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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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wem stand sie in Kontakt«, sage ich.
    »Ganz genau. Sie ging zur Abendschule. Wie sich herausstellte, hatte sie dort einen Jungen kennen gelernt. Sich ein oder zweimal die Woche mit ihm getroffen. Ein gut aussehender Bursche namens Peter Connolly. Ich wusste sofort, von Anfang an, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte. Irgendwas an der Art und Weise, wie er redete, als ich ihn befragte – als würde er sich über mich lustig machen. Mir irgendwas verheimlichen. Ich gab einem Impuls nach und zeigte das Foto von ihm in der Gegend herum, wo sie gearbeitet hatte. Und siehe da, einige Leute erinnerten sich an ihn. Sie hatten ihn in der Gegend gesehen, und zwar immer dann, wenn Renee dort arbeitete.
    Es kommt noch besser. Peter hatte, wie sich herausstellte, ein Drogenproblem. Er war ebenfalls im Entzug gewesen. Und was soll man sagen – zur gleichen Zeit, als Renee ihren Entzug gemacht hatte, in derselben Anstalt. Jetzt waren meine Antennen weit ausgefahren. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass er sich nur eine Woche nach ihr in der Abendschule eingeschrieben hatte, wusste ich, war ich sicher, dass er mein Mann sein musste.«
    Rawlings verstummt und fängt nicht wieder an zu reden.
    »Ich kann mir denken, wohin das geführt hat, Don«, sage ich mit sanfter Stimme. »Keine Beweise, richtig? Sie konnten ihn nicht festnageln. Sicher, er war in der Striptease-Bar gewesen, er war im Entzug, in der Abendschule. Doch all das reichte als Beweis nicht aus.«
    Er nickt. Hoffnungslos. »Genauso war es. Es reichte aus, um einen Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung zu erwirken, aber wir fanden nichts. Absolut nichts. Er hatte eine weiße Weste.« Rawlings sieht mich an, und seine Augen sind voller Frustration. »Ich konnte nicht beweisen, was ich wusste. Und es gab keine weiteren Morde. Keine weiteren Tatorte. Die Zeit verging, er zog weg. Ich fing wieder an zu träumen. Manchmal waren es die Babys. Die meiste Zeit über war es Renee.«
    Niemand fühlt sich Rawlings überlegen, nicht mehr. Wir wissen, dass jeder an diesen Punkt kommt, irgendwann. Wo wir uns nicht länger biegen können, ohne zu brechen. Er erscheint uns nicht länger als erbärmlich und schwach. Wir sehen in ihm, was er ist: ein Opfer. Ein Opfer seiner Arbeit.
    Wer auch immer gesagt haben mag, dass die Zeit alle Wunden heilt – ein Polizist war er nicht.
    »Der Grund, warum wir hier sind«, sage ich in die Stille hinein, »ist der, dass wir im VICAP einen Treffer hatten. Der Modus Operandi unseres Verdächtigen passt zu Ihrem ungelösten Fall. Der gleiche Täter hat, wie es scheint, erneut zugeschlagen.« Ich beuge mich vor. »Nachdem ich Ihre Geschichte gehört habe, bin ich absolut sicher, dass der Täter unserer Fälle und der Mörder von Renee identisch sind.«
    Er studiert mein Gesicht wie jemand, der dem Schicksal misstraut. »Und? Hatten Sie mehr Glück als ich?«
    »Nicht hinsichtlich der physischen Beweise. Doch wir haben etwas herausgefunden, das zusammen mit Ihrem Verdacht von vor fünfundzwanzig Jahren möglicherweise ausreicht, um diesen Fall zu lösen.«
    »Was ist das?«
    Ich berichte ihm von Jack Junior und dem Inhalt des Glases. Der Zynismus verschwindet aus seinem Gesicht, je länger er zuhört, und weicht Aufregung.
    »Sie meinen also, diesem Typen sei eingetrichtert worden, er wäre ein Urenkel von Jack the Ripper oder was auch immer, und diese Programmierung habe in frühester Jugend begonnen?«
    »Genau das.«
    Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und sieht mich mit einem Ausdruck von ungläubigem Staunen an. »Mann o Mann o Mann … Ich sah damals keinen Grund, seine Mutter zu überprüfen. Sein Vater war längst tot und vergessen …« Don Rawlings sieht aus wie jemand, der einen Schock erlitten hat. Er wankt. Er reißt sich zusammen und tippt auf den Aktenordner, den er mitgebracht hat. »Die Informationen sind alle hier drin. Wer seine Mutter ist, wo sie damals gewohnt hat.«
    »Dann werden wir ihr einen Besuch abstatten«, sage ich.
    »Glauben Sie …« Er atmet tief durch, strafft die Schultern. »Ich weiß, ich stelle heutzutage nicht mehr viel dar. Ich bin ein alter Trunkenbold, der seine Zeit hinter sich hat. Aber wenn Sie mich mitnehmen zu seiner Mutter, dann verspreche ich Ihnen, keinen Mist zu bauen.«
    Ich habe nie jemanden so demütig gehört wie ihn jetzt.
    »Wenn Sie nicht gefragt hätten, hätte ich Sie darum gebeten, Don«, sage ich. »Es ist Zeit, dass Sie die Sache zu einem Ende bringen.«

KAPITEL 53
    Concord liegt

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