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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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zweifelhaftem moralischem Charakter, vielleicht. Doch nichts davon rechtfertigt eine Bestrafung aus Folter, Vergewaltigung und anschließendem Mord.
    Ich weiß zudem, dass Jack und sein Komplize ihre Verbrechen nicht primär aus diesem Grund begehen. Dass es nicht der eigentliche Grund ist, aus dem sie sich an Schreien und Tränen laben. Sie schieben diesen Grund lediglich zur Rechtfertigung ihrer Untaten vor.

KAPITEL 38
    Der Berufsverkehr endet gegen acht Uhr abends, daher brauchen wir nicht lange, um zu der Adresse in Woodland Hills zu kommen. Es ist ein kleines, einstöckiges Eigenheim, das nicht gerade protzig wirkt; doch es ist hübsch. Passend zur Nachbarschaft.
    Ich parke, und wir gehen zur Vordertür, wo Alan wartet.
    »Wo ist Barry?«, frage ich.
    Er deutet mit dem Daumen auf die Tür hinter sich. »Noch drin.«
    »Hast du dich umgesehen?«, frage ich.
    »Nein. Ich wusste, dass du es zuerst sehen wolltest.«
    Er wusste es. Jahre der Zusammenarbeit erzeugen diese Art von Symbiose.
    Ich stecke den Kopf ins Haus und rufe nach Barry. Er taucht in der Tür zu einem Zimmer auf und kommt durch den Flur nach draußen.
    »Gott sei Dank«, sagt er und greift in seinen Mantel. »Ich brauchte eine Ausrede, um nach draußen zu kommen und eine zu rauchen.« Er zieht ein Päckchen hervor, steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen, zündet sie an und inhaliert tief, um den Rauch mit seligem Gesicht und großer Erleichterung wieder auszustoßen. »Auch eine?«
    »Nein, danke.« Ich stelle überrascht fest, dass ich es ernst meine. Das Verlangen zu rauchen hat sich verflüchtigt – irgendwann zwischen dem Zeitpunkt, an dem ich die Wahrheit über Alexa herausgefunden und dem Moment, in dem ich meine Waffe wieder an mich genommen habe.
    Ich bin dankbar und froh, dass Barry die polizeiliche Leitung des Falles übernommen hat. Ich kenne ihn seit fast zehn Jahren. Er ist klein, teigig und wird allmählich kahl. Trägt eine Brille und strahlt eine Gemütlichkeit aus, wie ich sie selten erlebt habe. Trotz seines Äußeren trifft er sich ständig mit jüngeren, hübschen Frauen. Er hat das gewisse Etwas; man hat das Gefühl, dass er viel größer ist als der Körper, in dem er existiert, und er strahlt eine überlegene Selbstsicherheit aus, ohne dabei arrogant zu wirken. Viele Frauen finden diese Kombination und sein gutes Herz unwiderstehlich. Barry ist außerdem ein brillanter Ermittler. Extrem talentiert. Wäre er beim FBI, er wäre in meinem Team, keine Frage.
    »Sie sind gespannt auf den Tatort?«, erkundigt er sich.
    »Erzählen Sie mir zuerst das Wesentliche. Bevor ich reingehe.«
    Er nickt und fängt an zu berichten. Er benötigt dazu keine Notizen – Barry verfügt über ein fotografisches Gedächtnis. »Opfer: Charlotte Ross, vierundzwanzig Jahre alt. Wir fanden sie an ihr Bett gefesselt und bereits tot. Sie wurde vom Brustbein bis zum Schambein aufgeschnitten. Offensichtlich wurden die inneren Organe entfernt, in Plastiktüten gepackt und neben dem Leichnam abgelegt. Schwere Verletzungen an Armen und Beinen, vermutlich gebrochen. Die Prellungen lassen vermuten, dass sie mit irgendetwas geschlagen wurde.«
    »Er hat sie geschlagen. Mit einem Baseballschläger.« ’
    Barry hebt die Augenbrauen. »Woher wissen Sie das?«
    »Er hat uns ein Video davon geschickt.«
    »Ich schätze, dass sie seit wenigstens drei Tagen dort liegt. Die Verwesung ist bereits ziemlich stark fortgeschritten.«
    »Passt zum bisherigen Zeitschema.«
    Er nimmt einen weiteren tiefen Zug an der Zigarette. Sieht mich nachdenklich an. »Was hat das zu bedeuten, Smoky?«
    »Was schon, Barry? Ein Psychopath, der den Schmerz und die Angst seiner Opfer genießt.« Ich reibe mir die Augen. Ich bin müde. »Dieser Täter hat es auf Frauen abgesehen, die im Internet persönliche Webseiten für Erwachsene betreiben. Er …« Ich zögere. »Das alles ist streng vertraulich, Barry. Es muss unter uns bleiben. – Ich will nicht, dass irgendetwas davon an die Presse geht.«
    »Kein Problem.«
    »Erstens: Es sind in Wirklichkeit zwei. Wir glauben, dass einer von ihnen dominant ist. Und sie sind besessen von mir und meinem Team. Ein Opfer war eine Freundin von mir, aus der Highschool. Meine beste Freundin. Sie wussten es.«
    Barry verzieht bestürzt das Gesicht. »Ach du Scheiße, Smoky.«
    »Was Sie beschreiben, scheint ihr allgemeiner Modus Operandi zu sein. Sie brachten meine Freundin um, indem sie ihr die Kehle durchschnitten – das unterscheidet sich von

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