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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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gar nicht erwarten, diesen Typ zu schnappen.‹ Du wachst auf und siehst in den Spiegel und versuchst dich nicht schuldig zu fühlen, weil du ihn noch nicht geschnappt hast. Du versuchst nicht darüber nachzudenken, dass er schon wieder jemanden umgebracht haben könnte, weil du nicht schnell genug warst.« Ich lehne mich zurück, schüttele den Kopf. »Es geht nicht um Aufregung. Es geht darum, dass man sich verantwortlich fühlt, wenn Menschen sterben.«
    Er sieht mich einen weiteren Moment lang an, dann tut er das, was er im Angesicht des Entsetzens zu tun gelernt hat: Er wendet sich seinem Computer zu und fängt an zu arbeiten. Eine Minute später hat er gefunden, was ich brauche. »Ich habe die Adresse des Besitzers von darkhairedslut.com. Es ist ein Apartment in Woodland Hills.«
    »Wie lautet der Name?«
    »Sorry, die Domain ist auf ein Geschäft registriert. Aber wahrscheinlich sind Besitzer und Betreiber identisch.«
    »Alan, ruf bei den Kollegen vom LAPD an und frag, wer für die Gegend zuständig ist. Sag ihnen, sie sollen hinfahren und es überprüfen. Falls sie die Frau finden, sollen sie den Tatort augenblicklich absperren und uns informieren. Niemand darf rein oder raus.«
    »Verstanden.«
    »Auf diesem Video war es nicht sichtbar«, meint James. »Zumindest nicht für mich.«
    Ich wende mich stirnrunzelnd zu ihm um. »Was war nicht sichtbar?«
    »Dass es zwei Mörder sind, nicht nur einer.«
    Ich blicke ihn an. Dann nicke ich. Er hat Recht. Falls Jack Junior jemanden bei sich hatte, dann war es diesmal mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen.
    »Aber sie waren beide da«, ergänzt James. »Ich kann es fühlen.«
    Ich sehe ihn erneut nickend an. Der schwarze Zug rollt weiter, tschuk, tschuk und tschua, tschua, und James und ich bleiben mit Entschiedenheit an Bord.
    Ich wende mich an Leo. »Ich möchte einen kurzen Blick auf ihre Webseite werfen.«
    Callie sieht mich nachdenklich an. »Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal aus dienstlichen Gründen Pornoseiten ansehen muss, Smoky. Und das ist jetzt schon das zweite Mal.«
    »Wieso? Machst du das normalerweise allein zu Hause?«
    »Sehr witzig.«
    Es ist ein Versuch von Galgenhumor. Er scheitert kläglich. Die Bilder des Videos sind zu gegenwärtig.
    »Hier ist sie«, sagt Leo.
    Wir rücken unsere Stühle heran, sodass wir auf seinen Bildschirm blicken können. Die Webseite ist in hellem Braun gehalten. Wir sehen ein Bild der Frau, die Jack Junior vor unseren Augen umgebracht hat. Sie trägt nichts weiter als ein Höschen und wendet uns den Hintern zu, hervorgestreckt in einer uralten schlüpfrigen Pose. Dabei späht sie über die Schulter und lächelt geziert, während sie mit einem Finger einladend winkt. Sie wirkt wie jemand, der professionell Pornos macht. Doch sie sieht auch hübsch und lebendig und menschlich aus. Auf keinen Fall dazu geschaffen, ein solches Ende zu nehmen, wie wir es soeben gesehen haben.
    »Ich bin eine dunkelhaarige Schlampe«, lautet ein sich quer über den oberen Teil der Seite ziehender Satz. Auf der rechten Seite gibt es weitere, kleinere Fotos. Die Wahrheit wird nur angedeutet, doch die Botschaft ist klar. Hier geht es nicht um erotisches Posing oder um Softpornos. Die Bilder zeigen Oralsex, Analsex, Sex mit anderen Frauen und Gruppensex, und die auf ihnen angebrachten Zensurbalken dienen der Steigerung der Neugier. Worum es geht, verraten kleinere Bildunterschriften: »Ich liebe es, Schwänze zu lutschen und Sperma zu schlucken. Ich lebe für Orgien und lasse mich gern in den Arsch ficken. Am LIEBSTEN jedoch lecke ich MUSCHIS!«
    »Vielseitige junge Frau«, bemerkt Callie.
    Ich schüttle den Kopf. »Kann man wohl sagen.«
    Weitere Bilder lassen uns wissen, dass sie »Live Cam Shows« macht und »Sexpartys für Fans« organisiert. Nur für Mitglieder, versteht sich.
    Leo führt uns durch zwei weitere derartige Seiten, bis wir schließlich auf der Subskriptionsseite landen.
    »Was jetzt?«, frage ich. »Ich werde meine Kreditkarte nicht dafür nehmen.«
    »Ich glaube nicht, dass das notwendig ist«, sagt Leo. »Ich habe eine Idee.«
    Er klickt auf den Link »Zugang für Mitglieder«, und auf dem Schirm öffnet sich ein Fenster, das nach einem Usernamen und einem Passwort fragt.
    »Jede Wette, dass er denselben Usernamen und dasselbe Passwort für diese Seite genommen hat wie für die Seite deiner Freundin. Der Username war ›jackis‹, das Passwort lautete ›fromhell‹«. Leo tippt beides in die entsprechenden Felder

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