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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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Flüche und Gebete, während die Männer durch den blutigen Regen heraufgestürmt kamen, der immer noch von den Schauspielern niederging.
    Die Fenster zur Straße erhellten das Treppenhaus. Die Milizsoldaten mussten, ein Mann hinter dem anderen, die schmale letzte Treppe hinaufsteigen. Sie konnten ihn nicht sehen. Er war ganz ruhig, denn jetzt blieb ihm nichts mehr übrig als das, was jetzt zu tun war. Zumindest einen kurzen Augenblick lang war das Leben in Paris sehr einfach.
    Während seiner Jugend in der Janitscharenschule hatte man ihm beigebracht, wie man den Bogen im türkischen Stil benutzte. Diese Technik erlaubte ihm, Pfeile schneller einzulegen, besonders den zweiten und dritten, die er in der Rechten hielt. Da er keinen Daumenring hatte, war das geringe Zuggewicht von Frogiers Bogen von Vorteil.
    Die Vorhut der Angreifer war ein massiger Kerl, der ein Schwert schwenkte und Helm und Brustpanzer trug. Hinter ihm folgte ein weiterer Mann mit Helm und Kürass, dessen Partisane mit ihrer geteilten Klinge so lang war, dass sie bis vor den ersten Mann ragte. Tannhäusers Pfeilspitzen würden höchstwahrscheinlich die Panzer durchdringen, aber auf diese Entfernung brauchte er dieses Risiko nicht einzugehen. Als der erste Mann die vorletzte Stufe erreichte und den Fuß hob, trat Tannhäuser in die Tür und schoss ihm aus sechs Fuß Entfernung einen Pfeil ins Gesicht.
    Der Pfeil bohrte sich in das rechte Auge des Mannes und schlug ihm den Helm vom Kopf, als er hinten links wieder aus dem Schädel hervorbrach. Die sechzig Pfund Zuggewicht des Bogens katapultierten den Mann in die Arme des zweiten Milizmanns, der seine Partisane fallen ließ. Auch diesem zweiten Mann schoss Tannhäuser einen Pfeil unter den Helm. Der drang dem Gegner mit solcher Gewalt von oben in die rechte Wange ein, dass er seitlich wieder austrat und sich die Pfeilspitze in den Putz der Wand bohrte.
    Tannhäuser legte wieder einen Pfeil an und trat an das Geländer.
    Unten auf der Treppe waren sieben Männer zu sehen, in einer Reihe, die sich von dem Flur vor der Küche bis zu den beiden erstreckte, die nun in einem Gewirr von Gliedmaßen die letzte Treppe versperrten. Alle waren blutbespritzt und wussten, dass dieses Blut ein Fluchwar. Die Ausgangslage für einen Angriff war schlecht, aber die Männer waren zu stolz, um wegzulaufen. Und jetzt war es zu spät dafür.
    Tannhäuser zielte mit dem Bogen über das Geländer ins Treppenhaus und schoss auf den am weitesten entfernten Mann, traf ihn zwischen dem Rückgrat und dem rechten Schulterblatt. Die Pfeilspitze drang weiter vor als jede Gewehrkugel. Der blutige Schaft trat vorn wieder aus der Brust aus. Den nächsten Pfeil schoss Tannhäuser dem sechsten ins Brustbein, und der ging, Blut spuckend, in die Knie. Mit dem fünften erwischte er den Nacken des nächsten Gegners in einem so spitzen Winkel, dass der Pfeil bis zu der Federung in dessen Körper verschwand. Während Tannhäuser den nächsten Pfeil einlegte, hörte er hinter sich die Leiter zum Speicher knarren. Gerade kletterte der vierte Milizsoldat in der Reihe über die durchbohrten, stöhnenden Körper seiner Kameraden. Tannhäuser streckte ihn mit einem Schuss in den oberen Rücken nieder.
    Dann beugte er sich zu der heruntergefallenen italienischen Partisane herunter, die dem zweiten Angreifer aus der Hand gefallen war. Sie hatte eine zwölf Zoll lange doppelschneidige Klinge, beinahe wie die eines Breitschwerts, nur dass weiter unten noch zwei paarig angeordnete scharfe Nebenspitzen folgten, mit denen man schneiden und Gegner festhaken konnte. Der sechseckige Schaft war mit drei Eisenbändern verstärkt. Tannhäuser packte ihn mit beiden Händen, hielt in der Linken immer noch den Bogen und den letzten Pfeil.
    Er sah den nächsten überlebenden Milizmann nach unten fliehen und sich einen Weg an dem Mann vorbeibahnen, der hinter ihm auf der Treppe stand und weiterkämpfen wollte.
    Tannhäuser drehte sich um und zielte auf den Mann, der vom Dach her die Leiter herunterkam: wieder einer mit Helm und Kürass. Das Holz der Treppe knarrte unter all dem Gewicht. Tannhäuser sah, dass Pascale aus ihrem Zimmer trat, den Mund zu einem bösen Knurren verzogen. Der Mann auf der Leiter zuckte zusammen und ließ das Schwert fallen, als sie ihm das Metzgermesser zwischen den Leitersprossen hindurch unter dem Brustpanzer in den Leib rammte. Der Mann packte Pascales Unterarm und versuchte nach seinem Dolch zu greifen.
    Sein stählerner Rückenpanzer

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