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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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entgegen. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.« Er machte auf dem Absatz kehrt und wollte den Raum verlassen.
    Auster brummte etwas, das sich wie »Kriechendes Rabbithorn!« anhörte.
    Kennard bat: »Wartet!« Kerwin, bereits halb aus der Tür, blieb bei dem höflichen, überredenden Ton des Mannes stehen. »Wenn Ihr ein paar Minuten Zeit habt, würde ich gern mit Euch sprechen, Sir. Es könnte wichtig sein.«
    Kerwin blickte zu dem Mädchen Taniquel hin und hätte beinahe nachgegeben. Aber das Gesicht Austers bestimmte seinen Entschluß. Er wollte keinen Ärger mit dem da. Nicht an seinem ersten Abend auf Darkover. »Ich danke Euch«, antwortete er höflich. »Vielleicht ein anderes Mal. Bitte, verzeiht mein Eindringen in Eure Gesellschaft.«
    Auster spuckte einen Mundvoll Wörter aus, und Kennard nahm die Absage mit Würde hin. Er verbeugte sich und sprach eine konventionelle Abschiedsformel. Das Mädchen Taniquel sah ihm ernüchtert und erschrocken nach, und noch einmal zögerte Kerwin. Er sagte sich, er solle bleiben, seine Meinung ändern, um eine Erklärung bitten, die Kennard ihm sicher geben konnte. Aber er war zu weit gegangen, um jetzt noch zurückstecken zu können, ohne sich lächerlich zu machen. Er sagte: »Nochmals gute Nacht«, und die Tür fiel zwischen ihm und den Rotköpfen zu. Mit einem merkwürdigen Gefühl der Niederlage und voll böser Vorahnungen durchquerte er das Foyer. Eine Gruppe von Darkovanern, die meisten in langen, feierlichen Umhängen wie sein eigener – hier kapitulierte man nicht vor billiger importierter Kleidung – kam ihm entgegen und verschwand in dem Raum, den er soeben verlassen hatte. Kerwin bemerkte, daß sich auch unter ihnen einige Rothaarige befanden, und von der Menge im Foyer stieg Gemurmel auf. Wieder schnappte er das Wort Comyn auf.
    Ragan hatte das Wort in Zusammenhang mit Kerwins Stein erwähnt: Gut genug für Comyn. Kerwin forschte in seinem Gedächtnis. Das Wort bedeutete nichts weiter als Gleiche – Leute, die im gleichen Rang miteinander standen. Aber in diesem Sinn war das Wort nicht benutzt worden.
    Draußen hatte sich der Regen in stechenden Nebel aufgelöst. Ein großer Mann in einem grünen und schwarzen Umhang ging mit hocherhobenem Rotkopf an Kerwin vorbei und sagte: »Schnell hinein, Ihr werdet zu spät kommen«, und betrat das Sky-Harbor-Hotel. Es war schon ein merkwürdiger Ort für ein Familientreffen darkovanischer Aristokraten, aber was wußte er davon? Ein toller Einfall schoß im durch den Kopf. Sollte er in die Gesellschaft hineinplatzen und zu wissen verlangen, ob irgendwer vor etwa dreißig Jahren einen jungen Verwandten verloren habe? Aber er verwarf den Gedanken im gleichen Augenblick mit seinem Auftauchen.
    Auf der dunklen Straße war das Pflaster jetzt mit Eis bedeckt, denn der kalte Regen gefror im Fallen. Monde und Sterne waren ausgelöscht. Die Lichter der HQ-Tore brannten gelb. Kerwin wußte, dort würde er Wärme und vertraute Dinge finden, ein Dach über dem Kopf, einen Platz zum Schlafen und sogar Freunde. Ellers war wahrscheinlich aufgewacht, hatte festgestellt, daß Kerwin fort war, und war zum HQ zurückgekehrt.
    Aber was würde Kerwin dort finden? Ein ihm zugewiesenes Quartier genau wie das auf seinem letzten Planeten, kalt und unpersönlich und mit dem unvermeidlichen Geruch nach Desinfektionsmitteln; eine Film-Bibliothek, die sorgfältig zensiert war, damit sie nicht zu viele ununterdrückbare Emotionen wachrief; genau die gleichen Mahlzeiten, wie er sie auf jedem anderen Planeten des Terranischen Imperiums bekommen würde, denn die Angestellten, die jeden Augenblick versetzt werden konnten, sollten nicht unter Verdauungsbeschwerden oder Anpassungsproblemen zu leiden haben. Und die Gesellschaft anderer Männer wie er selbst, die auf phantastischen fremden Welten lebten, indem sie ihnen den Rücken kehrten und sich der eintönigen, langweiligen, immer gleichen Welt der Terraner zuwandten.
    Sie lebten auf fremden Welten unter fremden Sonnen genauso wie auf Terra – ausgenommen dann, wenn sie hinausgingen und dreinschlugen, und dann suchten sie das, was schlecht an dem fremden Planeten war, nicht das, was schön war. Alkohol, Frauen, die willig, wenn auch nicht allzu anziehend waren, und ein Ort, wo sie ihr überflüssiges Geld ausgeben konnten. Die wirklichen Welten lagen eine Million Meilen außerhalb ihrer Reichweite, und da würden sie immer bleiben. Sie waren ebenso außer Reichweite wie das rothaarige, lächelnde

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