Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
Vom Netzwerk:
nicken.
    »Dann los.«
     
    Der Bombentechniker hält seine Marke hoch. »Reggie Gantz«, stellt er sich vor. Er sieht aus wie Ende zwanzig. Er wirkt gelangweilt und hat einen steten Blick.
    »Special Agent Smoky Barrett«, sage ich. »Zeigen Sie mir, was Sie haben, Reggie.«
    Er führt mich zum Heck seines Einsatzwagens und öffnet die Tür. Nimmt ein Notebook hervor und etwas, das aussieht wie eine große Filmkamera. »Als Erstes das hier. Ein tragbarer digitaler Röntgenapparat. Zeigt den Inhalt eines Pakets auf dem Computerbildschirm. Da Sie gesagt haben, die Sendung werde von einer dritten Person angeliefert, müssen wir nicht fürchten, dass sie durch Bewegung aktiviert wird. Er wird nicht wollen, dass sie bereits auf dem Weg hierher hochgeht.«
    »Klingt plausibel.«
    »Zuerst werde ich die Sendung durchleuchten«, sagt er. »Danach benutze ich den Sniffer. Ich betupfe die Sendung mit Watte, die in den Sniffer kommt und spektroskopisch analysiert wird. Damit entdecken wir selbst kleinste Sprengstoffspuren. Wenn wir damit fertig sind, können wir mit ziemlicher Sicherheit sagen, ob es sich um eine Bombe handelt oder nicht.«
    Ich nicke zustimmend. »Wir wissen nicht, wann es kommt, also sollten Sie sich auf eine Wartezeit einstellen.«
    Er tippt zum Gruß mit dem Finger an die Stirn und kehrt ohne ein weiteres Wort nach vorn in seinen Wagen zurück. Mr. Lakonisch.
    Ich gehe die Sache noch einmal in Gedanken durch: Der Fahrer trifft ein, um die Sendung zu liefern, und wir kassieren ihn ein und nehmen seine Fingerabdrücke. Reggie untersucht die Sendung, und sobald er sagt, dass alles in Ordnung ist, schaffen Alan, Callie und ich die Sendung rüber ins kriminologische Labor. Dort wird alles auf Fingerabdrücke und dergleichen untersucht und mit einem speziellen Staubsauger jede Faser und jedes Materialteilchen als Beweis gesichert. Anschließend wird alles fotografiert, und erst dann wird der Inhalt an uns weitergegeben.
    Dieses routinemäßige Vorgehen hat zugleich Vorteile und Nachteile. Etwas, wofür ein Täter nur Minuten oder Stunden benötigt, kann bei uns Tage dauern. Wir sind stets langsamer. Doch dafür finden wir sämtliche Spuren, die er hinterlassen hat, bis hinunter zu mikroskopisch kleinen Partikeln. Unsere Fähigkeit, selbst die winzigsten Beweise zu bewerten, ist beängstigend. Ein Verbrecher müsste schon einen Raumanzug tragen, um sicher zu sein, dass er keine Spuren hinterlässt. Und selbst dann würden wir wahrscheinlich zumindest herausfinden, dass er einen Raumanzug getragen hat.
    Auch die Abwesenheit von Beweisen verrät uns etwas. Sie verrät uns, dass der Verbrecher zumindest oberflächliche Kenntnisse über die Polizeiarbeit und die forensischen Methoden besitzt, und vermittelt uns Einsichten über das Vorgehen und die Psyche des Mörders. Ist er oder sie intelligent, umsichtig, geduldig – oder rasend, voll unkontrollierter Leidenschaft und wahnsinnig? Das Vorliegen oder das Fehlen von Beweisen erzählt uns dies.
    »Sieh mal«, sagt Alan und deutet zur Straße. »Ich glaube, dort kommt er.«
    Ich sehe einen Zustellwagen, der sich unserem Gebäude nähert, an den Straßenrand fährt und dort hält. Der Fahrer ist ein jüngerer Mann mit blonden Haaren und einem rötlichen Bartflaum. Er hat uns bemerkt und sieht uns nervös an. Ich kann es ihm nicht verdenken. Er ist wahrscheinlich nicht daran gewöhnt, von einem Trupp ernst dreinblickender, ein wenig furchteinflößender Leute erwartet zu werden. Ich trete zur Fahrerkabine und bedeute ihm, das Fenster herunterzukurbeln.
    »FBI«, sage ich und halte ihm meinen Dienstausweis hin. »Sie haben eine Lieferung an diese Adresse?«
    »Ah, ja. Sie ist hinten drin. Was hat das zu bedeuten?«
    »Es handelt sich um ein Beweismittel, Mister …?«
    »Hä? Ah. Jedediah. Jedediah Patterson.«
    »Bitte steigen Sie aus dem Wagen, Mr. Patterson. Diese Sendung stammt von einem Verbrecher, den wir verfolgen.«
    Sein Unterkiefer sinkt herab. »Tatsächlich?«
    »Ja. Wir müssen Ihnen Ihre Fingerabdrücke abnehmen, Sir. Würden Sie bitte aus dem Wagen steigen?«
    »Meine Fingerabdrücke? Warum denn das?«
    Ich zwinge mich zur Geduld. »Wir werden die Sendung auf Fingerabdrücke untersuchen. Wir müssen wissen, welche von Ihnen sind, um sie von denen des Verbrechers unterscheiden zu können.«
    Endlich dämmert es ihm. »Oh. Ja, ich verstehe.«
    »Würden Sie jetzt bitte aussteigen?« Meine Geduld schwindet. Vielleicht spürt er es, denn nun öffnet er die

Weitere Kostenlose Bücher