Die Blutlinie
Regal auf Angeln benutzt hat, um die Tür zu verbergen. Ich weiß nicht, warum es entfernt wurde.« Sie ist ein wenig weiter hinten stehen geblieben, hält sich von der Öffnung zum Keller fern. Sie hat Angst. »Sie werden feststellen, dass die Treppe vor einem Gang endet. Der Keller befindet sich nicht direkt unter dem Haus. Keith hat gesagt, sein Großvater hätte es absichtlich so gemacht. Wegen der Erdbeben.«
»Waren Sie seit dem einundneunziger Beben mal unten?«, fragt Jenny.
»Ich war seit jenem Tag nicht mehr dort unten. Der Lichtschalter ist rechts an der Wand. Seien Sie vorsichtig.« Sie wendet sich ab und geht mit schnellen Schritten zum Wohnzimmer zurück. Sie rennt fast.
Jenny sieht mich mit erhobenen Augenbrauen an. »Wir müssen tatsächlich aufpassen, Smoky«, sagt sie. »Es gibt einen Grund, warum wir in Kalifornien keine Keller haben. Der Grund heißt ›seismische Vorkommnisse‹. Möglicherweise ist der Keller nicht mehr sicher.«
Ich denke über ihre Worte nach, jedoch nur für eine Sekunde. »Ich will nicht warten, Jenny. Ich muss sehen, was in diesem Keller ist.«
Sie sieht mich an und nickt. »Ich auch.« Ein schwaches Lächeln. »Aber du gehst vor.«
Ich steige die Treppe hinunter, und die anderen folgen mir. Das Geräusch unserer Schritte klingt dumpfer, je weiter wir nach unten kommen. Ich nehme an, es ist das Erdreich rings um uns herum, eine natürliche Schalldämmung. Es ist kühl hier unten, kühl, still und einsam.
Es ist, wie Patricia gesagt hat. Am Fuß der Treppe befinden wir uns in einem schmalen, betonierten Gang. Ungefähr sechs Meter vor uns sehe ich den Schatten einer Tür. Es sind nur ein paar Schritte, dann stehen wir davor. Ich bemerke einen Lichtschalter und betätige ihn. Wir öffnen die Tür, und alle gehen hindurch.
»Wow!«, sagt James. »Sieh sich das einer an!«
Wir stehen in einem großen Raum, sicher vierzig oder fünfzig Quadratmeter groß. Er ist weder verputzt noch sonst wie verschönert. Ein Raum aus grauem, nacktem Beton, mit schlechter Beleuchtung und funktionellem Mobiliar.
Was James’ Aufmerksamkeit geweckt hat, befindet sich an der gegenüberliegenden Wand.
Ich gehe hin, betrachte es staunend. Die Wand ist gepflastert mit anatomischen Darstellungen des menschlichen Körpers. Alles ist präzise beschriftet, angefangen mit den äußeren Schichten eines nackten Leibes. Auf dem nächsten Bild ist der Leib ohne Haut dargestellt. Man sieht das Muskelsystem, alle Muskeln sind benannt. Weitere Zeichnungen zeigen die inneren Organe in allen Einzelheiten.
Ich nähere mich der Wand weiter, und indem ich dies tue, bemerke ich, dass es keine Wand ist. Die eigentliche Wand befindet sich weiter hinten, war durch die schlechte Beleuchtung nicht zu erkennen. Was ich sehe, lässt mich zusammenzucken.
»Mann!«, sage ich zu den anderen. »Seht euch das an!«
Die Wand ist weiß gestrichen, wahrscheinlich, um die schwarze Schrift darauf besser hervortreten zu lassen. Der Text lautet:
Die Gebote des Rippers:
1. Die meisten Menschen sind nichts als Vieh. Du gehörst zu den alten Raubtieren, den echten Jägern. Lass dich nie durch die Moralvorstellungen des Viehs von deiner Mission abbringen.
2. Es ist niemals eine Sünde, eine Hure zu töten. Huren sind die Brut des Teufels und eine Pestbeule auf der Haut der Gesellschaft.
3. Wenn du eine Hure tötest, nachdem du aus den Schatten getreten bist, töte sie auf die grässlichste nur mögliche Weise, als abschreckendes Beispiel für die anderen Huren da draußen.
4. Du darfst keine Schuldgefühle haben, wenn du angesichts der Ermordung einer Hure triumphierst. Du entstammst einer alten Linie, und du bist ein Fleischfresser. Dein Blutdurst ist etwas Natürliches.
5. Alle Frauen tragen den Keim zur Hure in sich. Nimm dir nur eine Frau, um die Blutlinie fortzusetzen. Erlaube Frauen niemals, deine Sinne oder dein Herz zu verwirren. Sie sind Gebärmaschinen, weiter nichts.
6. Diese Lehren dürfen NIEMALS an eine Tochter weitergegeben werden, immer nur an einen Sohn.
7. Jeder Ripper muss seinen eigenen Abberline finden. Jemand muss dich jagen, damit deine Sinne scharf bleiben, deine Fähigkeiten nicht verkümmern.
8. Bevor du nicht deinen Abberline gefunden hast, darf deine Arbeit nicht ans Licht kommen.
9. Stirb lieber, als dass du dich einsperren lässt.
10. Die Nachfahren des
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