Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
ließ ihn wie ein Kaninchen in der Falle verharren. Er preßte seine kleinen Finger auf den Mund, kroch unter den Tisch und versteckte sich dort. Das Hämmern an der Tür wurde lauter. Die Tür ging auf. Das verängstigte Kind unter dem Tisch hörte schwere Stiefel auf dem Fußboden und spürte den Schreck in den Gedanken der Männer, die eine Lampe hochhielten und das Blutbad im Zimmer betrachteten.
    »Avarra sei uns gnädig«, murmelte die Stimme eines Mannes. »Nun sind wir doch zu spät gekommen. Diese mörderischen Fanatiker!«
    »Ich habe Euch gesagt, wir hätten uns gleich an Lord Hastur wenden sollen, Kadett Ardais«, antwortete eine zweite Stimme, die dem Kind irgendwie bekannt vorkam. Aber es fürchtete sich, einen Laut von sich zu geben oder hervorzukommen. »Ich habe gefürchtet, daß es dazu kommen würde! Naotalba verrenke meinen Fuß, aber an Mord hatte ich nicht gedacht!« Eine Faust donnerte in ohnmächtiger Wut auf den Tisch nieder.
    »Ich hätte es vorhersehen müssen«, erklang wieder die erste Stimme, die in all ihrer Erbitterung wohllautend war, »als wir hörten, der alte Lord Damon sei tot und Dom Ann’dra und die übrigen. Ein Feuer, hieß es … Ich frage mich, wessen Hand das Feuer gelegt hat.« Das Kind in seinem Versteck duckte sich unter dem verhaltenen Zorn in dieser Stimme. Es preßte die Hände noch fester auf den Mund, um einen Schrei zu ersticken.
    »Lord Arnad«, zählte die Stimme auf, »und Lady Cassilde, und sie so hochschwanger, daß man glauben sollte, selbst diese mörderischen Fanatiker hätten Mitleid mit ihr gehabt! Und …« – seine Stimme wurde leiser – »… meine Verwandte Cleindori. Ja, ich wußte, daß Arilinn sie zum Tode verurteilt hatte, aber ich hatte gehofft, die Hasturs würden sie schützen.« Ein langer, tiefer Seufzer. Das Kind hörte ihn umhergehen, hörte, daß der Vorhang von dem Alkoven zurückgezogen wurde. »In Zandrus Namen – Kinder!«
    »Aber wo ist der Terraner?« fragte einer der Männer.
    »Wahrscheinlich lebend weggebracht, um gefoltert zu werden. Das müssen Cassildes Kinder von Arnad sein. Seht, einer von ihnen hat rotes Haar. Wenigstens haben diese fanatischen Bastarde soviel Anstand gehabt, den armen Würmern nichts zu tun.«
    »Wahrscheinlicher ist, daß sie sie nicht gesehen haben«, gab der erste Mann zurück. »Und wenn sie herausfinden, daß sie sie am Leben gelassen haben – nun, Ihr wißt ebenso gut wie ich, Lord Dyan, was dann geschehen wird.«
    »Ihr habt recht – und um so größer wäre die Schande für uns alle«, antwortete der Lord Dyan genannte Mann. »Götter! Wenn wir nur Kennard erreichen könnten! Aber er ist nicht einmal in der Stadt, nicht wahr?«
    »Nein, er ist nach Hali, um dort um Hilfe zu bitten«, erwiderte der erste Mann, und dann herrschte lange Schweigen. Schließlich sagte Lord Dyan: »Kennard hat ein Stadthaus hier in Thendara. Wenn Lady Caitlin dort ist – würde sie sie wohl aufnehmen, bis Kennard zurückkehrt und sich ihretwegen an Hastur wenden kann? Ihr seid Kennards geschworener Mann; Ihr kennt Lady Caitlin besser als ich, Andres.«
    »Ich würde Lady Caitlin nicht um einen Gefallen bitten, Lord Dyan«, erklärte Andres langsam. »Sie wird mit der Zeit immer verbitterter, je geringer ihre Hoffnung auf ein Kind wird. Sie weiß ganz genau, daß Kennard sie eines Tages beiseiteschieben und anderswo einen Sohn zeugen muß, und bei jedem Kind, das wir sie um Kennards willen aufzunehmen bitten – nun, sie würde sicher annehmen, sie seien Kennards Bastarde, und keinen Finger krumm machen, um sie zu beschützen. Außerdem, wenn Meuchelmörder in Kennards Stadthaus eindrängen, könnten sie Lady Caitlin ebenfalls töten …«
    »Was Kennard keinen großen Kummer machen würde, nehme ich an«, sagte Lord Dyan, woraufhin Andres entsetzt Atem holte.
    »Als Kennards geschworener Mann bin ich verpflichtet, auch sie zu schützen, Lord Dyan. Er mag seine Frau nicht lieben, aber er hält sie in Ehren, wie er es nach dem Gesetz muß, und ich wage nicht, sie durch die Anwesenheit dieser Kinder in Gefahr zu bringen. Mit Eurer Erlaubnis, Lord Dyan, werde ich bei den Terranern eine Zuflucht für sie suchen. Wenn sich dieser ganze Aufruhr gelegt hat, kann Kennard sich an Hastur wegen einer Amnestie für sie wenden …«
    »Schnell«, unterbrach ihn Lord Dyan, »da kommt jemand. Bringt die Kinder her und haltet sie ruhig. Hier, wickelt den Kleinen in diese Decke – nun, nun, kleiner Kupferkopf, halt still.« Damon

Weitere Kostenlose Bücher