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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich Jeff am Eingang einer Straße, die auf den Platz mündete. Elorie ergriff seine Hand und zog ihn die Straße hinunter. Hinter ihnen erstarben die Geräusche des Auflaufs.
    »Schnell, Jeff! Hier entlang, oder sie werden uns nachkommen und wissen wollen, um was es geht!«
    Er war verblüfft und ein bißchen beunruhigt. Das konnte Rückwirkungen haben. Die Terraner würden über einen Auflauf vor ihrer Türschwelle gar nicht glücklich sein. Aber schließlich war niemand verletzt worden. Er wollte Elorie vertrauen, wie sie ihm mit ihrem Leben vertraut hatte.
    »Wohin gehen wir?«
    Sie wies mit der Hand. Hoch über der Stadt erhob sich die Comyn -Burg, groß, fremdartig und gleichgültig. Noch kein Terraner hatte den Fuß hineingesetzt, ein paar der höchsten Würdenträger ausgenommen, und diese nur auf eine Einladung hin.
    Allerdings war er kein Terraner, das mußte er sich ständig vorsagen.
    Komisch. Noch vor zehn Tagen hätte mich das sehr glücklich gemacht. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher .
    Er folgte Elorie durch die dunkel werdenden Straßen, den steilen Anstieg zur Comyn -Burg hinauf. Was würde geschehen, wenn sie dort ankamen? Hatte Elorie einen bestimmten Plan? Die Burg sah groß und gut bewacht aus, und Jeff nahm nicht an, daß zwei Fremde einfach hineinspazieren und Lord Hastur zu sprechen verlangen konnten, ohne sich auch nur angemeldet zu haben.
    Aber er hatte das ungeheuerliche persönliche Prestige der Comyn nicht in Rechnung gezogen. Es waren Wachtposten da, gekleidet in das Grün und Schwarz der Altons, die, so hatte Kerwin von Kennard gehört, die Garde gegründet und seit altersher kommandiert hatten. Aber beim Anblick Elories, wenn sie auch zu Fuß kam und bescheiden gekleidet war, trat der Wachtposten ehrerbietig zurück.
    » Comynara …« Der Mann blickte auf Jeffs rotes Haar, dann auf seine terranische Kleidung und entschloß sich, ihn, um ganz sicher zu gehen, einzubeziehen. Er verbesserte sich: » Vai comynari , Ihr erweist uns Gnade. Wie können wir der vai domna zu Diensten sein?«
    »Ist Kommandant Alton in der Burg?«
    »Es tut mir leid, vai domna , Lord Valdir ist in diesen zehn Tagen in Armida.«
    Elorie runzelte die Stirn, doch sie zögerte nur einen Augenblick. »Dann sagt Kapitän Ardais, daß seine Schwester Elorie von Arilinn sofort mit ihm sprechen möchte.«
    »Sofort, vai domna .« Der Wachtposten warf noch einen mißtrauischen Blick auf Jeffs terranische Kleidung, aber er stellte keine Frage. Er ging.

Kapitel 16: Der zerbrochene Turm
     
    Es dauerte nicht länger als ein paar Minuten, bis der Wachtposten zurückkam und mit ihm ein großer, magerer Mann in dunkler Kleidung und einem kühnen, falkenähnlichen Gesicht. Kerwin nahm an, daß er in den Vierzigern war, obwohl er jünger wirkte.
    »Elorie, Chiya .« Er hob die Augenbrauen, und Kerwin zuckte zusammen. Er hatte diese ernste, wohlklingende und melancholische Stimme schon gehört. Als ein verängstigtes Kind hatte er sie gehört, das zusammengeschlagen und als tot liegengelassen worden war und sich unter einem Tisch versteckt hatte. Aber schließlich hatte Dyan Ardais nichts Böses gegen ihn im Sinn gehabt. Wäre er darum angegangen worden, hätte er ihn bestimmt ebenso unter seinen Schutz genommen wie die beiden anderen Kinder, die den Mördern entgangen waren. Jeff erkannte in Elories Bruder einen barschen Mann, der jedoch freundlich und sogar weichherzig gegen kleine Kinder war, auch wenn er zu Gleichgestellten grausam sein konnte.
    »Ich hörte, du seist aus Arilinn geflohen.« Mit Abscheu betrachtete er ihre bescheidene Kleidung und den rauhen Mantel. »Und noch dazu mit einem Terraner. Unglück ist es für Arilinn, daß dies zweimal innerhalb von vierzig Jahren geschehen muß. Ist das der Terraner?«
    »Er ist kein Terraner, mein Bruder«, antwortete Elorie, »sondern der wahre Sohn von Lewis-Arnad Lanart-Alton, älterer Sohn von Valdir, Lord Alton, und Cleindori.
    Sie legte ihr Amt entsprechend den Gesetzen von Arilinn, wenn auch ohne Erlaubnis, nieder, um einen Gemahl ihres eigenen Rangs zu nehmen, und dies ist ihr Sohn. Eine Bewahrerin, Dyan, ist nur ihrem eigenen Gewissen verantwortlich. Cleindori tat nur, was das Gesetz ihr erlaubte. Sie ist nicht verantwortlich für jene, die der Lady von Arilinn das Recht absprachen, ihrem Kreis Gesetze zu geben.«
    Stirnrunzelnd betrachtete er sie. Seine Augen, dachte Kerwin, waren farblos wie kaltes Metall, wie grauer Stahl. Er sagte: »So etwas habe ich schon von

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