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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Schema nicht, und wir wissen nicht recht, warum.«
    Er schlug mit der Faust auf seinen mehrere Morgen großen Schreibtisch. »Sie behaupten, wir hätten nichts, was sie haben möchten. O ja, sie treiben ein wenig Handel mit uns, geben uns Silber oder Platin oder Edelsteine oder kleine Matrix-Kristalle – wissen Sie, was das ist? – für Waren wie Kameras und Medikamente und billige synthetische Bergsteigerausrüstungen, Eispickel und so etwas. Besonders metallene Werkzeuge sind gefragt, sie sind ausgehungert nach Metallen. Aber sie haben nicht das leiseste Interesse daran, in einen industriellen oder technologischen Austausch mit uns einzutreten, sie haben nicht um technische Experten oder Berater gebeten, sie haben nichts, was einem Wirtschaftssystem auch nur ähnlich sieht …«
    Einiges davon wußte Kerwin schon aus den Instruktionen, die er im Schiff erhalten hatte. »Sprechen Sie von der Regierung oder von dem gewöhnlichen Volk?«
    »Von beiden!« schnaubte der Legat. »Die Regierung ist ein bißchen schwierig zu lokalisieren. Anfangs dachten wir, es gebe gar keine.«
    Dem Legaten zufolge wurden die Darkovaner von einer Kaste regiert, die in völliger Abgeschlossenheit lebte. Man konnte diese Leute nicht korrumpieren und sich ihnen vor allem nicht nähern. Ein Geheimnis, ein Rätsel.
    »Zu den wenigen Dingen, die sie von uns kaufen, zählen Pferde !« berichtete der Legat. »Pferde. Können Sie sich das vorstellen? Wir bieten ihnen Flugzeuge, Transportwege, Straßenbaumaschinen an – und was kaufen sie? Pferde. Es muß draußen auf den äußeren Steppen, auf den Ebenen von Valeron und Arilinn und im Hochland der Kilghardberge große Herden geben. Sie sagen, sie wollen keine Straßen bauen, und nach allem, was ich von dem Terrain weiß, wäre es auch nicht leicht. Aber wir haben ihnen alle Arten von technischer Hilfe angeboten, und sie wollen sie nicht. Hin und wieder kaufen sie ein paar Flugzeuge. Gott weiß, was sie mit ihnen anfangen. Sie haben keine Landeplätze, und sie kaufen nicht genug Treibstoff, aber sie kaufen Flugzeuge.« Er stützte das Kinn in die Hände.
    »Es ist ein verrückter Planet. Ich verstehe ihn immer noch nicht. Um die Wahrheit zu sagen, es interessiert mich auch verdammt wenig. Wer weiß? Vielleicht finden Sie eines Tages die Lösungen.«
     
    Als Kerwin das nächste Mal dienstfrei hatte – es war spät am nächsten Tag –, ging er durch die respektableren Viertel der Handelsstadt zum Raumfahrer-Waisenhaus. Er erinnerte sich an jeden Schritt des Weges. Dann erhob es sich vor ihm, ein weißes kühles Gebäude, seltsam und fremd, wie es sich immer zwischen den Bäumen ausgenommen hatte, von der Straße zurückgesetzt und am Ende eines langen Fußpfades. Das terranische Emblem mit Sternen und Rakete glänzte über der Tür. Der Vorraum war leer, aber durch eine offene Tür sah er eine kleine Gruppe von Jungen, die fleißig rund um einen Globus arbeiteten. Hinter dem Gebäude war das hohe, fröhliche Geschrei spielender Kinder zu hören.
    In dem großen Büro, das der Schrecken seiner Kindheit gewesen war, wartete Kerwin, bis eine Dame erschien. Sie trug unauffällige darkovanische Kleidung – einen weiten Rock und eine alles bedeckende Pelzjacke – und sah sehr ehrbar aus. In freundlicher Art fragte sie, was sie für ihn tun könne.
    Als er ihr sein Anliegen vorgetragen hatte, reichte sie ihm herzlich die Hand. »Sie sind also einer unserer Jungen? Ihr Name ist …?«
    »Jefferson Andrew Kerwin junior.«
    Ihre Stirn kräuselte sich in einem höflichen Bemühen um Konzentration. »Es mag sein, daß ich den Namen in den Aufzeichnungen gesehen habe. Im Augenblick erinnere ich mich nicht. Ich glaube, Sie müssen vor meiner Zeit hier gewesen sein. Wann haben Sie uns verlassen? Mit dreizehn? Oh, das ist ungewöhnlich. Meistens bleiben unsere Jungen, bis sie neunzehn oder zwanzig sind. Nach bestimmten Tests finden wir dann Arbeit für sie hier.«
    »Ich wurde zu der Familie meines Vaters auf der Erde geschickt.«
    »Dann haben wir bestimmt Unterlagen über Sie, Jeff. Wenn Ihre Eltern bekannt sind …« Sie zögerte. »Natürlich versuchen wir, vollständige Aufzeichnungen zu bekommen, aber es ist möglich, daß wir nur den Namen eines Elternteils haben. Es hat …« – sie suchte nach einer schicklichen Umschreibung – »… unglückliche Liaisons gegeben …«
    »Sie meinen, wenn meine Mutter eine der Frauen aus den Raumhafenbars war, hätte mein Vater sich nicht die Mühe gemacht,

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