und Graupelschauern durch die Straßen Thendaras getragen …
    Und dann war er fort, er war nirgends, er war nichts …
    Bleich und zitternd, Tränen auf dem Gesicht, stand er in seinem Hotelzimmer in Thendara, noch erfüllt von dem Entsetzen eines Kindes. Elorie blickte zu ihm auf. Auch sie weinte. Jeff wollte sprechen, aber seine Stimme gehorchte ihm nicht. Natürlich, er konnte kein Wort sprechen … Er würde niemals wieder sprechen …
    »Jeff!« rief Elorie schnell. »Du bist hier. Jeff … Jeff, komm zurück in die Gegenwart! Komm zurück in die Gegenwart! Das ist fünfundzwanzig Jahre her!«
    Jeff führte eine Hand an die Kehle. Seine Stimme klang belegt, aber er konnte sprechen. »Also das war es«, flüsterte er. »Ich sah sie alle sterben. Von Mörderhand. Und … und ich bin nicht Jeff Kerwin. Mein Name ist Damon, und Kerwin war nicht mein Vater; er war meines Vaters Freund. Er sorgte für das Kind seiner Freunde … aber ich bin nicht Jeff Kerwin. Ich bin überhaupt kein Terraner! «
    »Nein«, hauchte Elorie. »Dein Vater war Kennards älterer Bruder! Von Rechts wegen bist du, nicht Kennard, der Erbe von Alton – und Kennard weiß es! Du könntest Kennards halbblütige Söhne verdrängen. Ist das der Grund, daß er in der letzten Minute nicht für dich eintrat? Er liebt dich. Aber er liebt die Söhne seiner zweiten Frau, seiner terranischen Frau, mehr als alles ändere auf der Welt …«
    Jeff lachte hart und kurz auf. »Ich bin ein Bastard«, sagte er, »und der Sohn einer abtrünnigen Bewahrerin. Ich bezweifele, daß sie mich als Erbe von Alton oder sonst etwas haben wollen. Kennard kann aufhören, sich Sorgen zu machen. Wenn er es getan hat.«
    »Und die endgültige Komplikation ist dies Durcheinander mit den Identitäten«, sagte Elorie. »Cassildes Kinder wurden in das Raumfahrer-Waisenhaus gebracht – ich kenne Kennards Mann Andres. Aber Lord Dyan … er ist mein Halbbruder, Jeff. Ich wußte nicht, daß er Auster kannte. Er muß Bescheid gewußt haben, und deshalb bestand er darauf, Auster aus dem Waisenhaus herauszuholen. Sicher hat er ihn für das Kind von Cassilde und Arnad Ridenow gehalten, weil er rotes Haar hat.«
    »Gott helfe uns allen«, stöhnte Jeff. »Kein Wunder, daß Auster meinte, Ragan zu erkennen! Sie sind Zwillingsbrüder! Sie sehen sich nicht sehr ähnlich, aber sie sind Zwillinge –«
    »Und die Terraner benutzten Ragan als Spion bei den Comyn «, stellte Elorie fest. »Das telepathische Band zwischen Zwillingen ist das stärkste, das uns bekannt ist! Auster, nicht du, wurde von den Terranern als Zeitbombe eingeschmuggelt! Auch sie wissen von der telepathischen Verbindung zwischen Zwillingen. Deshalb ließen sie zu, daß Auster zurückgeholt wurde – und behielten Ragan, damit er, in Gedanken mit Auster verbunden, seinen Bruder ausspioniere! Auch dann noch, als Auster nach Arilinn ging!«
    »Und Jeff Kerwin brachte mich in das Raumfahrer-Waisenhaus und ließ mich dort als seinen Sohn eintragen«, sagte Jeff. »Und dann … Gott weiß es, auch er muß umgebracht worden sein.«
    »Merkwürdig und traurig ist es«, meinte Elorie, »daß beide Parteien, als die Kinder in Gefahr waren, auf den Gedanken kamen, bei den Terranern würden sie sicher sein. Unsere Gesetze der Blutfehde sind erbarmungslos, und die Fanatiker waren der Überzeugung, sie müßten den Verbotenen Turm bis auf die ungeborenen Kinder und die Babys ausrotten.«
    »Ich habe auf Terra gelebt«, führte Jeff den

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