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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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im Regen umherzulaufen! Erst hielten die Schritte gleichen Abstand zu ihm, dann wurden sie schneller, und Kerwin trat beiseite, damit sein Verfolger ihn in der engen Straße überholen konnte.
    Das war ein Fehler. Kerwin spürte einen sengenden Schmerz, dann explodierte sein Kopf, und von irgendwoher hörte er eine Stimme seltsame Worte rufen:
    Sag dem Sohn des Barbaren, er soll nie mehr auf die Ebenen von Arilinn kommen! Der Verbotene Turm ist zerbrochen, und die Goldene Glocke ist gerächt!
    Das ergab keinen Sinn, dachte Kerwin in dem Sekundenbruchteil, bevor sein Kopf auf das Straßenpflaster aufschlug und er nichts mehr wußte.

Kapitel 4: Die Suche
     
    Es war früher Morgen, und es regnete stark, und irgendwer sprach ihm direkt ins Ohr.
    »Lieg still, Vai Dom , niemand wird Euch etwas antun. Vandalen! Was ist aus der Stadt geworden, wenn Comyn angegriffen werden können …«
    Und eine andere, rauhere Stimme: »Sei kein Esel! Siehst du die Uniform nicht? Der Mann ist ein Terranan , und für das hier wird jemandes Kopf rollen. Geh und hol die Wache, schnell!«
    Irgendwer versuchte, seinen Kopf anzuheben, und Kerwin kam zu dem Schluß, der Kopf, der rollen werde, sei sein eigener, denn er explodierte, und Kerwin versank wieder in Bewußtlosigkeit.
    Dann, nach verworrenen Geräuschen und Schmerzen, schien ein weißes Licht sich bis in den innersten Kern seines Gehirns zu bohren. Jemand mißhandelte seinen Kopf, der höllisch wehtat. Kerwin grunzte vor Schmerz, und jemand nahm das Licht aus seinen Augen.
    Er lag in einem antiseptischen weißen Bett in einem antiseptischen weißen Zimmer, und ein Mann in einem weißen Kittel mit dem Schlangenstab-Abzeichen der Abteilung für Medizin und Psychologie beugte sich über ihn.
    »Ist jetzt alles wieder in Ordnung?«
    Kerwin setzte zu einem Nicken an, aber sein Kopf explodierte von neuem, und da ließ er es. Der Arzt reichte ihm einen kleinen Papierbecher mit einer roten Flüssigkeit. Sie verbrannte seinen Mund und stach auf dem ganzen Weg hinunter, aber sein Kopf hörte auf zu schmerzen.
    »Was ist passiert?« fragte Kerwin.
    Johnny Ellers steckte den Kopf durch die Tür. Seine Augen waren blutdurchschossen. »Das fragst du? Ich flippe aus – aber du wirst zusammengeschlagen!
    Der grünste Junge auf seinem ersten fremden Planeten hätte es besser wissen sollen! Und warum, zum Teufel, bist du im Eingeborenenviertel umherspaziert? Hast du dir die Sperrzonenkarte nicht angesehen?«
    Es schwang eine Warnung in seinen Worten mit, und Kerwin erklärte langsam: »Ich muß mich verlaufen haben.«
    Wieviel von dem, an das er sich erinnerte, war wirklich? Hatte er alles übrige geträumt – seine bizarren Wanderungen in dem darkovanischen Mantel, all die Leute, die ihn für jemand anders gehalten hatten … War es nichts als Wunschdenken gewesen, hervorgerufen von seiner Sehnsucht, zu Darkover zu gehören?
    »Welchen Tag haben wir?«
    »Den Morgen nach dem Abend vorher«, antwortete Ellers.
    »Wo ist es geschehen? Wo wurde ich niedergeschlagen?«
    »Das weiß Gott«, sagte der Arzt. »Offensichtlich hat Sie irgendwer gefunden und es mit der Angst bekommen, Sie bis an den Rand des Raumhafenplatzes gezerrt und im Morgengrauen dort liegengelassen.« Der Arzt verschwand aus Kerwins Sichtbereich, und Kerwin machte die Feststellung, daß es seinem Kopf wehtat, wenn er ihm mit den Augen zu folgen versuchte. Deshalb schlief er wieder ein. Ragan, das Mädchen in dem Weinlokal, die rothaarigen Aristokraten und die merkwürdige Begegnung im Sky-Harbor-Hotel zogen durch seine Gedanken. Wenn er anfangs gemeint hatte, seine Rückkehr nach Darkover sei gegenüber seinen Träumen enttäuschend, so hatte er doch wenigstens genug Abenteuer erlebt, um für fünfzig Jahre versorgt zu sein.
    Kein ironischer Dämon flüsterte ihm ins Ohr, daß er noch nicht einmal angefangen hatte.
     
    Sein Kopf war immer noch verbunden, als er sich am nächsten Morgen beim Legaten zum Dienst meldete.
    »Ich brauche Mediziner und Techniker, Kartographen und Linguisten, und was schickt man mir? Kommunikationsleute! Verdammt, ich weiß, es ist nicht Ihr Fehler, sie schicken mir eben, was sie bekommen können. Wie ich hörte, haben Sie selbst um Versetzung nach hier gebeten, deshalb behalte ich Sie vielleicht eine Weile. Üblicherweise bekomme ich Anfänger, die sich wieder wegversetzen lassen, sobald sie genug Punkte gesammelt haben. Und Sie hatten also einen kleinen Zusammenstoß, als Sie allein im Eingeborenenviertel

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