Die Blutlinie
dem Augenblick an dazu verdammt, als sein Vater ihn mit in diesen Keller nahm. Aber … wenn Sie ihn töten müssen … Versprechen Sie mir, dass es schnell gehen wird?«
Ich sehe Patricia an und erkenne, was aus mir hätte werden können, wenn ich weiter in meinem Schlafzimmer gesessen und weiter meine Narben im Spiegel angestarrt hätte. Wenn ich mich vorher nicht umgebracht hätte, wäre ich geworden wie sie: ein Geist, ein Wesen aus Rauch und Nebel, gefesselt an die Erinnerung aus Schmerz. Eine Frau, die auf einen kräftigen Windstoß wartet, der sie ins Nichts davonweht.
»Wenn es so weit kommt, Miss Connolly, dann verspreche ich, mein Bestes zu tun.«
Sie berührt mich am Arm, diese Frau aus Grau, und setzt sich wieder in ihren Sessel. Vermutlich wird man sie eines Tages so finden. Eines Tages wird sie in diesem Sessel einschlafen und nicht wieder erwachen.
»Kannst du uns zum Flughafen bringen, Jenny?«
»Klar.«
Ich sehe James und Alan an. »Los, bringen wir die Sache zu einem Ende.«
KAPITEL 56
Wir sind auf halbem Weg nach Los Angeles, und ich telefoniere vom Flugzeug aus mit Leo.
»Im Ernst?«, fragt er.
Ich habe ihn gerade darüber informiert, was wir in jenem Haus in Concord herausgefunden haben.
»Ja, es ist so. Bereite alles für die Beantragung eines Durchsuchungsbefehls für seine Praxis und seine Wohnung vor. Mach alles fertig, und sobald wir angekommen sind, trage ich die Einzelheiten ein.«
»Verstanden.«
»Grab ein Foto von Hillstead aus. Anschließend möchte ich, dass die Aufnahmen von den Sexpartys, die wir aus dem Netz gezogen haben, damit abgeglichen werden.«
»Wird erledigt.«
»Gut. Lass alle wissen, was passiert. Ich muss noch AD Jones anrufen. Wir werden in gut einer Stunde zurück sein.«
»Bis nachher, Boss.«
Ich lege auf und wähle die Nummer von AD Jones. Shirley meldet sich. »Ich muss sofort mit ihm reden, Shirley. Wo auch immer er gerade sein mag und was auch immer er gerade tut. Es ist dringend.«
Sie fragt nicht und widerspricht nicht. Shirley weiß, dass ich niemand bin, der bei jeder Kleinigkeit angerannt kommt. Kurz darauf ist AD Jones in der Leitung.
»Was ist passiert?«, will er wissen.
Ich erzähle die ganze Geschichte. Concord. Keith Hillstead. Der Keller und was wir dort gefunden haben. Ich beende meinen Bericht mit der Enthüllung über Peter Hillstead.
Betäubtes Schweigen. Dann muss ich das Telefon vom Ohr weghalten, weil er anfängt zu brüllen und zu schimpfen und zu fluchen.
»Also ist der wichtigste Therapeut für unsere Agenten in Los Angeles, der seit zehn Jahren für uns arbeitet …, ein Serienkiller? Ist es das, was Sie mir sagen?«
»Jawohl, Sir. Genau das ist es, was ich Ihnen sage.«
Ein Moment des Schweigens, dann: »Erzählen Sie mir, was Sie jetzt vorhaben.« Sein Ausbruch ist vorbei. Er hat sich wieder gefangen. – Es ist Zeit, sich ums Geschäft zu kümmern.
»Das SFPD übernimmt die Spurensicherung in Concord. Vielleicht finden sie ja sogar Peters Abdrücke in diesem Keller.«
»Fingerabdrücke? Nach fast dreißig Jahren?«
»Sicher. Es gibt einen Fall, bei dem nach mehr als vierzig Jahren Fingerabdrücke von porösem Papier genommen wurden. Außerdem habe ich Leo damit beauftragt, alles für die Beantragung eines Durchsuchungsbefehls vorzubereiten, der Hillsteads Praxis und seine Wohnung umfasst. Ich werde den Antrag fertig ausfüllen, sobald wir gelandet sind. Haben wir erst den Durchsuchungsbefehl, möchte ich, dass wir ihn förmlich überrollen.«
»Was haben Sie mit Hillstead vor?«
Ich verstehe seine Frage. Wir verfügen noch nicht über die erforderlichen Beweise, um ihn zweifelsfrei zu überführen. »Ich werde ihn vorläufig festnehmen und verhören lassen, während wir seine Praxis und Wohnung durchsuchen.«
»Bringen Sie mir den Durchsuchungsbefehl, sobald Sie hier sind. Ich möchte ihn persönlich durchgehen.«
»Jawohl, Sir.«
Er legt auf. Ich sehe James und Alan an. »Es ist alles veranlasst. Jetzt müssen wir nur noch dieses verdammte Flugzeug dazu bringen, schneller zu fliegen.«
Nachdem die Maschine gelandet ist, rennen wir die Gangway hinunter und über das Rollfeld. Zehn Minuten später rasen wir über den Freeway No. 405. Ich rufe erneut Leo an.
»Wir sind im Wagen und gleich da. Hast du inzwischen alles für den Antrag vorbereitet?«
»Du musst nur noch ein paar Details eintragen.«
»Danke, Leo.«
Als wir vor dem FBI-Gebäude ankommen, klingelt mein Handy.
»Hallo?«, meldete ich
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