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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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berichtet er. »Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen. Ich habe mich mit dem Provider in Verbindung gesetzt. Er war kooperativ.«
    »Also hast du die Liste?«
    »Ich habe sie die letzten vier Stunden durchgesehen und habe etwas gefunden.«
    »Schieß los«, sage ich hoffnungsvoll.
    »Deine Freundin hat eine ziemlich lange Liste von Abonnenten gehabt. Fast tausend Leute. Ich dachte, es wäre einen Versuch wert, die Suchparameter so einzustellen, dass sie alle Namen ausspucken, die irgendwie mit dem Jack-the-Ripper-Szenario in Zusammenhang stehen. Du weißt schon, London, Hölle und dergleichen.«
    »Und?«
    »Ich hab den Namen sofort gefunden. Frederick Abberline. Das war der Inspector, der damals Jack the Ripper gejagt hat.«
    »Warum hast du mich nicht sofort angerufen?«
    »Weil ich noch nicht fertig bin. Denk drüber nach – es ist viel zu offensichtlich. Sie würden bestimmt nicht so ohne weiteres ihre richtige Adresse preisgeben. Ich habe sie außerdem bereits überprüft; es ist ein Postfach.«
    »Verdammt!«, schimpfe ich.
    »Trotzdem, es ist eine Spur«, beharrt er. »Ich verfolge noch eine weitere Sache. Wenn jemand eine Webseite abonniert und dabei eine Kreditkarte benutzt, dann wird seine IP-Nummer festgehalten.«
    »Was … was ist das?«
    »Alles, was im Internet existiert, ob es nun ein Dot-Com oder deine Wählverbindung ist, erhält eine IP-Nummer zugewiesen. IP steht für Internet-Protokoll. Du bist nicht anonym, wenn du im Web surfst – du kannst jederzeit durch deine bei der Einwahl zugewiesene IP-Nummer identifiziert werden.«
    »Wenn ich also im Internet irgendetwas mit meiner Kreditkarte bezahle, wird meine IP-Nummer festgehalten.«
    »Genau.«
    »Und wohin soll uns das führen?«
    »Das ist der problematische Teil. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie IP-Nummern mit einer Internet-Verbindung in Zusammenhang stehen können. Eine davon ist gut für uns, die andere weniger. IP-Nummern gehören zu der Gesellschaft, die dir Zugang zum Internet verschafft, also zu deinem Provider. In den meisten Fällen erhältst du bei jeder neuen Einwahl eine neue Nummer aus einem Kontingent. Du hast dann also nie die gleiche.«
    »Das ist der nicht so gute Teil für uns, stimmt’s?«, frage ich.
    »Stimmt. Die andere Möglichkeit ist eine konstante IP. Sie wird vom Provider zugewiesen und bleibt stets die gleiche. Falls er so eine hat, wäre das gut für uns. Weil diese Nummer zu einer konkreten Person zurückverfolgt werden kann.«
    »Hmmm …«, sinniere ich. »Dazu ist er vermutlich zu schlau.«
    »Wahrscheinlich«, räumt Leo ein. »Vielleicht aber auch nicht. Trotzdem hilft es uns weiter. Der Internet Service Provider, den er benutzt hat, zeichnet auf, zu welcher Zeit welche IP-Nummern erteilt wurden, und daraus können wir zumindest eine ungefähre Gegend ableiten, vielleicht sogar eine exakte Adresse.«
    »Das ist gut, Leo. Gute Arbeit! Häng dich rein.«
    »Mach ich.«
    Ich glaube ihm. Ich kann die Aufregung in seiner Stimme hören, und ich bezweifle, dass er heute Nacht Schlaf bekommt. Er riecht Blut, das Stimulans des Jägers, und es ist unwiderstehlich.
    Ich gehe nach oben, zu Bonnie ins Bett, schlafen.
     
    Ich habe einen Traum. Es ist ein eigenartiger Traum, der nicht mit den anderen in Verbindung steht. Es ist eine Erinnerung.
    »Eine Seele wie ein Diamant …«
    Das hat Matt einmal zu mir gesagt, im Zorn. Ich war mit einem Fall beschäftigt, der mich drei oder vier Monate lang rund um die Uhr in Anspruch nahm. Während dieser Zeit sah ich Matt und Alexa kaum. Er machte drei Monate lang mit, unterstützte mich, sagte nichts. Als ich eines Abends nach Hause kam, saß er im Dunkeln und wartete auf mich.
    »Das kann nicht so weitergehen«, sagte er.
    Ich hörte den giftigen Unterton in seiner Stimme und war sprachlos. Ich hatte geglaubt, alles sei in Ordnung. Doch so war es immer bei Matt. Er ertrug mit stoischer Ruhe, was ihn störte, bis er überkochte und explodierte. Und jedes Mal traf es mich aus heiterem Himmel. Von Windstille zum ausgewachsenen Orkan innerhalb eines Sekundenbruchteils.
    »Wovon redest du?«
    Seine Stimme klang angespannt, gepresst, bebte vor unterdrücktem Ärger. »Wovon ich rede? Herrgott, Smoky! Ich rede davon, dass du nie zu Hause bist! Ein Monat, okay. Zwei Monate, nicht gut, aber okay. Drei Monate – auf gar keinen Fall, verdammt! Ich habe genug davon! Du bist nie zu Hause. Und wenn du da bist, sprichst du weder mit mir noch mit Alexa. Außerdem bist du

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