Die Blutlinie
sind sie in Zivil gekommen. Amüsiert bemerke ich, dass sie alle die gleichen Sachen tragen: Jeans und Hemd und Pullover. Selbst in ihrer Freizeit kleiden sie sich uniform. Doch keiner von ihnen würde auf den ersten Blick als Gesetzesvertreter auffallen.
»Sie sind alle informiert?«, frage ich, nachdem wir im Wohnzimmer angekommen sind.
Ein Chor aus »Ja, Ma’am!«.
»Gut. Wir legen hier eine Falle aus, Gentlemen. Die Täter haben zweimal zugeschlagen. Sie sind gefährlich, extrem gefährlich. Sie operieren mit Präzision – wenig Zögern, voller Entschlossenheit. Wir kennen ihren gegenwärtigen Modus Operandi von ihren früheren Opfern. Einer von ihnen kundschaftet die Wohnung des geplanten Opfers als Kammerjäger verkleidet aus, und wir hoffen, dass sie diesmal genauso vorgehen. Unterschätzen Sie die Täter nicht, Gentlemen. Wenn einer von ihnen oder beide ein Messer ziehen, dann nicht, um einzuschüchtern oder zu verängstigen. Sie benutzen es ohne eine Sekunde des Zögerns. Wer von beiden hier auftaucht, wir brauchen ihn lebendig, damit er uns zu seinem Komplizen führen kann.« Ich deute auf Leona. »Das hier ist Miss Waters. Wir sind sicher, dass er sie als Opfer ausgewählt hat.«
Ich sehe, wie sie Leona mustern. Abschätzen. Einer der SWAT-Typen starrt sie unprofessionell an, voll sexueller Anspielung. Ich bin außer mir vor Empörung und Entsetzen. Ich trete vor ihn, bohre ihm den Finger in die Brust, hart genug, um ein Hämatom zu hinterlassen. »Ich erwarte von jedem, dass er mit höchster Professionalität arbeitet. Sie sollten wissen, dass ich Miss Waters gebeten habe, woanders zu wohnen, während wir diese Operation durchführen. Sie hat sich geweigert, ist freiwillig geblieben.« Ich beuge mich vor und lasse den Typen sehen, wie wütend ich auf ihn bin. »Wenn diese Frau verletzt wird, weil du mit dem Schwanz gedacht hast, Kerl, dann fresse ich dich bei lebendigem Leibe, kapiert?«
Zu seinen Gunsten ist der entschuldigende Blick des Kerls offen und ohne Groll. Er nickt.
»Wie lautet der Plan, Ma’am?«, fragt Agent Decker und bringt mich wieder zum Thema zurück.
Ich verdränge meinen Ärger. »Wir halten die Operation so einfach wie möglich. Einer auf dem Dach, einer draußen beim Lift. Zwei hier drin, zusammen mit mir und Agent Thorne. Der Mann auf dem Dach wird uns alarmieren, sobald sich jemand von der Straße her nähert. Der Mann am Aufzug wird angeben, ob die betreffende Person auf diesem Stockwerk aussteigt. Wir hier drinnen halten uns bereit, um den Verdächtigen zu überwältigen. Sie haben alles an Ausrüstung dabei, was gebraucht wird?«, frage ich Decker.
»Ja, Ma’am. Ohrhörer und Kehlkopfmikrophone. Und Waffen.«
»Einschließlich eines Scharfschützengewehrs für die Arbeit auf dem Dach«, ergänzt einer der SWAT-Leute.
Ich nicke. »Gut. Es sollte Ihnen klar sein, dass Sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfen. Wir haben Hinweise, dass einer der beiden Täter mich beschattet hat. Wenn sie einen Verdacht hegen, werden sie ihre Aktion abbrechen und fliehen.« Ich sehe alle der Reihe nach an. »Irgendwelche Fragen?«
Alle verneinen. »Dann begeben Sie sich auf Ihre Positionen. Bleiben Sie wachsam, aber machen Sie sich auf eine lange Wartezeit gefasst.«
KAPITEL 43
Das, denke ich, ist typisch für meinen Beruf. Mein Leben wird von äußeren Einflüssen bestimmt, die mich zu plötzlichen Aktionen zwingen. Die Ironie bleibt mir nicht verborgen. Ich hasse es, wenn ich gezwungen werde, irgendetwas zu tun, und doch habe ich mich für einen Beruf entschieden, bei dem genau das regelmäßig geschieht. Wenn man Mörder jagt, gibt es keine geregelte Arbeitszeit. Die Regel ist einfach: Je länger er dort draußen sein Unwesen treibt, desto höher wird die Zahl seiner Opfer. Darum arbeitet man unermüdlich, bis man ihn gefasst hat.
Und so finde ich mich hier, im Apartment einer Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, ihre sexuellen Abenteuer darzubieten, und warte so lange, wie es erforderlich ist, in der Hoffnung, dass entweder Jack Junior oder sein Partner auftauchen.
Ich sehe zu Callie rüber. Sie sitzt auf dem Sofa, die Füße auf dem Wohnzimmertisch, und verfolgt zusammen mit Leona eine Talkshow, während beide Frauen Popcorn essen. Das ist eines von Callies Talenten, die ich bewundere und liebe. Sie kann im Augenblick leben, vollkommen entspannt, und wie mit einem Peitschenknall von einem Sekundenbruchteil zum anderen aktiv werden. Eine Fähigkeit, die ich
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