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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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wirklich wissen, wie Spuren entstehen, dann muss ihnen auch klar sein, dass es immer welche gibt, irgendwie.«
    Alan spielt auf das Locard’sche Prinzip an. Locard gilt als Begründer der modernen Forensik, und wir alle kennen das Prinzip auswendig. »Wenn zwei Objekte miteinander in Kontakt kommen, dann erfolgt immer eine Übertragung von Materie vom einen zum anderen. Auch wenn die Menge klein und schwierig zu entdecken sein mag, so ist sie doch vorhanden. Das Untersuchungsteam hat die Pflicht, sämtliche derartigen Materieteile zu sammeln, ganz gleich, wie klein die Mengen sind, und die Übertragung zu beweisen.«
    Unsere Täter sind vorsichtig. Das Fehlen von Sperma ist vielsagend. Es beweist Kontrolle. Seit dem Aufkommen von Kriminalromanen, Fernsehshows und HIV verwenden Vergewaltiger immer häufiger Präservative. Doch es bleibt die Ausnahme. Bei einer Vergewaltigung geht es um sexuelle Macht und um die Verletzung des anderen. Vergewaltiger berauschen sich an der Intensität des dadurch in ihnen ausgelösten Gefühls. Kondome verringern die Verletzung und stören dieses Gefühl. Jack Junior und sein Kumpan haben sie trotzdem benutzt, und diese Tatsache unterstreicht Alans Punkt.
    »Wir wissen, dass sie nicht perfekt sind«, sagt James. »Sie haben eine augenfällige Schwäche – sie wollen angeben und uns verhöhnen. Das erhöht ihr Risiko und die Wahrscheinlichkeit, dass sie irgendwann einen Fehler begehen.«
    »Richtig. Was noch?«
    »Zumindest einer von beiden ist technisch beschlagen«, meldet sich Leo zu Wort. »Die Bearbeitung eines Videos lässt sich heutzutage zwar nicht gerade mit Raketentechnik vergleichen, doch ihre Ausführung zeigt eine Lernkurve. Kein durchschnittlicher Computernutzer kann so etwas auf Anhieb.«
    »Wir gehen davon aus, dass sie aus Los Angeles stammen, oder?«, fragt Callie.
    Ich zucke die Schultern. »Wir gehen einstweilen davon aus, ja. Aber es ist nur eine Mutmaßung, nichts, das wir wissen. Wir kennen ihren Opfertyp. Sie haben es uns verraten – sie haben vor, weitere Frauen wie Annie zu töten.« Ich wende mich an Leo. »Wie haben sie sie in ihrem Schreiben bezeichnet?«
    »Als moderne Hure vom Information Superhighway.«
    »Was bedeutet das? Mit welchen Zahlen haben wir es zu tun?«
    Leo zieht eine Grimasse. »Mit Tausenden, wenn Sie die gesamten USA nehmen. Allein in Kalifornien vielleicht an die Hundert. Aber das ist nicht das einzige Problem. Betrachten Sie es so: Jede Frau mit einer Webseite ist potentiell eine unabhängige Unternehmerin. Einige arbeiten für eine gemeinsame Dachorganisation, aber die meisten sind wie Ihre Freundin. Sie betreiben ihre eigene Webseite, angefangen beim Design bis hin zu den Inhalten. Es ist ein Eine-Frau-Geschäft mit einer einzigen Arbeitnehmerin. Und es gibt für diese Art von Geschäft keine Handelskammer. An verschiedenen Stellen gibt es Listen von diesen Webseiten, doch es gibt keine Gesamtvereinigung, bei der man nachsehen könnte.«
    Ich denke über diese schlechten Neuigkeiten nach. Dann kommt mir eine Idee. »Schön, aber was, wenn wir es aus einem anderen Blickwinkel betrachten? Statt jede in dieser Branche ins Auge zu fassen, sollten wir nach den Seiten suchen, auf denen die Täter Annie gefunden haben könnten. Sie sagten doch, dass es Listen von diesen Webseiten gibt?«
    Leo nickt.
    »Es ist unwahrscheinlich, dass Annies Seite auf jeder dieser Listen verzeichnet ist. Wir suchen nur nach denjenigen, die Annie führen, und engen auf diese Weise den Opferkreis auf die übrigen Frauen auf diesen Listen ein.«
    Jetzt schüttelt er den Kopf. »So einfach ist das nicht, Ma’am. Was, wenn sie Annie durch eine Suchmaschine gefunden haben? Und falls ja, welches Suchwort oder welche Suchwortgruppe haben sie eingegeben? Die meisten Webseitenbetreiber wie Annie haben außerdem eigene Probeseiten. Kleine Gratisseiten mit Beispielbildern und einem Link zu ihrer Hauptseite. Nach dem Motto: Sieh es dir an, und wenn es dir gefällt, komm in den Laden. Die Täter könnten Annie über eine der Probeseiten gefunden haben.«
    »Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass sie Annie durch dich gefunden haben, Smoky«, ergänzt Callie zögernd. Ich sehe sie zustimmend an und seufze niedergeschlagen.
    »Also führt uns das Internet nirgendwohin?«
    »Nicht nirgendwohin«, widerspricht Leo. »Wir müssen uns die Abonnenten-Liste der Toten ansehen. Die Liste der Leute, die dafür bezahlt haben, um sich ihre Mitgliedern vorbehaltenen

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