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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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ließ Tannhäuser keine Wahl. Er legte sein ganzes Gewicht in den Stoß und rammte dem Mann die Klinge der Partisane durchs Hinterteil in die Gedärme. Dann riss er die Waffe hoch, und mit einem schrecklichen Schrei taumelte der so ausgeweidete Mann in Daniel Malans Zimmer. Tannhäuser zerrte den Speer heraus und schaute über die Schulter.
    Der Kämpfer auf der Treppe hatte sich an dem Fliehenden und dem noch mit einem Pfeil an die Wand genagelten Leichnam vorbeigedrückt. Er kletterte über die Leiche des ersten Toten, den Stoßdegen zum Angriff erhoben. Doch ehe er in Reichweite kam, hatte ihm Tannhäuser bereits das mit einer Spitze bewehrte Gegengewicht der Partisane ins rechte Auge gestoßen und die Waffe fallen lassen. Der Kämpfer wurde vom Gewicht der Partisane zu Boden gezogen. Er versuchte verzweifelt, aber vergeblich, sich die Spitze aus dem Kopf zu reißen. Schließlich taumelte er nur noch hin und her.
    »Großer Gott, der Hauptmann liegt am Boden!«, rief eine Stimme von oben. »Wo seid ihr anderen?«
    Tannhäuser schaute durch die Falltür hoch und legte einen Pfeil ein. Das Sonnenlicht von einem Dachfenster fiel auf die untere Hälfte eines Mannes, der ein Schwert locker neben dem Oberschenkel hielt, aber wenig geneigt schien, sich auf die Leiter zu wagen. Tannhäuser schoss ihm den Pfeil unmittelbar unter die Gürtelschnalle. Die Kraft des Bogens und die scharfe Spitze sorgten dafür, dass dem Mann der Pfeil tief in die Eingeweide eindrang. Er schrie auf, eher aus Entsetzen als aus Schmerz. Er taumelte, sein linker Fuß rutschte durch die Falltür, und nun hing er schreiend da, hatte sich beim Fall sogar noch die Spitze des eigenen Schwertes in den Oberschenkel gestoßen.
    Tannhäuser hatte noch drei unbenutzte Pfeile im Wäschekorb. Er legte den Bogen daneben. Dann packte er den Schaft der Partisane und hievte damit den aufgespießten Mann seitlich über das Treppengeländer. Dabei riss die Klinge dem Mann die Wunde noch weiter auf, und er stürzte schreiend hinunter zu den anderen Verdammten.
    Tannhäuser schaute sich um, ehe er die Partisane zurückzog. Er wollte sicher sein, dass er Pascale nicht verletzte. Die hatte sich inzwischenmit einem Schwert bewaffnet. Er wollte sie gerade ermahnen, vorsichtig zu sein, als sie ihm einen wütenden Blick zuwarf.
    Verwundete und Tote lagen in einem Haufen da, versperrten das untere Ende der Treppe. Es waren nur noch zwei unverletzte Milizmänner übrig, die zwischen den blutgetränkten Barrikaden eingekeilt waren. Der Unglückselige, der mit einem Pfeil an die Wand genagelt war, krallte sich immer noch an den Putz. Tannhäuser trat ihm mit dem Absatz ins Gesicht, so dass der Pfeil an der Wand abbrach und sein Körper nach vorn sackte.
    Er stützte sich mit dem Fuß auf ihm ab, eine Hand noch an dem soliden Holzgeländer, und stieß mit der gesamten Länge der Partisane auf den nächsten Mann ein, der zitternd an die Wand gedrückt stand und die Ohren mit den Händen bedeckte, als wollte er die Schmerzensschreie ausblenden. Das Gewicht des Schafts trieb dem Mann die Klinge der Partisane bis zu den Seitenklingen in die Achselhöhle und in die Lungen, als wäre sein Brustkorb nichts als ein Weidengeflecht. Tannhäuser zerrte die Partisane wieder heraus, ließ die Spitze sinken und schwang sich am Schaft über den Leichnam.
    Jetzt war nur noch der Fliehende übrig. Der kroch mit zittrigen Beinen über die blutigen Leichen und flehte laut die heilige Muttergottes um Hilfe an. Tannhäuser stieß ihm die Partisane brutal in den Nacken, dass er ihm das Rückgrat vom Schädel trennte.
    Tannhäuser lehnte sich auf den Schaft der Partisane. Er holte tief Luft. Es war zwar ringsum noch viel Stöhnen und Seufzen zu hören, aber nach seiner Zählung hatte er elf Männer in weniger als einer Minute niedergestreckt. Er stach die Waffe in drei Körper, die noch Lebenszeichen zeigten, und in einen vierten, der sich zwar nicht mehr regte, aber verdächtig aussah. Dann zog er vier Pfeile heraus, die noch brauchbar waren, und brach die gefiederten Stümpfe von drei anderen ab, deren Spitzen zu fest in Sehnen und Knochen steckten. Schreie aus dem Obergeschoss erregten seine Aufmerksamkeit. Er drehte sich um.
    Pascale stand am Fuß der Leiter und hackte mit dem Schwert auf das Bein des in der Falltür baumelnden Mannes ein. Tannhäuser fürchtete, ein Krampf oder Tritt könnte ihr die Klinge ins Gesicht schlagen.
    »Pascale, hör auf.«
    Sie schaute ihn an. Er rannte die Treppe

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