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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sollte. »Arilinn hat sich gegen uns gewandt. Vergiß sie, Elorie!«
    »Oh, Jeff, nein«, flehte sie. »Willst du, daß sich das Pan-Darkovanische Syndikat an die Terraner wendet und Darkover zu einer zweitklassigen terranischen Kolonie herabsinkt?«
    Und das packte ihn. Darkover war seine Heimat gewesen, selbst als er sich noch für einen Sohn Terras und einen Bürger des Imperiums gehalten hatte. Jetzt wußte er, daß er ein echter Darkovaner war. Er hatte nicht den Schatten eines Rechts, sich Terraner zu nennen. Er war Comyn durch und durch, ein wahrer Sohn der Domänen.
    »Siehst du das nicht ein? Oh, ich weiß, es ist beinahe sicher, daß sie versagen, besonderes, wenn sie es unter Rannirls Leitung mit einem Mechanikerkreis versuchen oder so wahnsinnig sind, eine halb ausgebildete Bewahrerin nach Arilinn zu holen«, klagte Elorie. »Und ich fürchte, das werden sie tun. Sie werden die kleine Callina aus Neskaya holen und sie damit betrauen, den Matrix-Ring zu halten, und sie ist erst zwölf Jahre alt! Ich habe in den Relais mit ihr gesprochen. Sie ist begabt, aber sie ist nicht in Arilinn ausgebildet, und Neskaya hat sowieso nicht die Tradition der großen Bewahrerinnen; die besten sind immer aus Arilinn gekommen. Aber«, setzte sie hinzu. »jetzt, wo wir wissen, daß du kein Terraner bist, kannst du zurückkehren, und der Kreis würde soviel stärker werden!« Ihr Gesicht war blaß vor Aufregung. »Oh, Jeff, es bedeutet soviel für unsere Welt!«
    »Liebling«, antwortete er gequält, »ich würde alles tun. Ich würde sogar in den Matrix-Kreis zurückkehren, wenn sie mich ließen, aber in der Benachrichtigung, die ich erhielt, hieß es, daß wir Gefangene sind! Wenn wir versuchen, uns mehr als einen Kilometer vom Hotel zu entfernen, wird man uns festnehmen. Daß wir nicht hinter Gittern sitzen, bedeutet nicht, daß ich nicht unter Arrest stehe.
    Ich kann gegen die Deportation Berufung einlegen, und wenn ich beweisen kann, daß ich nicht Kerwins eigener Sohn bin, setze ich es vielleicht durch, daß ich hierbleiben darf. Aber im Augenblick sind wir ebenso Gefangene, als wenn wir im Gefängnis steckten!«
    »Welches Recht haben sie …« Jetzt lag die Arroganz der Prinzessin, der behüteten, verwöhnten, angebeteten Lady von Arilinn, in ihrer Stimme. Sie griff nach ihrem Kapuzenumhang – Jeff hatte ihn ihr in Port Chicago gekauft, um ihr rotes Haar, das sie als Comyn kennzeichnete, zu verbergen – und warf ihn sich über die Schultern. »Wenn du nicht mit mir kommen willst, Jeff, dann gehe ich allein!«
    »Elorie, das kann doch nicht dein Ernst sein?« Ihre Augen gaben ihm die Antwort, und er entschloß sich. »Dann komme ich mit dir.«
    In den Straßen Thendaras schritt sie so schnell aus, daß er ihr kaum folgen konnte. Es war später Nachmittag. Das Licht lag blutrot in den Straßen, und lange, purpurne Schatten krochen zwischen den Häusern vor. Sie näherten sich dem Rand der Terranischen Zone, und Kerwin sagte sich, daß dies Wahnsinn sei. Bestimmt würde man sie an den Toren anhalten. Aber Elorie ging so schnell, daß er sich darauf konzentrieren mußte, ihr auf den Fersen zu bleiben.
    Der große Platz war leer, und die Tore der Terranischen Zone wurden von einem einzigen gelangweilten Raumpolizisten in Uniform bewacht. Jenseits des Platzes sah Jeff die darkovanischen Restaurants und Läden, auch den, in dem er seinen Mantel gekauft hatte. Als sie sich dem Tor näherten, stellte sich ihnen der Raumpolizist in den Weg.
    »Tut mir leid. Ich muß Ihre Ausweise sehen.«
    Kerwin wollte sprechen, doch Elorie hinderte ihn daran. Schnell zog sie die graue Kapuze von ihrem roten Haar, und das Licht der untergehenden blutigen Sonne verwandelte es in Feuer, als Elorie einen hohen, klaren Ruf über den Platz schickte.
    Und überall auf dem Platz drehten sich Darkovaner um, überrascht und erschrocken. Irgendwie wußte Kerwin, daß Elorie den alten Ruf zum Sammeln ausgestoßen hatte. Ein Mann schrie: »Hai! Eine Comyn vai leronis , und in den Händen der Terraner!«
    Elorie ergriff Jeffs Arm. Der Wachtposten trat drohend vor, aber schon hatte sich wie durch Magie auf dem ganzen Platz eine Menschenmenge versammelt. Ihr bloßes Gewicht überrollte den terranischen Posten – Jeff wußte, daß die Polizisten Befehl hatten, nicht auf unbewaffnete Leute zu schießen –, und Elorie und Jeff wurden mitgerissen. Eine Gasse öffnete sich ihnen durch die Menge, und ehrfürchtiges Gemurmel folgte ihnen. Atemlos, benommen fand

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