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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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wenn Callie mich bemitleiden muss. Trotzdem antworte ich ihr.
    »Ich hab dran gedacht, ja.«
    Sie nickt, und dann schweigt sie. Ihr Blick geht in eine Ferne, die ich nicht sehen kann. Ich habe ein Gefühl von Déjà-vu. Sie sieht aus, wie Dr. Hillstead ausgesehen hat; als würde sie überlegen, welchen Weg sie von hier aus einschlagen soll. »Smoky, daran ist nichts Schwaches. Es wäre Schwäche, wenn du den Abzug wirklich durchziehen würdest. Weinen, Alpträume, Depressionen, Gedanken an Selbstmord, das alles macht dich nicht schwach. Es tut nur weh. Und jeder kann Schmerz empfinden, selbst Superman.«
    Ich sehe sie an, sprachlos. Ich bin so verwirrt, dass mir keine Antwort einfällt. Das passt überhaupt nicht zu Callie. So etwas hätte ich nicht von ihr erwartet, und es hat mich überrascht. Sie lächelt mich freundlich an.
    »Weißt du, du musst damit fertig werden, Smoky. Nicht allein für dich, auch für mich.« Sie zieht an ihrem Strohhalm. »Du und ich, wir sind uns beide sehr ähnlich. Wir waren immer Siegertypen. Die Dinge liefen immer genauso, wie wir es wollten. Wir sind gut in dem, was wir tun. – Verdammt, wir waren schon immer in allem gut, was wir uns in den Kopf gesetzt hatten, oder?«
    Ich nicke. Mir fehlen immer noch die Worte.
    »Lass mich dir etwas sagen. Etwas Philosophisches. Merk es dir, weil ich niemand bin, der normalerweise so etwas sagt.« Sie stellt ihren Drink ab. »Eine Menge Leute malen immer wieder das gleiche, alte Bild. Wir kommen unschuldig und blauäugig auf die Welt, und dann werden wir mit der Realität konfrontiert und stumpfen ab. Nichts ist mehr so gut wie früher, bla, bla, bla. Ich habe immer geglaubt, dass das ein Haufen Mist ist. Nicht alle werden unschuldig geboren wie bei Norman Rockwell, oder? Frag irgendein beliebiges Kind in Watts. Ich war immer der Überzeugung, dass es nicht so sehr darum geht zu lernen, dass das Leben Scheiße ist. Es geht darum zu lernen, dass das Leben wehtun kann. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja.« Ich hänge gebannt an ihren Lippen.
    »Die meisten Leute lernen den Schmerz früh kennen. Du und ich – wir hatten bisher Glück. Sehr, sehr viel Glück. Wir sehen den Schmerz bei anderen, tun, was wir tun, doch es hat uns nie getroffen. Nicht wirklich. Sieh dich an: Du hast die Liebe deines Lebens gefunden, hattest ein wunderbares Kind, warst eine phantastische FBI-Agentin und gleichzeitig eine Frau mit einem raketengleichen Aufstieg. Und ich? Ich habe mich auch nicht schlecht geschlagen.« Sie schüttelt den Kopf. »Es ist mir gelungen, nicht allzu sehr von mir selbst eingenommen zu sein, aber mir sind die Knaben immer hinterhergelaufen, und ich hatte das Glück, nicht nur gut auszusehen, sondern auch noch was im Kopf zu haben. Und ich bin gut in meiner Arbeit fürs FBI, verdammt gut.«
    »Das bist du«, stimme ich ihr zu.
    »Das ist es allerdings auch schon, Zuckerschnäuzchen. Du und ich, wir haben nie eine Tragödie erlebt. Wir sind uns gleich in dieser Hinsicht. Und dann, ganz plötzlich, hören die Kugeln auf, an dir abzuprallen.« Sie schüttelt den Kopf. »Von dem Augenblick an, in dem das passiert ist, konnte ich nicht mehr furchtlos sein. Das war vorbei. Ich hatte Angst, richtige Angst, zum ersten Mal in meinem Leben. Zum allerersten Mal. Und seitdem habe ich ständig Angst. Weil du besser bist als ich, Smoky. Das warst du schon immer. Und wenn dir so etwas passieren kann, dann kann es verdammt noch mal auch mir passieren.« Sie lehnt sich zurück und legt die Hände flach auf den Tisch. »Ende der Ansprache.«
    Ich kenne Callie schon ziemlich lange. Ich habe immer gewusst, dass sie über verborgene Tiefen verfügt. Das Geheimnis dieser manchmal kurz aufblitzenden Tiefen hat für mich immer einen Teil ihres Charmes, ihrer Stärke ausgemacht. Jetzt hat sich der Vorhang für einen Augenblick geteilt. Es ist, als würde sich jemand zum ersten Mal nackt vor dir zeigen. Es ist der größtmögliche Vertrauensbeweis, und ich bin auf eine Weise gerührt, dass meine Knie schwach werden. Ich strecke die Hand aus und ergreife ihre.
    »Ich werde mein Bestes tun, Callie. Das ist alles, was ich dir versprechen kann. Aber ich verspreche es.«
    Sie erwidert meinen Händedruck, dann zieht sie ihre Hand zurück. Der Vorhang hat sich wieder geschlossen.
    »Na ja, es wäre nett, wenn du dich beeilen könntest, okay? Ich genieße es, arrogant und unberührbar zu wirken, und du bist schuld daran, dass ich es im Moment nicht kann.«
    Ich sehe meine

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