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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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dass sie über den Berg sei, außer Lebensgefahr – es sei denn, dass irgendetwas Unerwartetes geschieht.«
    »Callie wird es schaffen. Sie ist viel zu starrköpfig, um zu sterben«, erwidere ich.
    James sagt nichts, und erneut schweigen alle, während wir weiterfahren.
    »Hier ist es«, murmelt Jenny.
    Das Haus ist alt und ein wenig heruntergekommen. Der Garten ist verwildert, doch nicht ganz tot. Haus und Garten strahlen das Gleiche aus: auf dem Weg ins Nichts, aber noch nicht ganz fort. Wir steigen aus dem Wagen und gehen zur Tür. Sie öffnet sich, bevor wir klopfen können.
    Patricia Connolly sieht alt aus, alt und müde. Doch trotz aller Müdigkeit sind ihre Augen wach.
    Und voller Angst.
    »Sie sind wahrscheinlich von der Polizei«, sagt sie.
    »Ja, Ma’am«, antworte ich. »Und vom FBI.« Ich zeige ihr meinen Ausweis und stelle mich und die anderen vor. »Dürfen wir hereinkommen, Mrs. Connolly?«
    Sie zieht die Augenbrauen zusammen und mustert mich. »Solange Sie mich nicht Mrs. Connolly nennen.«
    Ich verberge meine Überraschung. »Selbstverständlich, Ma’am. Wie möchten Sie denn angesprochen werden?«
    » Miss Connolly. Connolly ist mein Mädchenname, nicht der meines verstorbenen Mannes. Möge er in der Hölle schmoren.« Sie hält uns die Tür auf, damit wir eintreten können. »Kommen Sie herein.«
    Das Innere des Hauses ist sauber und hübsch, allerdings ohne persönliche Note. Als würde es allein aus Gewohnheit sauber gehalten werden. Es fühlt sich zweidimensional an.
    Patricia Connolly führt uns in ihr Wohnzimmer und bedeutet uns, Platz zu nehmen. »Möchte irgendjemand von Ihnen irgendetwas?«, fragt sie. »Ich habe nur Wasser und Kaffee, aber das gebe ich Ihnen gern.«
    Ich sehe meine Mannschaft an, und alle schütteln verneinend den Kopf. »Nein, danke sehr, Miss Connolly. Sehr freundlich von Ihnen.«
    Sie nickt, blickt auf ihre Hände. »Nun, warum erzählen Sie mir nicht, warum Sie hier sind?«
    Sie blickt weiter auf ihre Hände, während sie dies sagt, außerstande, uns in die Augen zu sehen. Ich beschließe, meinem Instinkt zu folgen. »Warum erzählen Sie uns nicht, warum wir hier sind, Miss Connolly?«
    Ihr Kopf ruckt hoch, und ich erkenne, dass ich Recht hatte. Ihre Augen glitzern vor Schuld.
    Doch sie ist noch nicht bereit zu reden. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Miss Connolly, Sie lügen «,sage ich ihr auf den Kopf zu und bin verblüfft über die Schroffheit meiner eigenen Stimme. Auf Alans Gesicht zeigt sich Überraschung.
    Ich kann es nicht ändern. Ich habe genug von diesem Mist. Ich habe den Hals gestrichen voll, und der Ärger in mir fließt über. Ich beuge mich vor, sehe ihr in die Augen und zeige mit dem Finger auf sie. »Wir sind wegen Ihres Sohnes hier, Miss Connolly. Wir sind hier wegen einer Mutter, einer Freundin von mir, die vergewaltigt und aufgeschlitzt wurde. Wegen ihrer Tochter, die drei Tage lang an den Leichnam ihrer Mutter gefesselt war.« Meine Stimme wird lauter. »Wir sind hier wegen eines Mannes, der Frauen foltert. Wegen zweier toter Agenten und eines dritten, der im Krankenhaus liegt und vielleicht für den Rest seines Lebens gelähmt bleiben wird, ebenfalls eine Freundin von mir. Wir sind hier …«
    Sie springt auf, die Hände an die Ohren gepresst. »Hören Sie auf!«, schreit sie. Ihre Hände sinken herab. Ihr Kopf knickt nach vorn. »Hören Sie auf … bitte, hören Sie auf.« Genauso schnell, wie sie hochgefahren ist, verlassen sie ihre Kräfte wieder. Es ist, als würde man zusehen, wie einem Ballon die Luft entweicht. Sie setzt sich.
    Patricia Connolly seufzt, ein langer, schwerer Seufzer, der zu signalisieren scheint, dass sie bereit ist, von etwas abzulassen, das älter ist als dieser Moment. »Sie denken, Sie wissen, warum Sie hier sind«, sagt sie und sieht mich an. »Aber Sie wissen es nicht. Sie denken, Sie sind wegen dieser armen Frauen hier.« Sie blickt Don Rawlings an. »Oder wegen jener armen jungen Frau von vor über zwanzig Jahren. Sie sind alle Teil davon. Doch womit Sie es hier zu tun haben, ist viel, viel älter als beides.«
    Ich könnte sie unterbrechen, könnte ihr von dem Rindfleisch im Glas erzählen und von Jack Junior, aber irgendetwas sagt mir, dass ich sie reden lassen soll, ihr selbst überlassen soll, das Tempo zu bestimmen.
    »Es ist eigenartig, wie man manchmal die wichtigsten Dinge bei anderen Menschen übersieht. Selbst bei Menschen, die man liebt. Das ist nicht fair. Wenn ein Mann im Herzen grausam ist, wenn er

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