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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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diesen Schlag. Die Kugel surrte durch die Luft und grub sich dem Gegner am Ohr in den Schädel, der blutig zerbarst. Stöhnen und anerkennendes Pfeifen war aus der Menge zu hören, als der Leichnam zu Boden fiel. Nun wandte sich Tannhäuser dem vierten und letzten Bruder zu.
    Der Grünschnabel, der höchstens vierzehn Jahre alt war, stand mit dem Schwert in der Hand da und schaute fassungslos auf das Gemetzel an seinen Brüdern. Er hatte ein hübsches Gesicht. Er starrte Tannhäuser an und hatte sichtlich keine Ahnung, was nun zu tun war. Tannhäuser ging zu Benedykt hinüber, der keuchend wie ein gestraucheltes wildes Tier in einem Meer von Blut saß.
    »Stirb im Blut deiner Brüder, denn um deinetwegen wurde es vergossen.«
    Tannhäuser hieb ihm mit einer mächtigen Bewegung den Morgenstern auf den Schädel, als hackte er Holz. Die Kugel grub sich tief in Benedykts Schädel ein. Das Blut ergoss sich in Strömen über dessen Schultern. Tannhäuser ließ den Griff des Morgensterns los, und Benedykt zerrte die Waffe mit sich, als er zusammenbrach.
    Octavien würgte an dem Blut, das ihm aus dem zerschmetterten Gesicht in den Hals rann. Tannhäuser stieß ihm das Schwert ins Herz. Dann wandte er sich zu dem Grünschnabel um. Er hatte nicht die Absicht, ihm Leid zuzufügen, aber er schenkte dem Jungen den Respekt, der ihm im Kampf zustand.
    »Dich trifft keine Schande. Sollen wir beide Frieden schließen?«
    Der Grünschnabel antwortete nicht. Er war zu verwirrt.
    »Sag mir deinen Namen«, bat Tannhäuser.
    »Justus.« Seine Stimme versagte. »Die da, meine Brüder haben mich Juste genannt. Ich bin der Letzte.«
    »Steck dein Schwert in die Scheide. Geh zu deinen hugenottischen Freunden.«
    Juste presste die Lippen zusammen, um seine Gefühle zu unterdrücken. Sein Schwert fiel klirrend auf die Steine.
    »Heb es auf«, sagte Tannhäuser. »Zeig denen deinen Stolz. Und geh.«
    Justes Schultern bebten. Er hob das heruntergefallene Schwert auf und steckte es in die Scheide. Er wandte sich um und taumelte fort. Tannhäuser spie Galle aus. Er sah, wie Dominic Le Tellier mit seinen beiden Schottischen Garden näher kam. Dominic trat vor Tannhäuser.
    »Gemäß den Gesetzen des Duells könnt Ihr mit den Leichnamen machen, was Ihr wollt.«
    »Werft sie den Hunden vor«, sagte Tannhäuser.
    »Wie Ihr wünscht.«
    Die Hugenotten, die das Quadrat gebildet hatten, gingen einer nach dem anderen fort. Dominic nickte seinen Garden zu. Anstatt sich um die Leichen zu kümmern, nahmen sie nun mit gezückter Hellebarde rechts und links neben Tannhäuser Aufstellung. Zu ihrer Überraschung und Beunruhigung wich Tannhäuser zurück und ging gleichzeitig im Kreis, so dass einer der Gardesoldaten hinter dem anderen zum Stehen kam. Keiner von beiden sah aus, als wäre er ein Meister in der Handhabung der Hellebarde oder gar ein Mörder. Von seiner Position aus konnte Tannhäuser den ersten an den Knien erwischen und sich dann auf den zweiten stürzen. Er lächelte.
    »Nicht nachgeben!«, befahl Dominic, und die Wachsoldaten blieben in ihrer verkrampften Position.
    Tannhäuser ging weiterhin im Kreis und vertraute darauf, dass die Wachen ihr Terrain behaupten würden, was sie auch taten. Als er in Reichweite von Dominic zum Stand kam, bemerkte der, welchen Fehler er gemacht hatte, konnte sich aber kaum zurückziehen.
    »Erklärt mir diesen Verrat, oder die Hunde bekommen mehr Futter, als sie verdauen können.«
    »Ihr seid verhaftet«, erwiderte Dominic.
    »Ich habe gegen kein Gesetz verstoßen.«
    »Die Maßnahme dient Eurem Schutz.«
    »Schutz vor wem?«
    »Diese Männer hier werden Euch in Eure Unterkunft begleiten, die, das versichere ich Euch, höchst zivilisiert ist.«
    Tannhäuser ließ das Schwert durch die Luft wirbeln, so dass Octaviens Blut auf Dominics Lederwams spritzte. Dominic zuckte zusammen. Die Gardesoldaten wirkten angespannt. Wieder nahm Dominic die Beleidigung klaglos hin. Sein Herr hatte in ihm offensichtlich einen Handlanger, der über große Selbstbeherrschung verfügte. Tannhäuser passte es in den Plan, dass man ihm diese Eigenschaft keineswegs zuschrieb.
    »Ich überlasse meine Waffen niemand Geringerem als Albert de Gondi.«
    Nun stutzte Dominic. »Einem Edelmann kann man auch in Gefangenschaft sein Schwert lassen«, sagte er. »Ihr mögt auch Euren Knappen mitnehmen. Ihr habt mein Wort, dass kein weiteres Blutvergießen mehr notwendig ist.«
    »Sagt mir, wem Ihr dient.«
    »Das kann ich nicht.«
    Tannhäuser hob die

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