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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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im innersten Kreis des königlichen Rates weit gebracht. Tannhäuser nickte.
    »Ich bin seine Leibwache«, sagte Guzman. »Das heißt, er hat zwar, wenn er will, ganze Regimenter von Wachen, aber ich folge ihm wie ein Schatten. Ich soll Kugeln oder Dolchklingen abfangen.«
    »Wie seid Ihr in seine Dienste gekommen?«
    »Ich habe ihn auf der Straße vor drei gedungenen Mördern gerettet. Das war in Tours im Oktober 1569, kurz nach Moncontour. Ich wusste nicht, wer er war, aber ich weiß, wenn mir das Glück lacht. War kein schwerer Kampf. Aber könnt Ihr erraten, warum mir Retz meine Arbeit gab?«
    »Ich hätte einen der Mordgesellen am Leben gelassen.«
    Guzman schlug sich auf den Oberschenkel. »Wie oft ich schon Leuten dieses Rätsel gestellt habe. Die haben hier eine Wasserfolter, die so schrecklich ist, dass das Opfer um Daumenschrauben winselt, und der Mordgeselle hat gewinselt und viele verraten. Retz ist seit den Kindertagen des Königs dessen persönlicher Berater, undniemand steht Königin Catherine näher. Doch wenn er sie je gevögelt hat, wie gemunkelt wird, dann war das lange vor meiner Zeit. Retz setzt sich für den Frieden ein. Er rechnet sich aus, dass der ihm mehr Geld bringt. Aber wenn es denn Krieg sein muss, dann ist er auch dabei.«
    »Wie schwer ist Coligny verletzt?«
    »In dem Augenblick, als die Schüsse abgefeuert wurden, hatte er sich gerade abgewandt, um in die Gosse zu spucken, sonst wäre er tot.«
    »Schüsse?«
    »Doppelte Ladung. Eine Kugel hat seine rechte Hand zerfetzt, die andere den linken Arm. Paré hat ein paar Finger amputiert, aber Coligny wird es überleben. Der Schütze gehört zur Guise-Partei. Retz und ich haben seither kein Auge zugetan. Gespräche hier, Meinungen ausloten da, Verhandlungen zuhauf. Wie hieß noch der Knoten, den Alexander durchschlagen hat?«
    »Der Gordische Knoten.«
    »Diese Aufgabe ist nun Retz zugefallen.«
    »Hat er das Schwert dazu?«
    »Der König ist sein Schwert, wenn Retz die Waffe zücken kann. Aber erzählt mir mehr über Eure Frau.«
    »Man hat sie zu dieser vermaledeiten Hochzeit eingeladen.«
    »Wahrhaftig vermaledeit.«
    »Mache ich mir zu recht Sorgen um ihre Sicherheit?«
    Guzman zuckte die Achseln, als wollte er Tannhäuser nicht unnötig beunruhigen. »Wenn man eine Dame ermordet hätte, die so bedeutend war, dass sie zu dieser Hochzeit eingeladen wurde, dann hätte ich davon gehört. Aber je früher sie bei Euch ist, desto besser. Wer ist sie, wenn ich fragen darf ?«
    »Eine Contessa aus einer alten sizilianischen Familie. Ihre Güter liegen in der Garonne. Man hat sie eingeladen, beim Ball der Königin Catherine gestern Abend zu musizieren.«
    »Gestern hat es keine Musik gegeben. Der Ball der Königin wurde wegen des Attentats abgesagt.«
    Tannhäuser nahm diese Ironie des Schicksals wortlos hin.
    »Im Louvre gibt es einen Offiziellen, der weiß, wo Carla untergebracht ist. Christian Picart.«
    »Den Namen kenne ich nicht. Am Hof sind über zehntausend Amtsträger, und jetzt wegen der Hochzeit sogar noch mehr. Aber bleibt in meiner Nähe.« Guzman deutete mit dem Kopf auf eine Tür. »Wenn mein Herr das Ränkeschmieden mit den Magistraten abgeschlossen hat, gehen wir zum Louvre. Der innere Rat wird zusammengerufen, um den Knoten zu durchschlagen.«
    Unvermittelt ging die Tür auf, und ein attraktiver Mann um die fünfzig in einem grauen Wams erschien. Das war ein Mann, der mit der Geschichte Würfel spielte und fest damit rechnete, immer zu gewinnen. Er musterte Tannhäuser.
    »Einer deiner alten Kameraden, Guzman?«
    »Euer Gnaden, darf ich Euch Mattias Tannhäuser vorstellen, Cavaliere di Malta, und selbst in dieser Bruderschaft ein herausragender Mann unter Männern. Wir haben zusammen in der Bastion am Castel St. Angelo den heidnischen Türken ins Antlitz geschaut.«
    Retz verneigte sich. »Albert de Gondi, Comte de Retz.«
    »Es ist mir eine Ehre, Euer Exzellenz. Mattias Tannhäuser, Comte de la Penautier.«
    »Die Ehre ist ganz meinerseits. Diese epische Schlacht von Malta hat ja unsere Besten beschämt. Die Königin hat sie mit eigenen Worten als die größte aller Belagerungen bezeichnet.« Er sprach ein feines Italienisch, mit ebenso feiner Stimme. »Aber Ihr müsst mich entschuldigen, denn man erwartet mich im Palast.«
    »Zufällig habe ich dort auch etwas zu erledigen«, sagte Tannhäuser.
    »Dann fahrt mit mir. Mit Eurer Erlaubnis möchte ich unterwegs Euren Rat einholen.«
    Tannhäuser schnaufte. »Ich hege keinen

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