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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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mich.
    »Ich grüße Sie, Agent Barrett.« Die Stimme ist klar und nicht verfremdet.
    Ich bedeute allen mit einer Handbewegung, still zu sein.
    »Hallo, Dr. Hillstead.«
    »Bravo, Smoky, bravo. Ich muss schon sagen, ich habe mich gefragt, ob Renee Parker jemals zurückkehren würde, um mich zu verfolgen. Ich habe eines der Gebote gebrochen bei ihr – ich hatte Sie noch nicht gefunden und habe meine Arbeit trotzdem für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Ich konnte einfach nicht anders. Ich dachte, nach fünfundzwanzig Jahren … na ja. So ist das eben. Und Street das Buch und das Medaillon zu geben, war wohl auch ein Fehler. Aber er hat mich angebettelt um etwas. Und er hatte wirklich ein Andenken verdient. Er war ein so gelehriger Schüler. Sehr enthusiastisch bei seiner Arbeit.« Hillstead kichert. »Selbstverständlich habe ich mit dem Gedanken gespielt, ihm den Mord an Renee in die Schuhe zu schieben. So weit ist es leider nicht gekommen. Schade. Auch gut.«
    Seine Stimme klingt so, wie ich sie kenne, doch der Tonfall und die Art und Weise, wie er spricht, haben sich verändert. Aus ihm tönt eine widerliche Frivolität, eine Selbstgefälligkeit, wie ich sie in seiner Praxis nie bei ihm erlebt habe.
    »Sie wissen es?«, frage ich ihn.
    »Selbstverständlich weiß ich es. Schließlich habe ich soeben über Renee gesprochen, oder nicht? Es wäre ein wenig unbedacht von mir gewesen, wenn ich die Zweifel gehegt hätte, ohne mich auf diese Möglichkeit vorzubereiten. Natürlich ändert das die Spielregeln.«
    »Wie das?«
    »Nun ja, Sie kennen meine Identität jetzt. Sie wissen, wer ich bin. Das bedeutet das Ende für mich. Ich und meinesgleichen haben immer in den Schatten gelebt, Agent Barrett. Wir streben nicht zum Licht, noch gedeihen wir darin. Es ist wirklich schade, außerordentlich schade. Wissen Sie überhaupt, wie viele Jahre ich Zeit hatte, um dazusitzen und Ihren Kollegen beim Jammern zuzuhören, während ich nach meinem Abberline gesucht habe? Die endlosen Stunden, in denen ich tun musste, als wäre mir das Geheul nicht gleichgültig, und schlimmer noch, in denen ich diesen armen, zerbrochenen Würmern tatsächlich helfen musste, nur damit ich meine Suche fortsetzen konnte?« Er seufzt. »Und schließlich habe ich Sie gefunden. Vielleicht war meine Suche zu erfolgreich.«
    »Es muss nicht so enden, Dr. Hillstead. Wir können Sie festnehmen.«
    Er kichert. »Ich denke nicht, Smoky. Doch dazu kommen wir gleich. Zuerst muss ich Ihnen ein Geständnis machen. Sie erinnern sich an jene Nacht mit Joseph Sands, meine Liebe?«
    Ich bin ganz ruhig. Seine Worte machen mich nicht wütend. »Sie wissen, dass ich mich erinnere, Peter.«
    »Haben Sie je die Akte gelesen? Ganz, meine ich? Einschließlich der Anmerkungen darüber, wie er sich Zugang in Ihr Haus verschafft hat?«
    »Ich habe sie gelesen. Bis auf den Ballistikbericht, den Sie entfernt haben, heißt das. Warum?«
    Schweigen. Ich stelle mir vor, wie er grinst. »Erinnern Sie sich, ob es Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen gegeben hat?«
    Ich will ihm gerade sagen, dass ich genug habe davon. Dass er mich langweilt. Dass er endlich sagen soll, wo er sich befindet. Irgendetwas lässt mich innehalten. Ich denke über das nach, was er gesagt hat, und versuche mich an das zu erinnern, was ich gelesen habe.
    Da fällt es mir wieder ein. »Es gab keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen.«
    »Genauso ist es, Smoky. Möchten Sie den Grund dafür wissen?«
    Ich antworte nicht. Ich denke an Ronnie Barnes, an die Daten. Barnes starb am neunzehnten, und Sands hat meine Familie am neunzehnten ermordet.
    »Es ist ganz offensichtlich, Smoky. Er hatte einen Schlüssel. Warum sollte er gewaltsam eindringen, wenn er einfach die Tür aufschließen konnte?« Hillstead lacht. »Dreimal dürfen Sie raten, wie Sands in den Besitz dieses Schlüssels gelangt ist.« Er macht eine abwartende Pause, bevor er weiterspricht. »Er hatte ihn von mir, liebste Smoky. Von mir. «
    Ich sehe meine Reaktion in den Augen von Alan und James. Alan weicht einen Schritt von mir zurück und ist mit einem Mal sehr, sehr vorsichtig. Das überrascht mich nicht. Mein Blut wird durchflutet von einem übermächtigen Bedürfnis zu morden, das mir die Sprache raubt.
    Mein Kopf ist erfüllt von einem lauten Brüllen, meine Augen brennen, und die in mir hochsteigende Wut ist die gleiche Wut, die ich ans Bett gefesselt gespürt habe, als Sands meinen Matt verstümmelt und ermordet hat.
    Der Verlust

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