Die Blutnacht: Roman (German Edition)
applaudierten ebenfalls. Tannhäuser legte die Ruder ein und gab Grymonde die Griffe auf den Schoß.
Grymonde sackte in einem Krampf nach vorn. Er konnte ein schreckliches Stöhnen nicht unterdrücken.
»Mein Infant, wenn du schon sterben musst, dann stirb rückwärts.«
»Eines finsteren Tages, mein Freund, hörst du hinter dir ein grimmiges Lachen, drehst dich um und siehst niemanden. Aber sei versichert, das werde ich sein.«
Tannhäuser sammelte die fünf Schwerter ein und wählte die beste unter diesen schlechten Waffen aus. Er verstaute sie beim Ruder des Kohlenkahns. Hervé hatte eine Redoute in drei Ebenen gebaut, die oben zwei Säcke tief war und beinahe einen Schritt über die Bordwand ragte. Diese Wand würde den Steuermann vor allem außer vor Kanonenkugeln schützen. Hervé machte eine Geste mit der zusammengerollten Plane, die er unter dem Arm trug.
»Wenn Ihr erlaubt, Sire, dann dachte ich, wir könnten diese Plane über das Feuer breiten. Die erhellt die ganze Stadt, wenn sie einmal lichterloh brennt.«
Tannhäuser beschloss, die geteerte Plane in Reserve zu halten, bis sie die Barriere erreicht hatten, wo ein solcher Effekt ihnen den größten Vorteil bringen würde.
»Nein, lass sie dort liegen. Hol den Tisch da. Pack den stattdessen oben drauf.«
Hugon und Pascale hatten von einem Ende zum anderen brennbares Material kreuz und quer über die Grube gelegt.
»Großartig. Hugon, steig ins Fischerboot. Pascale …«
»Die Gambe! Ich habe die Gambe vergessen!« Hugon rannte zu Irènes Gasthaus zurück.
»Pascale, siehst du die Fackel da hinten brennen?«
Tannhäuser deutete an die Stelle am Kai, wo er sie fallen gelassen hatte.
»Ja, aber ich habe eine andere in Irènes Kamin, und dein Gewehr ist auch noch da.«
Er nickte. Er legte die Schwerter wie ein Gitter über die Säcke und das Anmachholz. Dann packte er die Ruder längs über dieSchwerter. Er zog drei frische Säcke Holzkohle herbei und hievte sie nebeneinander auf diese Gitter. Die Laterne war abgekühlt. Er zog den Stopfen heraus und schüttete den Walfischtran über die Säcke. Oben auf die Säcke legte er das schwere geteerte Tau. Hervé half ihm, die Tischbeine über das Ganze zu stellen.
Tannhäuser trat einen Schritt zurück und nickte.
»Wenn das jetzt nicht brennt, dann ist es keine Holzkohle.«
»Meine Güte, Sire, ich glaube, da ist Hauptmann Garnier, da drüben auf dem Platz.«
Tannhäuser sprang auf den Kai und rannte zu seinem Bogen und Köcher, während er über den Fluss auf die Place de Grève schaute. Die schwarzen Balken der Galgen erhoben sich über einem Reiter, der ihn vom Sattel aus musterte. Es war ein großer Mann. Brustharnisch. Helm. Sechzig Schritte. Er hatte schon oft weiter geschossen, aber die Chance, einen Mann in Rüstung mit einem Breitkopfpfeil zu töten, war auf diese Entfernung gering. Er wollte nur ungern einen Pfeil verschwenden. Konnte er ihn erwischen, sobald er sich abwandte? Er erinnerte sich daran, wie Garnier von Le Telliers Haus weggegangen war. Gerillter Rückenpanzer. Ein voller Kürass.
Er hängte sich den Köcher um und ging zum Rand des Kais hinter Carla. Garnier führte sein Pferd in eine halbe Drehung. Tannhäuser schwenkte Altans Bogen über dem Kopf, und Garnier hielt inne. Tannhäuser zog einen Pfeil heraus und wackelte damit vor seinem Schritt herum. Das Gelächter der Miliz schallte über den Fluss zu ihm herüber. Garnier drohte mit der Faust und ritt durch die Reihen seiner Männer davon.
Die Pilger würden an der Schiffsbarriere auf ihn warten. Tannhäuser fragte sich, wo Dominic war. Er schob den Pfeil wieder in den Köcher und hängte sich Altans Bogen um. Er machte das Schwert los, das in der Scheide an seinem Gürtel hing. Pascale kam vom Haus zurückgerannt. In der einen Hand trug sie sein Gewehr, in der anderen eine Fackel. Über einer Schulter hatte sie einen Bogen und einen Köcher geworfen.
»Den habe ich von einem der Sergents genommen. Darf ich den mit nach Hause nehmen?«
Pfeile. Er nahm die Waffen und hängte sie sich über die Schulter.
»Wo ist Hugon?«, fragt er.
»Hugon ist weg.«
»Weg?«
»Die Gambe auch.«
»Hugon kommt nicht zurück.« Grymonde drehte den Kopf hin und her, um Carla zu finden. »Das habe ich gleich im Geburtszimmer gesehen. Einmal ein Dieb, immer ein Dieb. Ich bin überrascht, dass er so lange gewartet hat. Aber Hugon war ja immer ein seltsamer Junge.«
»Wenn er mich um die Gambe gebeten hätte«, sagte Carla, »ich
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